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       # taz.de -- Mord an Journalist Jan Kuciák: Suche nach den Drahtziehern
       
       > Die mutmaßliche Auftraggeberin ist eine Übersetzerin. Sie soll enge
       > Kontakte zu einem umstrittenen Geschäftsmann haben über den Kuciák
       > schrieb.
       
   IMG Bild: Der Mord rief massive Proteste hervor – und Trauer, wie hier in Bratislava im Februar
       
       Prag taz/dpa | In die Ermittlungen zum Mord an dem jungen Journalisten Jan
       Kuciák und seiner Verlobten Martina Kušnírová in der Slowakei ist Bewegung
       gekommen. Die mutmaßliche Auftraggeberin des Mordes soll enge Verbindungen
       zu einem umstrittenen Geschäftsmann haben, über Kuciák mehrfach geschrieben
       hatte.
       
       Kuciak und seine Verlobte waren am 21. Februar in ihrem Haus im
       westslowakischen Dorf Velka Maca erschossen worden. Kuciak hatte zuvor über
       die Verfilzung von Politik und Geschäftemacherei recherchiert.
       
       In den vergangenen Tagen wurden insgesamt sieben Verdächtige festgenommen,
       vier befinden sich weiterhin in Untersuchungshaft. Die slowakische
       Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es sich, wie schon anfangs angenommen,
       um einen professionellen Auftragsmord handelt. Insgesamt 70 000 Euro soll
       das Leben Kuciáks wert gewesen sein. Seine Verlobte Martina sei dabei ein
       Zufallsopfer gewesen.Zu den vier Verhafteten, unter denen auch der
       eigentliche Mörder sein soll, gehört ein Unternehmer, ein Ex-Soldat und
       pikanterweise ein ehemaliger Polizist. Hauptverdächtige ist allerdings eine
       unscheinbare Dolmetscherin aus dem südslowakischen Komárno. Die 44-jährige
       Alena Z. soll den Mord bestellt und auch bezahlt haben, cash und im Voraus.
       
       ## Noch kein Drahtzieher benannt
       
       Der oder die Drahtzieher sitzen zwar noch im Dunkeln. Spuren zu
       italienischen wie auch albanischen Mafiagruppen wollten die Ermittler weder
       bestätigen noch ausschließen. Die Bekanntgabe zu vieler Details könne die
       weitere Beweisführung erschweren, sagte Generalstaatsanwalt Jaromir Ciznar.
       Er kritisierte Politiker, die seit Monaten Druck auf die Ermittlungen
       ausgeübt und diese dadurch behindert hätten.
       
       Ermittlungen im Umfeld von Alena Z. wecken allerdings ganz bestimmte
       Verdachtsmomente. So soll die Übersetzerin, eine alleinerziehende Mutter
       mit Geldsorgen, sehr enge Kontakte zu Unternehmer Marián Kočner gehabt
       haben. Auf den Immobilienspekulanten Kočner hatte Kuciák ein besonderes
       Auge geworfen: Im Jahr vor seinem brutalen Toda hatte er auf dem webportal
       aktuality.sk insgesamt 33 Artikel über die Machenschaften des Unternehmers
       veröffentlicht. Darin ging es um gefälschte Wechsel, Steuerbetrug, Druck
       auf ehemalige Geschäftspartner und Kontakte in die hohe Politik.
       
       So war Kočnar zum Beispiel Nachbar des ehemaligen Ministerpräsidenten
       Robert Fico, der nach dem Mord an Kuciák zurücktreten musste. Schon im
       vergangenen Sommer hatte Kočner Kuciák gedroht, ihn fertig zu machen. Eine
       Strafanzeige, die der Journalist daraufhin gestellt hatte, habe sich
       verdächtig lange hingezogen, wie Kuciák einmal bemerkte – nicht lange bevor
       er mit zwei Schüssen ins Herz regelrecht hingerichtet wurde.
       
       Der Mord an Jan Kuciák und seiner Velobten Ende Februar dieses Jahres, rief
       massive Proteste in der Slowakei hervor. Diese führten schließlich zum
       Sturz von Ministerpräsident Róbert Fico, Innenminister Robert Kaliňak und
       Polizeichef Tibor Gašpar.
       
       3 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexandra Mostyn
       
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