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       # taz.de -- Kommentar Salvini und Asselborn: Kleinkariert geschwiegen
       
       > Österreich als Ratspräsident hätte Salvini zur Ordnung rufen sollen, als
       > er beim Treffen der EU-Innenminister gegen Asselborn foulte.
       
   IMG Bild: Durfte bei seinem Gastgeber Österreich folgenlos auf seinen Kollegen Asselborn (r.) einhauen: Italiens Innenminister Matteo Salvini
       
       Es klingt ein bisschen wie Petzen in der Schule: „Bitte, Herr Lehrer, der
       Hansi hat Scheiße gesagt!“ Ob Matteo Salvini sich mit dem Video auf seiner
       Facebook-Seite [1][selber bloßgestellt hat] oder ob er Luxemburgs
       Außenminister Jean Asselborn als unbeherrschten Gutmenschen unmöglich
       gemacht hat, kann man sicher diskutieren. Wahrscheinlich sieht die
       jeweilige Klientel das ganz konträr. Keine Frage [2][entzweit die EU] so
       sehr, wie die Asyl- und Migrationspolitik.
       
       In jedem Fall aber hat Asselborn recht, wenn er sagt, man werde bei
       derartigen Treffen nie wieder Klartext reden können, wenn man fürchten
       muss, dass jede emotionale Stellungnahme, jede temperamentvolle
       Meinungsverschiedenheit sofort in den sozialen Medien landet.
       
       Salvini benimmt sich wie Donald Trump, der die über Jahrhunderte
       gewachsenen Regeln der Diplomatie über den Haufen wirft, um die Lacher auf
       seine Seite zu ziehen oder bei seinen Wählern einen billigen Punkt zu
       machen. Das entspricht auch dem strategischen Interesse der
       Rechtspopulisten: sie suchen nicht den vernünftigen Kompromiss, sondern
       setzen das Foul ein, um den Gegner zu Boden zu werfen.
       
       Österreich in seiner Rolle als Gastgeber und Ratspräsident hätte die
       Aufgabe gehabt, Salvini einen Ordnungsruf zu erteilen. Dass Österreichs
       rechtspopulistische Regierung mit Salvini [3][inhaltlich an einem Strang
       zieht], ist kein Geheimnis.
       
       ## Innenpolitische Motive bestimmen hier Europapolitik
       
       Aber anders als die FPÖ von Vizekanzler Heinz-Christian Strache will die
       ÖVP von Kanzler Sebastian Kurz die Europäische Union zwar umgestalten aber
       nicht zerstören. Aus Gründen der Koalitionsraison schweigt Kurz in der
       Regel zu den häufigen Verbaleskapaden von FPÖ-Funktionären. So durfte der
       Abgeordnete Reinhard Bösch zuletzt militärische Landnahme in Afrika zwecks
       Einrichtung von Flüchtlingsdepots propagieren. Doch wenn es um die
       Konsensfindung in der EU geht, dürfen die kleinkarierten innenpolitischen
       Motive nicht die Europapolitik bestimmen.
       
       16 Sep 2018
       
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   DIR Ralf Leonhard
       
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