# taz.de -- Kommentar Homophoben-Kongress: Ein europäisches Problem
> In Moldawien machen Menschen auf einem Kongress gegen die „Propaganda“
> der LGBTI mobil. Das, was dort verhandelt wird, geht uns alle an.
IMG Bild: Da stehen die TeilnehmerInnen des „World Congress of Families“ eher nicht so drauf
„World Congress of Families“ – dass dieser Name harmlos klingt, ist
Absicht. Dahinter verbirgt sich ein Projekt, das eine homophobe und
antiemanzipatorische Agenda [1][auf globaler Ebene durchsetzen will]. Im
Namen der „natürlichen Ehe und Familie“ machen die AkteurInnen des
Kongresses gegen die „Propaganda“ der LGBTI mobil gegen Ehe für alle und
Schwangerschaftsabbrüche. Und auch wenn der Kongress in der moldawischen
Hauptstadt Chișinău stattfand und damit scheinbar weit weg von der EU, sind
die Verbindungen dorthin nicht zu unterschätzen.
RednerInnen des diesjährigen Kongresses kamen unter anderem aus Frankreich,
Spanien, Italien und Österreich – ein Adliger mit Einfluss, ein
Geschäftsführer mit Geld, ein ehemaliges Mitglied des Europarats und eine
ÖVP-Politikerin. Deren Kontakte wiederum tragen ihrerseits dazu bei, dass
das Netzwerk wächst: Der spanische Geschäftsführer der
Kampagnenorganisation CitizenGo etwa sponsert die deutsche „Demo für alle“,
die erst letzte Woche durch Deutschland tourte und ebenfalls gegen die
vermeintliche Gender-Ideologie hetzt.
ÖVP-Politikerin Gudrun Kugler wiederum bezog sich in ihrer Rede positiv auf
ihr jüngstes Treffen mit dem ungarischen Präsidenten Viktor Orbán – der dem
WCF erst vergangenes Jahr ein Forum in Budapest gegeben hat, biopolitische
Perspektive inklusive: Als Bollwerk gegen illegale Migration forderte Orbán
damals „so viele ungarische Kinder“ wie möglich. Doch auch im übrigen
Europa wollen Parteien wie die PiS oder die AfD in Sachen Ehe, Familie und
„Gender-Ideologie“ zum Teil exakt dasselbe wie der WCF. Sie alle
profitieren voneinander: Die Unterstützung für solche Positionen auch
innerhalb der EU wächst.
Die geografische Lage der Republik Moldau führt dazu, dass der WCF unter
dem Radar läuft. Dass die Akkreditierung ausländischer JournalistInnen in
Chișinău zumindest schwierig war, tat sein Übriges. Dabei geht, was hier
verhandelt wurde, uns alle an. Wenn wir nicht wollen, dass Frauenrechte,
Errungenschaften für LGBTI und die offene Gesellschaft massiv eingeschränkt
werden, muss Europa hinschauen – auch wenn der Kongress an einem Ort
stattfindet, der scheinbar weit genug entfernt ist.
17 Sep 2018
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DIR Patricia Hecht
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