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       # taz.de -- Arbeitsbedingungen bei „Ryanair“: Einen Betriebsrat per Gesetz
       
       > Arbeitsminister Heil will per Gesetz einen Betriebsrat beim Billigflieger
       > ermöglichen. Die Tarifverhandlungen stocken derweil.
       
   IMG Bild: Billige Preise, schlechte Bezahlung: Ryanair
       
       Berlin taz | Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will mit einer
       Gesetzesänderung Ryanair-Beschäftigten die Gründung eines Betriebsrats
       ermöglichen. Einen entsprechenden Vorschlag, der der taz vorliegt,
       verschickte der SPD-Politiker am Freitag an die Fraktionsspitzen der
       Regierungskoalition im Bundestag.
       
       Das Betriebsverfassungsgesetz sieht bislang für das fliegende Personal eine
       Arbeitnehmervertretung nur dann vor, wenn zuvor ein Tarifvertrag
       abgeschlossen wurde. Laut Bundesarbeitsministerium besteht diese Regelung
       seit 1972.
       
       Das fliegende Personal sei „wegen der besonderen, nicht ortsgebundenen Art
       der Tätigkeit“ damals aus dem Geltungsbereich des
       Betriebsverfassungsgesetzes ausgenommen worden, teilte das Ministerium der
       taz mit. Die Regelung fiel so den Tarifparteien zu. Diese Rechtslücke will
       das Ministerium nun schließen – wohl auch, weil die Tarifverhandlungen
       zwischen Ryanair und den Gewerkschaften kaum vorankommen. Über den Vorstoß
       hatte zuerst das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
       
       Ryanair-Mitarbeiter klagen über ihre Arbeitsbedingungen und schlechte
       Bezahlung. Nach einem Treffen mit Beschäftigten der Billigfluglinie am
       Frankfurter Flughafen hielt Heil dem Unternehmen am Freitag vor, mit seinem
       Beschäftigungsmodell die Hoffnungen junger Menschen aus ganz Europa zu
       missbrauchen. Der Konflikt sei mehr als eine Tarifauseinandersetzung, aus
       der sich die Politik heraushalten würde. „Wer sich so benimmt, legt sich
       mit der gesamten Regierung eines wichtigen Mitgliedsstaates an“, sagte
       Heil.
       
       Mit seinem Vorstoß leistet der SPD-Politiker gut eine Woche vor der Wahl in
       Hessen dem dortigen Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel
       Wahlkampfhilfe. „Was ich von den Ryanair-Beschäftigten heute hören musste,
       treibt mir die Zornesröte ins Gesicht“, [1][sagte Schäfer-Gümbel], der mit
       Verdi-Chef Frank Bsirske bei Heils Presseerklärung zugegen war.
       
       Bei den gleichzeitig am Freitag laufenden Tarifverhandlungen zeichnete sich
       keine Einigung ab. Man erwarte ein verbessertes Tarifangebot von Ryanair,
       ließen die Gewerkschaften verlauten. Verdi und die Vereinigung Cockpit
       fordern für die knapp 1.000 Ryanair-Flugbegleiter deutlich höhere Gehälter
       sowie Arbeitsbedingungen nach den Standards des Landes, in dem die
       Mitarbeiter jeweils angestellt sind. „Bei den Arbeitsbedingungen begegnet
       einem das 19. Jahrhundert“, sagte Bsirske.
       
       Die Gewerkschaften machen eine Lösung des Konflikts außerdem von Regelungen
       für den Standort Bremen abhängig. Diesen will Ryanair zum 5. November
       schließen. Das träfe 90 Beschäftigte der irischen Fluggesellschaft. Die
       Arbeitnehmervertreter verlangen mindestens einen Sozialplan, besser noch
       eine Fortführung des Standortes. Sonst werde es keine Fortschritte bei den
       Verhandlungen geben. (mit dpa)
       
       19 Oct 2018
       
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