# taz.de -- Kommentar Chinas Filmdiva Fan Bingbing: Schauprozess im Internet
> Fan Bingbing ist im Juli verschwunden und nun wieder aufgetaucht. Sie
> soll Steuern hinterzogen haben – jetzt statuiert die Partei an ihr ein
> Exempel.
IMG Bild: Zeigt sich geläutert: Fan Bingbing
Fan Bingbing gilt als bestbezahlte Chinesin im Showgeschäft. [1][Laut dem
US-Magazin Forbes] soll die 37-Jährige allein im Jahr 2016 umgerechnet 17
Millionen Dollar verdient haben. Doch die in Europa eher unbekannte
Schauspielerin, die in ihrer Heimat beim Mikroblogging-Dienst Weibo rund 63
Millionen Follower zählt, sorgt in China jetzt auch abseits der Leinwand
für Aufsehen.
[2][Seit Juli war sie verschwunden], mutmaßlich in einem „Gästehaus“ der
Polizei und Justiz eingesperrt. Kürzlich meldete die amtliche
Nachrichtenagentur Xinhua,Fan müsse 883 Millionen Yuan (111 Millionen Euro)
an Steuernachzahlungen und Strafe zahlen. Am Mittwoch zeigte sich die
wieder aufgetauchte Fan reumütig auf Weibo: „Ohne die Partei und die gute
Politik des Landes, ohne die liebevolle Aufmerksamkeit der Massen gäbe es
keine Fan Bingbing.“
Fan soll Millionen mithilfe sogenannter „Yin-Yang-Verträge“ am Fiskus
vorbeigeschleust haben. Dabei gibt es einen niedrig dotierten Vertrag fürs
Finanzamt und einen zweiten, hoch dotierten, der nicht versteuert wird.
Diese Praxis ist in Chinas Showgeschäft weitverbreitet. Doch die Behörden
gingen erst dagegen vor, nachdem im Mai ein früherer Fernsehmoderator bei
Weibo ausgepackt hatte. Sein Post wurde 38 Millionen Mal angeschaut, bevor
er wegzensiert wurde.
Was sagt uns der Fall? Vielleicht gehen die Behörden zu Recht gegen Fan
vor. In China, wo die Einkommensschere immer weiter auseinanderklafft, sind
solche Maßnahmen zumindest sehr populär. Doch hat dies mit einem
rechtsstaatlichen Verfahren nichts zu tun. Es ist ein übers Internet
ausgetragener Schauprozess, der einschüchtern [3][und vor ähnlichen Taten]
warnen soll.
Zugleich demonstriert er die Macht der Kommunistischen Partei, die schalten
und walten kann, wie sie will, und damit auch zeigt, dass sie selbst vor
dem Einfluss populärer Menschen wie Fan nicht zurückschreckt. Damit
inszeniert sie sich selbst als „gerecht“. Mit Gerechtigkeit haben solch
intransparente Verfahren aber nichts zu tun.
5 Oct 2018
## LINKS
DIR [1] https://www.forbes.com/sites/russellflannery/2017/09/22/actress-fan-bingbing-tops-new-forbes-china-celebrity-list/#33fc00bc4e35
DIR [2] /Steuerhinterziehung-in-China/!5541560
DIR [3] /Ai-Weiwei-soll-jetzt-zahlen/!5108578
## AUTOREN
DIR Sven Hansen
## TAGS
DIR China
DIR Steuerhinterziehung
DIR Schauprozess
DIR Kommunistische Partei
DIR China
DIR China
DIR Ruanda
DIR China
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Steuerhinterziehung in China: Die reumütige Rückkehr der Film-Diva
Drei Monate war die Schauspielerin Fan Bingbing verschwunden. Nun ist sie
wieder da – und muss 112 Millionen Euro Steuern nachzahlen.
DIR China-Afrika-Forum in Peking: Eine blühende Zukunft
Mit Investitionen in Milliardenhöhe lockt China die Staaten Afrikas. Peking
will den Kontinent zu einem Teil seiner neuen Seidenstraße machen.
DIR Investitionen in Ruanda: Chinas neue Textil-Werkbank
Unternehmer aus Fernost entdecken das ostafrikanische Ruanda.
Steuererleichterungen und Vorteile beim Export in die EU locken sie an.
DIR China als Wirtschafsakteur in Afrika: Neue Milliardenkredite aus China
China will sein Engagement in Afrika weiter ausbauen. Während mit
chinesischem Geld dort ganze Städte entstehen, verliert Deutschland den
Anschluss.