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       # taz.de -- Reisebusse in Mitte sorgen für Streit: Die Bussi-Bussi-Besucher
       
       > Immer mehr Touristen, immer mehr Reisebusse auf der Museumsinsel:
       > Anrainer wehren sich gegen Haltebuchten und haben eine Idee. Ein
       > Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: Besuchermagnet Museumsinsel, hier das Neue Museum: viele Touristen kommen mit Reisebussen
       
       Touristen sind in einigen überlaufenen Städten ja inzwischen personae non
       gratae. So weit ist es in Berlin noch nicht. Aber angesichts ihrer seit
       Jahren steigenden Zahl und vieler Gegenden, die rein auf Touristen
       zugeschnitten sind, stellt sich mehr denn je die Frage: Wie umgehen mit den
       Rollkofferhorden?
       
       Ein aktueller Konflikt auf der Museumsinsel ist ein weiterer Beleg dafür,
       dass sich die Stadt darüber zu wenige Gedanken macht, und von Rot-Rot-Grün
       hätte man auch in dieser Hinsicht mehr erwartet. Da wehren sich auf einer
       Pressekonferenz am Dienstag in seltener Eintracht sechs Anrainer der
       [1][Museumsinsel] – darunter das Humboldt Forum, der Dom und die
       [2][Hochschule für Musik Hanns Eisler] – gegen die Idee der
       Senatsverkehrsverwaltung, im November vor der Musikhochschule drei
       Haltebuchten für Reisebusse zu bauen.
       
       Der Plan ist schon zehn Jahre alt und stammt aus einer Zeit, als vom
       Retroschloss noch nicht mal klar war, wie es aussehen sollte. Trotzdem hat
       offenbar niemand in der Verwaltung von Verkehrssenatorin Regine Günther
       (parteilos, für die Grünen) daran gedacht, über diese Idee noch einmal
       nachzudenken.
       
       Gut tausend Besucher pro Stunde sollen in Spitzenzeiten mit dem Bus auf die
       Insel gekarrt werden, wenn Ende kommenden Jahres das Humboldt Forum
       eröffnet ist – das entspricht, so die offiziellen Berechnungen der
       Schlossbauherren, knapp 30 Busladungen. Um deren Lärm und Abgasen zu
       entgehen, schlagen die sechs Anrainer vor, dass die Busse künftig jenseits
       der als Weltkulturerbe bekannten Insel ihre Fracht ein- und entladen.
       
       Ganz verzichten wollen sie aber auf die (in doppelter Hinsicht) bequemen
       Bussi-Bussi-Touristen nicht: Obwohl die Museumsinsel ab Ende 2020 dank der
       verlängerten U5 perfekt zu erreichen sein wird, setzt sich keiner der sechs
       Anrainer dafür ein, die Reisebusse künftig fernab der Touristenhotspots –
       in Berlin etwa am S-Bahn-Ring –, zu stoppen und die Passagiere auf U- oder
       S-Bahn umleiten zu lassen.
       
       Dabei wäre das eine Idee, die zum einen in vielen anderen großen
       europäischen Städten längst umgesetzt ist. Zum anderen wäre sie viel eher
       dazu geeignet, die Debatte über ein nachhaltiges Konzept für Reisebusse
       anzustoßen, als ein Streit über drei Parkbuchten diesseits oder jenseits
       der Museumsinsel.
       
       20 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Museumsinsel_(Berlin)
   DIR [2] https://www.hfm-berlin.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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