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       # taz.de -- Waldspaziergang im Hambacher Forst: Breiter Protest durch den Wald
       
       > Der Protest im Hambacher Wald wird von der bürgerlichen Mitte getragen.
       > Zum Waldspaziergang kommen mehr als 10.000 Menschen.
       
   IMG Bild: Rast während des Protestspaziergangs zum Hambacher Wald
       
       Kerpen taz | OrdnerInnen gibt es genug, etliche melden sich spontan noch.
       Aber die Armbinden reichen nicht aus. So viele Teilnehmende hat niemand
       erwartet. „Toilettenpapier geht auch“, verkündet Waldpädagoge Michael
       Zobel, der an diesem Sonntag [1][wieder zum Waldspaziergang] im Hambacher
       Forst aufgerufen hat. Wie viele gekommen sind, ist schwer zu schätzen.
       Schon vor dem offiziellen Beginn sind Hunderte zwischen den Bäumen
       verschwunden. „Die Polizei spricht auch schon von mehr als 10.000
       Teilnehmern“, gibt Zobel um 12.30 Uhr weiter.
       
       An diesem Sonntag darf der Spaziergang offiziell in den Wald, das erste Mal
       seit Beginn der Räumung. [2][77 Baumhäuser sind laut Polizei zerstört].
       Möglicherweise gebe es noch bislang unentdeckte Hütten, sagt ein Sprecher
       in Aachen. Weil die Veranstaltung alle Kräfte bindet, werden die Räumungen
       vorerst unterbrochen.
       
       Teilnehmerin Christiane Niesel berichtet, sie habe während einer ICE-Fahrt
       mit Manfred Sauer (CDU) geredet, Dortmunder Bürgermeister und Vize-OB.
       „Wisst ihr, was dieser Bürgermeister zu mir gesagt hat?“, fragt sie bei der
       Kundgebung. „Sie gehören zu einer radikalen Minderheit.“ Buhrufe erschallen
       aus der Menge, die so gar nicht radikal aussieht. Kinderwagen, graue Haare,
       Cockerspaniel: Der Protest ist größtenteils bürgerlich.
       
       Auch Dirk Jansen, Landesgeschäftsführer des Bundes für Natur und
       Umweltschutz Deutschland sagt: „Jede Woche kommen Oma, Opa, Kind und Kegel
       in den Wald.“ Klimaschutz und das „Retten unserer natürlichen
       Lebensgrundlage“ sei mittlerweile eine Volksbewegung geworden. Es sei ein
       Skandal, dass einige PolitikerInnen in Düsseldorf und Berlin das
       ignorierten: Der nordrhein-westfälischen Landesregierung aus CDU und FDP
       gehe es darum, den „starken Staat“ durchzusetzen. Das Recht zu roden aber
       habe RWE bislang noch nicht. „Wenn wir obsiegen vor Gericht, dann wird auch
       diese Rodungssaison ausfallen.“
       
       Vor Ort ist auch der Waldexperte Peter Wohlleben, der „Das geheime Leben
       der Bäume“ geschrieben hat. „Ich glaube, wir können die Rodung aufhalten“,
       sagt er. „RWE meint, da führe kein Weg dran vorbei“, aber das sei eine
       Frage der Politik. „Wenn RWE unser Klima kaputt macht, ist das so
       gefährlich wie Fukushima – und ich fordere die Politik auf, auf diese
       Gefahr für die Bevölkerung zu reagieren.“
       
       Ein Thema ist [3][auch der Brief eines anonymen Polizisten], der ein paar
       Tage zuvor erschienen ist. Der Beamte ist nicht am Einsatz beteiligt,
       schildert aber seine Sicht auf die Ereignisse im Forst. „Keiner der
       Kollegen fand es auch nur ansatzweise richtig, was hier passiert“, schreibt
       er. Die Demonstrierenden als „linke Spinner“ zu bezeichnen, sei „äußerst
       leichtfertig“: „Es gibt viel Protest, der sinnvoll ist, der gerechtfertigt
       ist, und der, wenn man den Zustand unserer Erde ansieht, nötig ist.“
       
       Er selbst sehe die Politik als Handlanger für RWE. Er wünsche allen
       KollegInnen im Einsatz, dass sie heil nach Hause kämen. „Und dass in den
       Köpfen derer, die diese Welt lenken, endlich Vernunft einkehrt.“
       
       30 Sep 2018
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anett Selle
       
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