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       # taz.de -- Korruptionsurteil in Südkorea: Nächster Ex-Präsident im Knast
       
       > Südkoreas Ex-Präsident Lee Myung-bak wurde wegen Korruption zu 15 Jahren
       > Haft verurteilt. Im Gefängnis trifft er seine einstige Nachfolgerin.
       
   IMG Bild: Gerichtstermin in Seoul: Lee Myung-bak (rechts) beim Prozessauftakt im Mai
       
       Seoul taz | Südkoreas ehemaliger Präsident Lee Myung-bak ist am Freitag zu
       15 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 10 Millionen Euro
       verurteilt worden. Das Bezirksgericht Seoul sah es unter anderem als
       erwiesen an, dass der 76-jährige Politiker während seiner Amtszeit von 2008
       bis 2013 Bestechungsgelder angenommen und Firmengelder von über 20
       Millionen Euro unterschlagen hat. Der Verurteilte selbst blieb der
       Verkündung fern – aus Protest gegen die Entscheidung des Gerichts, eine
       Fernsehübertragung der Verhandlung zu erlauben.
       
       Lee reiht sich damit in eine ganze Reihe an konservativen Spitzenpolitikern
       ein, die seit Amtsantritt des linksgerichteten Präsident Moon Jae-in mit
       Gefängnisstrafen belegt wurden. Seine Nachfolgerin Park Geun-hye muss
       derzeit gar über 30 Jahre Haft absitzen – ebenfalls wegen Korruption.
       
       Die konservativen Parteien sprechen bei der Verhaftungswelle aus ihrer
       Fraktion wiederholt von politisch motivierten Verfahren der linken
       Regierungspartei. Auch gegen den früheren Präsidenten Lee Myung-bak wurden
       die Ermittlungen erst gründlich aufgenommen, nachdem Moon Jae-in an die
       Macht kam.
       
       Handelt es sich also um politische Racheakte? „Ich habe erstmal
       grundsätzliches Vertrauen in den Rechtsstaat Koreas“, sagt Sven
       Schwersensky, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Seoul. Laut dem
       Ostasienexperten deute vieles daraufhin, dass die Staatsanwaltschaft
       während der erzkonservativen Regierungen blockiert würde. Erst jetzt könne
       sie ihre Arbeit frei ausüben.
       
       ## Direktes Ticket ins Gefängnis
       
       Im südkoreanischen Volksmund wird oft gescherzt, dass die Wahl zum
       Präsidenten ein direktes Ticket ins Gefängnis ist. Tatsächlich wurden seit
       den ersten demokratischen Wahlen des Landes im Jahr 1988 insgesamt vier
       Staatschefs zu Gefängnisstrafen verurteilt. Fast immer ging es dabei um
       Korruption.
       
       Laut Transparency International rangiert Südkorea beim Korruptionsindex auf
       einem schwachen 51. Platz, noch hinter Malta, Spanien oder Ruanda. Das hat
       auch mit der Mentalität aus der Vergangenheit zu tun. “Noch in den 60er
       Jahren, als Südkorea bitterarm war, gehörte es selbst für Regierungsbeamte
       zur Notwendigkeit, Bestechungsgelder von Firmen zu fordern. Ihr Gehalt war
       viel zu gering, um über die Runden zu kommen“, sagt Buchautor Michael
       Breen, der seit den frühen 80er Jahren bereits in Südkorea lebt.
       
       Zu diesem alten System gehört auch die enge Verflochtenheit zwischen den
       großen Konglomeraten und der jeweiligen Regierung, bei der oft eine Hand
       die andere wäscht. Es ist kein Zufall, dass sowohl beim Fall Park Geun-hye
       als auch beim Fall Lee Myung-bak das größte Unternehmen des Landes,
       Samsung, Bestechungsgelder in Millionenhöhe gezahlt hat.
       
       Südkoreas aktueller Präsident Moon Jae-in wurde vor allem für sein
       Versprechen ins Amt gewählt, das korrupte System zwischen Wirtschaft und
       Politik endgültig zu reformieren. Deutliche Resultate ist er jedoch seinen
       Wählern bislang schuldig geblieben.
       
       Samsungs de-facto-Chef Lee Jae-yong saß gar Ende September hochoffiziell in
       Moon Jae-ins Präsidentenmaschine nach Pjöngjang. Beim innerkoreanischen
       Gipfeltreffen war er Teil der Regierungsdelegation, um im Falle einer
       weiteren Annäherung mit Nordkorea Wirtschaftsprojekte anzukurbeln. Dabei
       befindet sich der bekannteste Manager des Landes noch immer auf Bewährung.
       
       5 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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