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       # taz.de -- „Generation Fischstäbchen“ ohne Peilung: Wie kommt der Fisch auf den Teller?
       
       > Viele essen gerne Fische. Doch wie sie leben und woher die Meerestiere
       > urprünglich kommen, das wissen die meisten nicht.
       
   IMG Bild: Makrelen aus der Nordsee
       
       Berlin taz | Deutsche mögen Fisch, aber sie wissen wenig über ihn. So gaben
       deutsche Verbraucher im vergangenen Jahr im Einzelhandel 3,9 Milliarden
       Euro für den Verzehr von Fisch und Meeresprodukten aus, fast 4 Prozent mehr
       als im Jahr zuvor. Aber ihre Kenntnisse über die Wassertiere sind eher
       gering, hat das [1][Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
       Binnenfischerei (IGB)] in Berlin in einer Bevölkerungsbefragung zum Thema
       Fische und Artenvielfalt in Flüssen festgestellt.
       
       Wie sehen Bachforelle, Äsche, Barbe, Brachse und Kaulbarsch aus, und wie
       schmecken sie? Die „Generation Fischstäbchen“ hat an der Frage zu kauen.
       „Unsere Annahme, dass das Wissen über Süßwasserfische in der deutschen
       Bevölkerung eher begrenzt ist, hat sich in unserer Studie bestätigt“, sagt
       die Fischereibiologin Sophia Kochalski von der IGB-Arbeitsgruppe
       Integratives Angelfischereimanagement.
       
       So werden die Fischarten Regenbogenforelle und Bachsaibling, die erst im
       19. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa eingeführt wurden, von den
       Befragten überwiegend für heimisch gehalten. Dagegen wird der einst in
       deutschen Flüssen heimische Lachs hingegen von den Deutschen vornehmlich in
       Skandinavien verortet, wo er heute in großen Fischfarmen gezüchtet wird.
       „Das hat uns überrascht, weil der Lachs in Artenschutzkreisen gerne als
       Flaggschiffart für den Fließgewässerschutz genutzt wird und sowohl im Rhein
       als auch in der Elbe über Besatz wiederangesiedelt wird“, erklärt
       Fischforscherin Kochalski.
       
       Die IGB-Wissenschaftler verbanden die Fischfrage auch mit ihrem Kernthema,
       dem Gewässerschutz, und fanden heraus, dass den Deutschen gleichwohl
       saubere Flüsse ein Anliegen sind. „Die Befragten sind zu ihren
       Überzeugungen und Einstellungen über tieferliegende naturverbundene Werte
       gelangt“, beschreibt Kochalski diesen Befund. Bei diesem grundlegend
       positiven Umweltbewusstsein liegen die Deutschen übrigens europaweit in
       einer Spitzenposition, wie der internationale Vergleich der Ergebnisse
       zeigte.
       
       Und wie kann das Fischwissen in der Bevölkerung verbessert werden? „Für den
       praktischen Gewässer- und speziell den Fischartenschutz in Deutschland
       schlagen wir vor, verstärkt mit ausgewählten Akteuren, die sich bereits für
       Gewässer und das Leben darin begeistern, zusammenzuarbeiten“, rät die
       IGB-Forscherin. Zu diesen Akteuren zählt sie die Angler und
       Wildtierbeobachter (Citizen Scientist), aber auch Künstler und Historiker,
       „die mit ihren Bildern und Texten einen Blick unter die Wasseroberfläche
       gewähren und so für die Sache Fisch sensibilisieren können“. Von Bedeutung
       ist die Kombination von Informationen über die einzelnen Tierarten mit
       dem gesamten Ökosystem, hebt der Studienleiter Professor Robert Arlinghaus,
       Fischereiwissenschaftler am IGB und der Humboldt-Universität zu Berlin,
       hervor.
       
       „Die gesellschaftliche Sensibilisierung für Gewässer- und
       Fischartenschutzprojekte gelingt besser, wenn der Nutzen eines ökologisch
       gesunden Ökosystems für den Einzelnen und die Gesellschaft hervorgehoben
       wird“, sagt Arlinghaus. „Das dafür nötige saubere Wasser und freifließende
       Flüsse sind am Ende auch Flusseigenschaften, die bedrohten Wanderfischen
       wie Lachs und Stör zugutekommen“, so sein Praxisfazit der Studie.
       
       23 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.igb-berlin.de/news/was-wissen-die-deutschen-ueber-die-fische-ihren-fluessen
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Ronzheimer
       
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