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       # taz.de -- Rechtsextreme planen Festival in Köthen: Hassgesang statt Trauer
       
       > Neonazi-Gruppen kapern das Modell #wirsindmehr aus Chemnitz: Sie wollen
       > ein Rechtsrockevent in Köthen organisieren.
       
   IMG Bild: Nach dem Tod eines Mannes kam es bereits zu mehreren „Trauermärschen“ von Rechten in Köthen
       
       Der Soundtrack ist schon on Air: „Köthen ist überall, Köthen ist jeden Tag.
       Haltet zusammen, gemeinsam sind wir stark. Nehmt es nicht hin, leistet alle
       Widerstand. Auf dass der Wind sich dreht in diesem unseren Land“ skandiert
       „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ (KC).
       
       Am 29. September dürfte das Lied der rechtsextremen Hooligan-Band aus
       Bremen der Mitgrölsong in Köthen werden. An diesem Samstagnachmittag planen
       die Szeneband und weitere rechte Musiker ein Rechtsrockevent in der
       sachsen-anhaltinischen Kreisstadt. Über die [1][sozialen Netzwerke bewirbt
       bereits das „Patriotische Köthen“ den Termin]. Seit Dienstag ist die
       Webseite online, sagt ein Mitarbeiter von „Projekt GegenPart“, einem
       mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt.
       
       Auf der Seite finden sich Videobotschaften von Jennifer Sommerfeld, die am
       zweiten Abend des vermeintlichen Trauermarschs Gegendemonstranten und
       Journalisten in ihrer Rede drohte, sie würden als „Erste brennen“. Sie
       kommt aus der „Brigade Bitterfeld“. Auf die geplante Veranstaltung weist
       neben anderen Szeneportalen ebenso schon „#wirsindkoethen“ hin. Dort heißt
       es zu der „Kundgebung & Konzert“: Beginn auf dem Markt 15 Uhr, Ende 22 Uhr.
       
       „Die Kombination aus Kundgebung und Konzert dürfte auch dazu dienen, den
       Rechtsrahmen einer politischen Veranstaltung zu haben“, sagt der
       Mitarbeiter von „Projekt GegenPart“. Er verweist auf das Konzert „Rock
       gegen Überfremdung“. Mit diesem Rahmen [2][gelang es dem Veranstalter im
       thüringischen Themar,] ein Verbot von Rechtsrockkonzerten zu unterlaufen.
       
       Die Rechten kopieren #wirsindmehr 
       
       Seit Tagen versuchen extrem rechte Parteien und Netzwerke, [3][den
       tragischen Tod vom Markus B. politisch zu nutzen]. Ende der vergangenen
       Woche war der 22-Jährige in Köthen mit mindesten zwei afghanischen
       Staatsbürgern aneinandergeraten. B. starb danach. Nach Behördenangaben war
       die Todesursache Herzversagen.
       
       Das „Patriotische Köthen“ gibt sich bisher zuversichtlich, dass das Event
       stattfinden wird. Die Gruppe erfreut, dass „alle Künstler ohne Gage
       und/oder Aufwandsentschädigung auftreten werden“. Und sie versprechen, dass
       die „musikalische Darbietung (…) quer Beet“ sein werde. „Wie es sich für
       eine Gemeinschaft gehört! Keine Abgrenzung, keine krankhafte Distanzeritis
       – Gemeinsam für #Deutschland“.
       
       In den Szeneportalen wird angegeben, dass außer KC noch „Ville der Ossi“
       und weitere Musiker auftreten sollen. Als Redner sind bisher angekündigt:
       Marco Kurz von „Kandel ist überall“, Ignaz Bearth von der rechtsextremen
       „Partei National Orientierter Schweizer“ und Edwin Utrech, in der Szene ist
       er seit Pegida in Dresden als „Ed der Holländer“ bekannt.
       
       Als einzige Frau soll Julia Juls – ebenfalls vom „Kandel ist überall“ –
       kommen, die auch als Sängerin für den „Widerstand“ auftritt: „Kommt raus,
       kommt raus! Wir kämpfen für unser Land. Hand in Hand für den Widerstand“
       intoniert sie.
       
       Inwieweit der Mix der Musiker und Redner zieht, ist schwer einzuschätzen,
       sagt der Mitarbeiter des Beratungsteams. KC um Hannes Ostendorf ist eng mit
       dem gewaltaffinen Hooligan- und militanten Rechtsextremen-Milieu verwoben.
       Ihr Auftritt in Köln 2014 bei dem Aufmarsch der „Hooligans gegen
       Salafisten“ heizte die Ausschreitungen mit an –über 40 Polizeibeamten
       wurden verletzt. Mit dem Konzert [4][kopiert die rechte Szene das
       Konzert-Modell „Wir sind mehr“ in Chemnitz]. Aus der Szene wurde dem
       Anti-Rechts-Konzert da noch vorgehalten, einen „Tanz auf dem Grab“
       aufzuführen.
       
       14 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/recherchemd/status/1039942179806998529
   DIR [2] /Rechtsrock-Festival-in-Thueringen/!5511863
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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