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       # taz.de -- Flucht und Migration nach Europa: EU will Kooperation mit Kairo
       
       > Kann Ägypten zur Lösung des Migrationsdauerstreits in der Europäischen
       > Union beitragen? Die EU setzt Hoffnung auf die autoritäre Regierung in
       > Kairo.
       
   IMG Bild: Deutet einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik an: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
       
       Salzburg dpa | Ägypten ist zu Beratungen mit der EU über eine „vertiefte
       Zusammenarbeit“ bei den Themen Migration und Wirtschaft bereit. Dies sagte
       ein EU-Diplomat am frühen Donnerstagmorgen nach fünfstündigen Beratungen
       beim EU-Gipfel in Salzburg. Es gebe Unterstützung dafür im Kreis der 28
       EU-Länder. Ungeachtet dessen zeigte sich EU-Kommissionschef Jean-Claude
       Juncker unzufrieden mit den Beratungen.
       
       Ende Juni hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Kollegen unter
       anderem beschlossen, dass Sammelzentren für aus Seenot gerettete Migranten
       in nordafrikanischen Staaten geprüft werden sollten. Bisher hat sich jedoch
       kein afrikanisches Land bereit erklärt, ein solches Zentrum einzurichten.
       
       Auch nach den Gesprächen am Mittwoch konnte Juncker kaum Fortschritte beim
       ewigen Streitthema vermelden, ob und wie im Mittelmeer gerettete Migranten
       in der EU aufgenommen und verteilt werden sollen. Er sagte der Deutschen
       Presse-Agentur, in dieser Frage habe es nicht genügend
       Kompromissbereitschaft der 28 EU-Staaten gegeben. Am Donnerstag solle
       weiter darüber beraten werden.
       
       Zuvor hatte Juncker einen Kurswechsel im Dauerstreit um die
       Flüchtlingspolitik angedeutet. Vor Beginn des EU-Gipfels rückte er von der
       Haltung ab, dass alle Mitgliedstaaten zumindest einige Menschen aufnehmen
       müssten. Stattdessen forderte er von Ländern, die keine Flüchtlinge
       aufnehmen wollen, andere Beiträge zur Migrationspolitik: „Die einen nehmen
       Flüchtlinge auf. Die, die das nicht wollen, nicht können – obwohl sie es
       müssen –, die müssen sich in Sachen Solidarität bewegen.“ Damit kommt er
       den östlichen EU-Staaten entgegen, die seit Jahren „flexible Solidarität“
       fordern – also etwa finanzielle Beiträge statt der Aufnahme von
       Flüchtlingen.
       
       [1][Annäherungen mit Ägypten] hatten sich zuletzt angedeutet. Österreichs
       Kanzler Sebastian Kurz, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft
       innehat, und EU-Ratspräsident Donald Tusk hatten den ägyptischen
       Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi am Wochenende in Kairo besucht. Kurz
       sprach am Mittwoch von guten Gesprächen mit der ägyptischen Seite. Die
       Beratungen mit der Regierung in Kairo über eine vertiefte Zusammenarbeit
       stünden allerdings noch ganz am Anfang, hieß es am Donnerstag einschränkend
       aus den EU-Kreisen.
       
       ## Streit um den Brexit
       
       Die 28 EU-Staaten unterstützten beim EU-Gipfel auch Tusks Vorschlag eines
       gemeinsamen Sondergipfels mit der Arabischen Liga im Februar kommenden
       Jahres in Ägypten. Auch mit anderen Staaten in Nordafrika solle die
       Zusammenarbeit vertieft werden, hieß es aus EU-Kreisen.
       
       Unverändert festgefahren sind die Verhandlungen über den EU-Austritt
       Großbritanniens. Hier beharren sowohl Großbritannien als auch die EU auf
       der Forderung, die jeweils andere Seite müsse sich bewegen. Nur bei der
       Streitfrage, wie eine harte Grenze zwischen dem EU-Staat Irland und
       Nordirland vermieden werden kann, hatte die EU zuletzt Nachbesserungen
       angekündigt.
       
       Kanzlerin Merkel warb für einen Brexit „in guter Atmosphäre“ und in „großem
       Respekt vor einander“. In einigen Punkten sei eine gute Zusammenarbeit
       möglich, etwa bei der inneren und äußeren Sicherheit. Ähnlich hatte sich
       zuvor auch Tusk geäußert. Allerdings stellte er auch klar, dass die
       britischen Vorschläge für eine künftige Wirtschafts- und Zollpartnerschaft
       mit der EU nicht akzeptabel seien. Diese müssten überarbeitet werden,
       forderte Tusk. Darauf gab die britische Premierministerin Theresa May
       sofort Kontra.
       
       Am Donnerstag wollen die 27 verbleibenden EU-Staaten über den weiteren
       Brexit-Zeitplan beraten. Tusk will ihnen dann vorschlagen, einen
       Brexit-Sondergipfel Mitte November einzuberufen. Damit hätten die
       Unterhändler rund vier Wochen länger für die Verhandlungen Zeit, um einen
       [2][ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der EU] zu vermeiden.
       
       20 Sep 2018
       
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