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       # taz.de -- BVG schließt Bahnhöfe für Obdachlose: Bitte alle draußen bleiben
       
       > Die BVG plant, künftig ihre Bahnhöfe bei Kälte nicht mehr für Obdachlose
       > geöffnet zu lassen. Neben langfristiger Hilfe ist diese Zuflucht aber
       > notwendig.
       
   IMG Bild: Obdachlose flüchten sich vor der Kälte oft in Bahnhöfe. Die BVG will das beenden
       
       Eigentlich haben die „Kältebahnhöfe“ in Berlin schon lange Tradition. Die
       BVG lässt im Winter zwei ihrer Bahnhöfe offen, in den letzten Jahren waren
       das Südstern und Lichtenberg, damit obdachlose Menschen dort Zuflucht
       finden können. Die Zahlen der dort unterkommenden Wohnungslosen hätten sich
       im vergangenen Winter teilweise verzehnfacht, das Schutzangebot wird
       angenommen. Damit soll [1][im kommenden Winter Schluss] sein. Die BVG
       kündigte an, dass sie diese letzte Schutzeinrichtung vor der Kälte nicht
       mehr zur Verfügung stellen werde. Das Unternehmen begründete dies mit
       Sicherheitsbedenken, wie die Berliner Morgenpost als erste berichtete.
       
       Kritik an der Ansage kam sowohl von politischer als auch gesellschaftlicher
       Seite. Die Caritas nannte den Vorstoß einen „Ausdruck sozialer Kälte in
       dieser Stadt“. Oppositionspolitiker monierten, die Berliner Politik ginge
       nicht genug gegen die Ursachen der Obdachlosigkeit vor, sondern arbeite
       sich nur an den Symptomen ab. Die BVG-Chefin Sigrid Nikutta verteidigte das
       Vorgehen. Da viele der Schutzsuchenden unter Drogeneinfluss seien, bestehe
       nahe der Gleise und Starkstromleitungen in den Bahnhöfen Lebensgefahr.
       Zustimmung bekam sie von Fahrgastverband: Die Obdachlosigkeit sei ein
       Problem, das in die Verantwortung der Politik falle.
       
       Selbstverständlich braucht es eine Ursachenbekämpfung der Obdachlosigkeit,
       die dafür sorgt, dass Menschen gar nicht erst auf der Straße landen. Ebenso
       muss die Politik nachhaltige Angebote für obdachlose Mitmenschen schaffen,
       die sie für immer aus der prekären Lage herausholen. Übergangsangebote wie
       die Kältehilfe sollten keine Dauerlösung für die Betroffenen bleiben,
       genauso wenig wie die Übernachtung in Bahnhöfen. Der Sprecher für
       Armutsbekämpfung der Grünen-Fraktion, Stefan Ziller, forderte deswegen
       schon, dass BVG und zuständige Senatsverwaltung eine gemeinsame Lösung
       suchen. Dem sollen sich auch Projekte der Wohnungslosenhilfe anschließen.
       
       Aber die Menschen sind jetzt obdachlos. Sie brauchen jetzt Hilfe. Sie
       müssen jetzt vor der Kälte bewahrt werden. Und da kann noch so effektiv an
       einer Ursachenbekämpfung gearbeitet werden – bis zum Winter wird nicht
       jede*r in Berlin eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf haben. Deswegen ist
       es falsch, obdachlosen Menschen die letzte Zuflucht zu nehmen, und sei sie
       noch so trostlos wie ein Bahnhof.
       
       „Zu sagen: Jetzt haben wir genug Betten, jetzt müssen sie nicht mehr in die
       U-Bahnhöfe, das funktioniert nicht“, sagte Caritas-Sprecher Thomas Gleißner
       der Berliner Morgenpost. Denn nicht alle ohne Dach über dem Kopf können
       oder wollen zur Kältehilfe, sei es wegen Drogenabhängigkeit, Hundebesitz
       oder schlechter Erfahrungen. Für sie braucht es eine Akutlösung gegen kalte
       Winternächte – was langfristige Betreuung, Hilfe und Strategien ja
       keineswegs ausschließt.
       
       18 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/nahverkehr-in-berlin-bvg-will-u-bahnhoefe-im-winter-nicht-mehr-fuer-obdachlose-oeffnen/23075894.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sarah Kohler
       
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