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       # taz.de -- Schule gegen sexuelle Gewalt: Mit gutem Beispiel voran
       
       > Bildungssenatorin Scheeres stellt Initiative gegen sexuelle Gewalt vor –
       > und berichtet von einem Übergriff, den sie selbst als Schülerin erlebte.
       
   IMG Bild: Zum Schutzkonzept einer Schule gehört, dass die Jugendlichen AnsprechpartnerInnen haben
       
       Sandra Scheeres überraschte am Mittwoch mit einer sehr persönlichen
       Geschichte. Auf einer Pressekonferenz erzählte die Bildungssenatorin von
       der SPD, dass sie als Achtklässlerin Opfer eines sexuellen Übergriffs
       wurde. „Da haben mich einfach mal vier Jungs in den Keller geschleppt, mir
       die Arme festgehalten und mich begrabscht“, sagte Scheeres. Ein sensibler
       Lehrer habe das zum Glück aufgegriffen und sich um sie gekümmert. Heute ist
       Scheeres 48 Jahre alt. Das Erlebnis von damals habe sie immer noch im Kopf,
       sagte sie.
       
       Ihr Bericht passte zum Thema des Pressegesprächs: Scheeres verkündete
       gemeinsam mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung
       Johannes-Wilhelm Rörig den Beginn der Initiative „Schule gegen sexuelle
       Gewalt“ in Berlin. LehrerInnen und ErzieherInnen bekommen Fortbildungen und
       Infomaterialien. Sie sollen gemeinsam mit den SchülerInnen ein
       Schutzkonzept entwickeln, um bei Anzeichen eines Missbrauchs – sei es durch
       Jugendliche, sei es durch Erwachsene – vorbereitet zu sein. Ziel ist es,
       für sexuelle Gewalt zu sensibilisieren und einen offenen Umgang mit dem
       Thema zu finden, statt wegzusehen.
       
       Sandra Scheeres ging am Mittwoch mit gutem Beispiel voran. Mit ihrem
       persönlichen Bericht zeigte sie allen Betroffenen: Es ist nichts
       Ehrenrühriges daran, Opfer eines solchen Übergriffs geworden zu sein. Mit
       Schwäche hat das nichts zu tun, so etwas kann auch einer passieren, die
       Karriere macht und Senatorin wird. Und ja, man kann darüber ohne
       Gesichtsverlust sprechen.
       
       Scheeres ist wahrlich nicht die Erste, die in den letzten Monaten mit der
       Schilderung eines sexuellen Übergriffs in die Öffentlichkeit ging. Schon
       möglich, dass erst die #MeToo-Debatte ein Klima geschaffen hat, in dem
       sich Frauen wie Scheeres nach vorne wagen. Trotzdem ist auch ihr Bericht
       wichtig. Nur wenn sich viele zu sprechen trauen, rückt das Thema Stück für
       Stück aus der schambesetzten Zone. Scheeres hat am Mittwoch dazu
       beigetragen.
       
       28 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Lang-Lendorff
       
       ## TAGS
       
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