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       # taz.de -- Prognose der Kultusminister: Lehrermangel bis mindestens 2030
       
       > Die Kultusminister haben eine eigene Prognose zum Lehrerbedarf erstellt.
       > Besonders im Osten werden Lehrer_innen gesucht.
       
   IMG Bild: Hat jemand noch einen unbeschäftigten Lehrer zu melden?
       
       Berlin taz | Abiturienten, die erwägen, Lehramt zu studieren, haben bis
       2030 voraussichtlich ausgezeichnete Chancen, eingestellt zu werden. Denn
       die Schulen werden wohl in den nächsten 12 Jahren dauerhaft mehr Stellen
       anbieten, als BewerberInnen zur Auswahl stehen. Das zeigt die Prognose zu
       Lehrereinstellungsbedarf und -angebot, die die Kultusministerkonferenz
       (KMK) bei ihrer am Freitag zu Ende gegangenen Herbsttagung in Berlin
       vorlegte.
       
       Die KMK hatte zuletzt 2015 eine solche Prognose präsentiert, angesichts der
       Klagen über Lehrermangel in vielen Bundesländern, sahen sich die
       MinisterInnen aber veranlasst, neue Daten aus ihren statistischen
       Landesämtern anzufordern. Die jetzt vorliegende Prognose soll jährlich
       angepasst werden.
       
       Stand 2018 müssen jährlich 31.900 LehrerInnen neu eingestellt werden. Im
       Durchschnitt fehlen 700 Bewerber pro Jahr. Dieser Durchschnittswert
       verteilt sich jedoch ganz unterschiedlich über die Länder und die
       Schularten.
       
       So ist der Lehrermangel in den östlichen Bundesländern viel ausgeprägter
       als im Westen. Hier kann über die Jahre im Schnitt jede fünfte Stelle nicht
       besetzt werden, während in den westlichen Bundesländern etwa 900 Lehrer
       über Bedarf ausgebildet werden. Von einem LehrerInnenüberschuss im Westen
       kann jedoch, wenn überhaupt, erst ab 2023 die Rede sein.
       
       An den Gymnasien ist die Lage bundesweit am entspanntesten. Hier werden
       wohl dauerhaft genügend Lehramtsanwärter zur Verfügung stehen, im Schnitt
       nämlich ein Viertel mehr als angebotene Stellen. In Bayern, Niedersachsen,
       Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen wird die Verlängerung der
       Gymnasialzeit jedoch kurzfristig Lücken reißen.
       
       ## Bedarf an Sonderpädagogen nur zu 87 Prozent gedeckt
       
       An den Grundschulen bleibt die Lage überall angespannt, hier kann rein
       rechnerisch jede zehnte Stelle nicht mit ausgebildeten
       GrundschullehrerInnen besetzt werden. In den ostdeutschen Länder bleibt
       fast jede dritte Stelle unbesetzt.
       
       Noch düsterer ist die Lage an den beruflichen Schulen: Im Osten des Landes
       kann laut KMK davon ausgegangen werden, dass jede zweite Stelle nicht
       besetzt werden kann, im Westen ist es jede zehnte.
       
       Der Bedarf an Sonderpädagogen kann bundesweit nur zu 87 Prozent gedeckt
       werden. Da die Schulen stetig inklusiver werden sollen, stelle diese
       Unterdeckung, so die KMK, eine besondere Herausforderung dar.
       
       Künftige politische Weichenstellungen, die den Bedarf an LehrerInnen
       erhöhen, etwa der Ausbau von Ganztagsschulen, sind noch nicht eingerechnet.
       
       Den Worten müssten nun Taten folgen, fordert die Gewerkschaft Erziehung und
       Wissenschaft (GEW). „Sonst steuert Deutschland auf einen Bildungsnotstand
       zu“, meint Vorsitzende Marlis Tepe. Die GEW fordert unter anderem, die Zahl
       der Studienplätze zu erhöhen und alle LehrerInnen wie Gymnasiallehrer zu
       bezahlen.„Bessere Rahmenbedingungen sind entscheidend, damit sich mehr
       Leute für den Beruf begeistern“, meint auch der Vorsitzende des
       Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. Dazu zählten eine geringere
       Unterrichtsverpflichtung und Unterstützung im Unterricht durch
       Sozialpädagogen. Er schlägt vor, in Zeiten des Überangebots LehrerInnen
       über Bedarf einzustellen und so einem späteren Mangel vorzubeugen.
       
       13 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
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