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       # taz.de -- Bauhaus sagt Feine Sahne Fischfilet ab: Unfeine Ausladung
       
       > Offen engagiert sich Feine Sahne Fischfilet gegen Rechts. Die Ausladung
       > der Punkband durch die Bauhaus-Stiftung ist ein kulturpolitischer
       > Skandal.
       
   IMG Bild: „In unseren Augen erbärmlich“: FSF-Sänger Monchi über die Ausladung
       
       Heiko Maas und Frank-Walter Steinmeier können ein Lied davon singen, wie
       sehr die Punkband Feine Sahne Fischfilet (FSF) polarisiert. Als die
       Rostocker Band 2016 in Anklam ein Konzert gegen Rechtsextremismus gegeben
       hatte, sprach der damalige Justizminister Maas von einem „tollen Zeichen
       gegen Fremdenhass und Rassismus“. Es folgte: ein Shitstorm von rechts,
       Kritik aus der CDU und der Polizeigewerkschaft.
       
       Und als Bundespräsident Steinmeier vor sechs Wochen für das [1][„Wir sind
       mehr“-Konzert in Chemnitz] warb, bei dem die Gruppe um Sänger Jan „Monchi“
       Gorkow auftrat, machte CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer
       [2][eine Rechts-Links-Milchmädchenrechnung] auf und sagte, sie bewerte
       Steinmeiers Vorstoß „sehr kritisch“.
       
       Feine Sahne Fischfilet sind längst ein Symbol dafür geworden, wie Links-
       und Rechtsextremismus hierzulande verhandelt wird. Der Umgang mit der Band
       spiegelt die politische Spaltung insbesondere in Ostdeutschland wider. Das
       Vorgehen der Stiftung Bauhaus Dessau, die in dieser Woche [3][einen
       Auftritt der Gruppe im Rahmen der zdf@bauhaus-Konzertreihe verhinderte],
       ist aber besonders besorgniserregend. Zwar kam es in der Vergangenheit
       schon vor, dass etwa Kommunalpolitiker ein FSF-Konzert bei einem Stadtfest
       in Riesa 2013 verhindert haben. Nun aber wird die Band im Namen einer
       renommierten Kulturstiftung – dessen Stiftungsratsvorsitzender
       Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) ist – ausgeladen.
       
       Kontroversen begleiten Feine Sahne Fischfilet, die melodischen Punk mit
       raubeinigen Texten verbinden, von frühen Tagen an. Gegründet 2007 in der
       Region um Greifswald, tauchten sie zwischen 2011 und 2014 im Kapitel
       „Linksextremismus“ des Landesverfassungsschutzes Mecklenburg-Vorpommern
       auf. Eine „explizit antistaatliche Haltung“ wurde ihnen damals attestiert,
       als Begründung diente anfangs unter anderem die Verwendung der satirischen
       Club-Mate-Persiflage „Club-Molli – Leicht zu bauender Brandsatz für den
       Widerstand auf der Straße.“
       
       ## „Militante Nazis mit AfD und CDU an der Hand“
       
       Nachdem die Punkband zu Anfangszeiten merkte, dass auch Rechtsextreme zu
       ihren Konzerten kamen und sich für ihre Musik begeisterten, zeigte sie
       klare Kante gegen rechts. So engagierten sich Feine Sahne Fischfilet in den
       vergangenen Jahren gegen den Rechtsruck, vor der Landtagswahl in
       Mecklenburg-Vorpommern 2016 organisierten sie die „Noch nicht komplett im
       Arsch“-Tour, um AfD und NPD etwas entgegenzusetzen. Sie absolvierten viele
       weitere Touren und Konzerte gegen Rassismus, unter anderem mit den Toten
       Hosen, Marteria und K.I.Z.
       
       Die Bauhaus Stiftung begründet ihre Absage damit, „politische extreme
       Positionen, ob von rechts, links“ wolle man „keine Plattform“ geben. Feine
       Sahne Fischfilet werden dabei von Konservativen und Rechten oft als
       „gewaltverherrlichend“ und „linksextrem“ eingestuft. Begründet wird dies
       mit Texten wie „Staatsgewalt“ (2009) und „Wut“ (2015) – darin, so die
       Argumentation, riefe die Band zu Gewalt gegen Polizisten auf. Von ersterem
       Stück – mit der Zeile „Die Bullenhelme, die sollen fliegen/ Eure Knüppel
       kriegt ihr in die Fresse rein!“ distanzieren sich Feine Sahne Fischfilet
       seit vielen Jahren; das hält CDU-Politiker wie den Europaabgeordneten Sven
       Schulze aber nicht davon ab, die Absage mit Verweis auf ebendiese
       Textstelle gutzuheißen. In letzterem Stück geht es um erlebte
       Polizeigewalt, darin findet sich der Vers „Die nächste Bullenwache ist nur
       einen Steinwurf entfernt“.
       
       Auch der Song „Gefällt mir“ (2012) wird häufig angeführt, um FSF als
       gefährliche linksextremistische Band zu diskreditieren. Darin zitieren sie
       den bekannten Slime-Slogan „Deutschland verrecke“, der bereits 2000 vom
       Bundesverfassungsgericht als von der Kunstfreiheit gedeckt eingestuft
       wurde. Es ist ein überaus schlechtes Zeichen, wenn der rechte Flügel der
       CDU aktuell den Argumentationslinien der Rechtspopulisten folgt und deren
       Schema Linksextremismus gleich Rechtsextremismus übernimmt – das erinnert
       in der Tat an die alten Zeiten von Slime.
       
       Feine-Sahne-Sänger Monchi sagte laut MDR zu der geplanten Absage: „Wenn das
       wirklich der Fall sein sollte, dann ist das in unseren Augen erbärmlich.“
       Monchi bezeichne es demnach als „Zustandsbeschreibung“, wenn „militante
       Nazis mit AfD und CDU an der Hand“ erfolgreich Kultureinrichtungen
       einschüchterten. Allerdings wolle man in Ruhe das Gespräch mit den
       Verantwortlichen suchen. Man kann sich gut vorstellen, dass Feine Sahne
       Fischfilet eine adäquate Antwort auf diesen kulturpolitischen Skandal
       finden werden.
       
       19 Oct 2018
       
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