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       # taz.de -- Ökonom über China im Handelskonflikt: „Trump setzt auf Eskalation“
       
       > Handelskriege kennen keine Gewinner, sagt Ökonom Zhang Jun. Die
       > Volksrepublik sollte ihre Märkte öffnen und stärker mit Europa
       > zusammenarbeiten.
       
   IMG Bild: China verhängt Strafzölle auf US-Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar
       
       taz: Herr Zhang, wie gefährlich ist der Handelskonflikt mit den USA für
       China derzeit? 
       
       Zhang Jun: Der Schaden der bisher erhobenen Strafzölle hält sich
       [1][bislang in Grenzen]. Doch ab jetzt könnte es bitter werden. China ist
       die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Insbesondere der Handel mit den
       USA hat China enorm vorangebracht und ist für die weitere wirtschaftliche
       Entwicklung weiterhin wichtig. Ein Handelskrieg zwischen den beiden größten
       Volkswirtschaften der Welt bringt in jeglicher Hinsicht erheblichen Schaden
       mit sich: für China, für die USA, für die ganze Welt.
       
       Die chinesische Führung beteuert, das Land sei auf einen Handelsstreit
       bestens vorbereitet. 
       
       Nein, diese Einschätzung teile ich nicht. Schon jetzt sorgt der
       Handelskonflikt für große Unsicherheit unter chinesischen Unternehmern. Sie
       können nicht mehr abschätzen, was auf sie zukommt. Das Vertrauen ist dahin.
       Derzeit exportiert China Waren im Wert von 508 Milliarden Dollar im Jahr in
       die USA. Das ist ein sehr großer Batzen.
       
       Welche Strategie verfolgt China? 
       
       Die chinesische Regierung hatte Gegenzölle in gleicher Höhe verhängt. Das
       wird aber schon [2][mit dieser Runde] nicht mehr aufgehen. China kann gar
       nicht so viele Strafzölle auf US-Waren erheben wie umgekehrt. Denn China
       importiert eben nicht so viel aus den USA. Peking hat Maßnahmen sowohl
       „quantitativer als auch qualitativer Art“ angekündigt. Was die chinesische
       Regierung sehr wahrscheinlich damit meint: Es gibt viele US-Unternehmen,
       die in China aktiv sind und viel investiert haben. Die könnte es dann
       direkt treffen.
       
       Könnte China seine Währung, den Renminbi, abwerten und so dafür sorgen,
       dass die Exporte günstig bleiben? 
       
       Das ist nicht mehr so leicht möglich. Der Renminbi ist inzwischen nicht
       mehr nur an den Dollar gekoppelt, sondern richtet sich an einem Warenkorb
       einer ganzen Reihe von Währungen aus. Er wird viel stärker als früher vom
       Markt bestimmt. Wenn der Renminbi – wie derzeit – etwas schwächer bewertet
       wird, hängt das mit den Unsicherheiten im Zuge des Handelsstreits zusammen.
       Ein zu schwacher Renminbi ist gar nicht im Interesse der Führung in Peking.
       Denn das hieße, dass Kapital aus China abfließt und Ausländer weniger
       investieren.
       
       China ist der größte Gläubiger der USA. Könnten die Chinesen Trump nicht
       den Geldhahn zudrehen? 
       
       Ganz so einfach ist es nicht. Schon der Verkauf eines kleinen Teils würde
       den Kurs der Anleihen drücken. Und da auch andere Gläubiger davon betroffen
       wären, würden diese möglicherweise ebenfalls verkaufen. Die Folge: Es
       könnte zu einer Abwärtsspirale kommen. China hätte sich selbst geschadet.
       Tatsächlich ist die Regierung schon seit einigen Jahren dabei, diese
       gegenseitige Abhängigkeit zu reduzieren, und kauft weniger
       US-Staatsanleihen. China will seine Devisenreserven stärker
       diversifizieren. Das kann sie aber nur behutsam tun. Ein zu rasches
       Abstoßen von US-Staatsanleihen würde eine globale Finanzkrise auslösen.
       
       Was bleibt China dann? 
       
       Peking allein kann gegen die mächtige USA nicht viel ausrichten. Wir
       sollten zugleich nicht vergessen: Trumps Handelskrieg richtet sich
       keineswegs nur gegen China, sondern nicht zuletzt auch gegen Europa.
       Deswegen sollte sich China stärker mit den anderen Ländern zusammentun.
       
       Auch Europa wirft der Volksrepublik unfaire Handelspraktiken vor. 
       
       Ich bin schon lange der Auffassung, dass China seine Märkte nicht mehr so
       stark abschotten darf, sondern für ausländische Unternehmen stärker öffnen
       muss. Auch der erzwungene Technologietransfer ist falsch. Konzerne sollten
       selbst entscheiden können, welche Technologien sie mit Chinesen teilen und
       welche nicht. Aber genau diese Marktöffnung erfolgt jetzt ja. Der
       Joint-Venture-Zwang ist aufgehoben, die Beschränkungen für Banken und
       Versicherungsgesellschaften aus dem Ausland auch. China macht seine
       Hausaufgaben längst.
       
       Könnten diese Schritte zu einer Lösung beitragen? 
       
       Aus Trumps Sicht kommt sie zu spät. Er scheint auf Eskalation zu setzen.
       Umso wichtiger ist, dass China keine allzu drastischen Gegenmaßnahmen wählt
       und die Auswirkungen auf den Welthandel im Blick behält. Das ist keine
       leichte Aufgabe. Nur: Handelskriege kennen eben keine Gewinner, sondern nur
       Verlierer. Peking sollte daher auch weiterhin jede Möglichkeit nutzen, mit
       Washington im Gespräch zu bleiben.
       
       18 Sep 2018
       
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