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       # taz.de -- Vorwürfe gegen US-Richterkandidat: Kavanaugh erklärt sich
       
       > Trump will nach der Anhörung von Brett Kavanaugh dessen Kandidatur für
       > den Supreme-Court überdenken. Dem Juristen werden sexuelle Übergriffe
       > vorgeworfen.
       
   IMG Bild: Brett Kavanaugh weist alle Vorwürfe von sich
       
       Washington ap/dpa | Vor dem Justizausschuss des US-Senats kommt es am
       heutigen Donnerstag zu einer Anhörung um Vorwürfe sexueller Nötigung gegen
       den Richterkandidaten für den Obersten Gerichtshof. Neben dem beschuldigten
       [1][Brett Kavanaugh] wird die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford
       aussagen, die die Vorwürfe gegen den erzkonservativen Juristen erhoben hat.
       
       Der Termin birgt politische Sprengkraft: Republikaner im Senat dringen
       darauf, Kavanaughs Nominierung zu retten – und damit im Supreme Court auf
       Jahrzehnte hinaus ein konservatives Übergewicht verankern zu können.
       Kavanaugh und Ford müssen sich den Fragen von elf Republikanern – allesamt
       Männer – sowie zehn Demokraten stellen. Die Führung der Republikaner hatte
       zudem angekündigt, eine Juristin als Assistentin in die Anhörung
       einzubinden.
       
       Die Uniprofessorin wirft dem Supreme-Court-Anwärter vor, sie vor mehr als
       30 Jahren auf einer Party auf ein Bett gedrückt, sie angefasst und versucht
       zu haben, sie auszuziehen. In ihrer vorbereiteten Zeugenaussage, die am
       Vortag vorlag, erklärt Ford, sie habe geglaubt, dass Kavanaugh sie damals
       habe vergewaltigen wollen. Sie habe „Angst“ gehabt, mir ihrer Geschichte an
       die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sei Ziel von Belästigungen und gar
       Todesdrohungen geworden. Doch sehe sie es als ihre „Bürgerpflicht“ an, die
       Senatoren über das Geschehene in Kenntnis zu setzen. Die Einzelheiten des
       mutmaßlichen Übergriffs hätten sie bis ins Erwachsenenalter „verfolgt.“
       
       Kavanaugh hat die Vorwürfe wiederholt vehement zurückgewiesen. Er sei noch
       nicht einmal auf der von Ford beschriebenen Party gewesen, sagte er in
       einem Interview des Senders Fox News. Die Republikaner sehen in den
       Anschuldigungen eine Schmierenkampagne und ein taktisches Spiel der
       Demokraten, die dessen Nominierung stoppen soll. Doch angesichts neuer
       Vorwürfe gegen Kavanaugh ließen einige republikanische Senatoren
       durchblicken, dass nun vieles von dessen Auftritt bei der Anhörung abhänge.
       
       ## Trump hält Vorwürfe weiterhin für unbegründet
       
       Selbst Trump, der sich zuletzt vehement hinter Kavanaugh stellte, behielt
       sich am Mittwoch einen „Sinneswandel“ über die Personalie offen, falls Ford
       „total überzeugend“ sein sollte. Auf die Frage, ob er Kavanaughs
       Nominierung kassieren würde, entgegnete der Präsident: „Wenn ich dächte,
       dass er sich so einer Sache schuldig gemacht hat … Ja, klar.“ Er halte die
       Vorwürfe zwar weiter für unbegründet, wolle aber die Anhörung aufmerksam
       verfolgen. „Ich glaube, das wird ein sehr, sehr wichtiger Tag in der
       Geschichte unseres Landes“, sagte Trump.
       
       [2][Sein Wunschkandidat geriet vor der Anhörung immer mehr unter Druck.]
       Eine Frau namens Julie Swetnick erklärte, sie habe ihn in den frühen 80er
       Jahren häufig bei ausgiebigen Trinkgelagen und „unangemessenen Kontakten
       sexueller Natur zu Frauen“ beobachtet. Kavanaugh wies dies ebenfalls zurück
       – ebenso wie die Darstellung einer zweiten Frau, die ihm sexuelle Nötigung
       während ihrer Studienzeit in Yale vorwirft.
       
       Er wäre bei weitem nicht der erste Supreme-Court-Anwärter, der im
       Ernennungsprozess scheitert. Es gab in der langen Geschichte des höchsten
       US-Gerichts mehrere Dutzend Fälle, in denen Nominierungen zurückgezogen
       wurden oder ein Kandidat beim Votum im Senat durchfiel.
       
       ## Zweifel unter Republikanern
       
       Erst muss der Justizausschuss der Kammer eine Empfehlung abgeben, dann muss
       der gesamte Senat über die Ernennung abstimmen. Die Republikaner haben im
       Senat derzeit nur eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme, stehen aber
       weitgehend hinter Kavanaugh und wollen den Justizausschuss nach dessen
       Anhörung rasch darüber abstimmen lassen, ob er dem gesamten Oberhaus für
       eine Bestätigung empfohlen werden soll. Aber es gibt auch einzelne
       Republikaner, deren Zustimmung zu Kavanaugh angesichts der Vorwürfe
       wackelt. Für sie ist nun die Anhörung mit Ford entscheidend.
       
       Senatsmehrheitsführer Mitch McConnell trug seinen Kollegen denn auch auf,
       sich für eine Wochenendsitzung bereit zu halten. Sein Ziel ist, Kavanaugh
       noch vor Beginn der nächsten Amtsperiode des Supreme Court am 1. Oktober zu
       bestätigen. Ob die Unterstützung für Kavanaugh unter seinen Parteikollegen
       schwinde, fragte ein Reporter John Thune, den dritthöchsten Republikaner im
       Oberhaus. Dieser stockte kurz, ehe er mit „Nein“ antwortete.
       
       Die Demokraten wollen den Prozess mit aller Macht rauszögern. Bei den
       anstehenden Kongresswahlen im November könnte die Senatsmehrheit wieder an
       die Demokraten fallen, die den Wunschkandidaten von Präsident Donald Trump
       dann noch verhindern könnten. Beide Seiten liefern sich seit Tagen eine
       Schlammschlacht um die Personalie. Aber beide stehen auch vor dem Problem,
       dass sie aufpassen müssen, durch ihre strategischen Winkelzüge bei dem
       heiklen Thema nicht lauter Wähler vor den Kopf zu stoßen – vor allem
       Frauen.
       
       27 Sep 2018
       
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