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       # taz.de -- Fairer Handel für Bananen: Mehr fair, weniger bio
       
       > In anderen Ländern verkaufen Supermärkte nur noch gerecht gehandelte
       > Bananen. AktivistInnen fordern das auch für Deutschland.
       
   IMG Bild: Die hohe Pestizidbelastung konventionell erzeugter Bananen ist schlecht für Arbeiter und Umwelt
       
       Berlin taz | Nur jede zehnte Banane, die in Deutschland verkauft wird,
       stammt aus fairem Handel. Damit in Zukunft nur noch ohne Ausbeutung von
       Mensch und Umwelt erzeugte Bananen in Supermärkten verkauft werden, wollen
       Fairhandels-AktivistInnen mit einer Kampagne Druck auf den Einzelhandel
       ausüben. Künftig sollen in Deutschland auch fair-gehandelte Bananen
       verkauft werden, die kein Biosiegel haben.
       
       Nach dem Kampagnenstart an diesem Montag in Berlin finden bis zum 28.
       September bundesweit Aktionen statt. Die [1][Kampagne ist Teil der „Fairen
       Woche“], die das Forum Fairer Handel unter Schirmherrschaft von
       Entwicklungsminister Gerd Müller veranstaltet.
       
       Das Problem bei konventionellen Bananen: Weil Supermärkte sie oft als
       Lockangebote nutzen, [2][gibt es bei diesem Produkt einen harten
       Preiswettbewerb]. „Die Preise spiegeln in keiner Weise die Kosten wider“,
       sagt Melanie Leucht von Fairtrade, einem gemeinnützigen Verein, der fair
       hergestellte Produkte mit dem gleichnamigen Siegel zertifiziert. Daneben
       gibt es eine Reihe weiterer Organisationen, die Label für Lebensmittel und
       Produkte vergeben, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden, zum
       Beispiel der World Fair Trade Organization (WFTO) oder fair for Life.
       Außerdem vertreiben anerkannte Fairhandelsimporteure Produkte unter eigenen
       Marken, etwa BanaFair, El Puente oder Gepa.
       
       Beim fairen Handel erhalten die Erzeuger von den Abnehmern angemessene
       Preise und gute Lieferbedingungen, etwa Vorauszahlungen zur Finanzierung
       von Saatgut. Produzenten sind oft Kleinbauern oder Genossenschaften, die
       sich zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen für ihre ArbeiterInnen
       verpflichten. Bei der Vergabe von Fairtrade-Siegeln spielen auch
       ökologische Kriterien eine Rolle. Aber [3][nicht alle Fairtrade-Produkte
       sind automatisch biozertifiziert], denn das Verfahren dafür ist aufwendig,
       dauert lange und ist mitunter teuer. Nur bei Bananen sind in Deutschland
       alle fair-gehandelten Früchte gleichzeitig auch bio. Das soll sich
       allerdings ändern, sagt Melanie Leucht.
       
       ## Vorbild Niederlande
       
       Bananen aus konventionellem Anbau sind häufig stark mit Pestiziden
       belastet. Das ist bei fair gehandelten Früchten nicht so, auch wenn sie
       kein Biosiegel haben, sagt Leucht. Bei den Kampagnenaktionen in den kommen
       Tagen wird der Bauer Richard Padilla Duran aus Kolumbien auftreten, der aus
       einer BananenKooperative in Kolumbien kommt, die noch nicht biozertifiziert
       ist. „Nur wenn der Absatz hoch genug ist, haben die Erzeuger etwas vom
       fairen Handel“, sagt sie. Die Handelspartner unterstützen die Produzenten
       dabei, das Biosiegel zu bekommen – doch die Erzeuger können das nur
       erreichen, wenn sie bis dahin auch Abnehmer für ihre Bananen haben. Der
       deutsche Einzelhandel hat bislang wegen des extremen Preiswettbewerbs
       darauf verzichtet.
       
       In den Niederlanden werden bereits fair gehandelte Bananen ohne Biosiegel
       verkauft. „Die Kundinnen und Kunden nehmen das an“, sagt Leucht. Dort gibt
       es mit Plus und Spar bereits zwei Supermarktketten, die ausschließlich fair
       gehandelte Bananen anbieten. In der Schweiz ist das bei der Coop-Kette der
       Fall. „Das wünschen wir uns auch für Deutschland“, sagt Leucht.
       
       Eine Verbraucherbefragung habe ergeben, dass mehr als die Hälfte der
       VerbraucherInnen in Deutschland bereit wären, mehr für Bananen zu zahlen,
       die ohne Ausbeutung von Mensch und Umwelt erzeugt wurden. „Das Bewusstsein
       für ungerechte globale Handelsstrukturen und Umweltthemen wächst stetig,
       der Handel wird sich dem mehr und mehr anpassen müssen“, sagt sie.
       
       ## Online-Abstimmung
       
       Teil der Kampagne: Interessierte können [4][bei einem Onlinevoting darüber
       abstimmen], welche Supermarkt- oder Discounterkette in Deutschland ihr
       Bananensortiment komplett auf fair gehandelte Ware umstellen soll. Beim
       „Banana Fair Day“ am 28. September in Köln wird das Ergebnis verkündet.
       
       Fairtrade Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein, der nicht selbst
       handelt. „Wir haben keine kommerziellen Interessen“, sagt Leucht. Der
       Verein gehört zu Fairtrade International, das zu 50 Prozent von
       ErzeugerInnen getragen wird. Die andere Hälfte gehört Siegelinitiativen und
       Organisationen aus verschiedenen Ländern.
       
       17 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.forum-fairer-handel.de/mitmachen/faire-woche/
   DIR [2] /Berechnung-von-Transfair/!5483426
   DIR [3] /Bio-ist-nicht-immer-auch-fair/!5527288
   DIR [4] https://www.fairtrade-deutschland.de/aktiv-werden/aktuelle-aktionen/banana-fairday#bfvote
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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