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       # taz.de -- Flucht über das Mittelmeer: NGOs schicken neues Schiff aufs Meer
       
       > Italien will keine Rettungsschiffe mehr auf dem Meer dulden. Nun schicken
       > Hilfsorganisationen dennoch ein neues Schiff, das die Notlagen dort
       > dokumentieren soll.
       
   IMG Bild: Ist Notfalls auch für Seenotrettung ausgerüstet: Die „Mare Jonio“ in einem italienischen Hafen
       
       Rom dpa | Hilfsorganisationen haben gegen den Willen der italienischen
       Regierung ein neues Schiff aufs Mittelmeer geschickt. Das
       Beobachtungsschiff des Projekts „Mediterranea“ soll vor allem die
       „dramatische Lage“ der Migranten auf der Flucht aufdecken, hieß es in einer
       Mitteilung der Organisatoren am Donnerstag. Die [1][„Mare Jonio“ sei von
       Italien aus gestartet] und werde vor Libyen im Einsatz sein, sagte Ruben
       Neugebauer, Sprecher der deutschen NGO Sea Watch, die das Projekt
       unterstützt.
       
       Das Schiff „Mare Jonio“ soll unter anderem Zeugenberichte sammeln und
       aufzeigen „wie Frauen, Männer und Kinder enormen Gefahren ausgesetzt sind“,
       weil es keine Rettungsschiffe mehr gebe, hieß es in einer Mitteilung der
       Organisatoren. Das Schiff sei aber auch ausgerüstet, im Notfall Menschen
       aus Seenot zu retten, ergänzte Neugebauer. „Es geht letztlich darum,
       Menschen zu retten.“
       
       Beteiligt an der Aktion sind mehrere italienische Organisationen,
       unterstützt wird es auch von Parlamentariern und der spanischen NGO
       Proactiva Open Arms. Die Crew komme aus Italien, sagte Neugebauer. Das
       Schiff soll am Samstag in der Such- und Rettungszone vor Libyen ankommen.
       
       Die Regierung in Rom lässt keine privaten Rettungsschiffe mit Migranten
       mehr in die Häfen des Landes. Mehrere NGO-Boote wurden in den vergangenen
       Monaten tagelang auf dem Meer blockiert, nur noch ein Schiff von Proactiva
       ist derzeit vor Libyen unterwegs. „Es ist Zeit für ein italienisches
       Schiff“, hieß es auf dem Twitter-Profil von „Mediterranea“.
       
       Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Doch in
       Relation zu den Abfahrten wird die Überfahrt immer gefährlicher. In diesem
       Jahr kamen [2][bereits mehr als 1700 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht
       Richtung Europa ums Leben], 1260 alleine auf der zentralen Route zwischen
       Libyen und Italien. Die Dunkelziffer liegt nach Angaben von NGOs aber weit
       höher, weil niemand mehr vor Ort sei, um zu sehen, wie viele Menschen
       wirklich untergehen.
       
       ## „Aquarius“ sucht Flaggenstaat
       
       Derweil kam [3][das Rettungsschiff „Aquarius“] am Donnerstag im
       südfranzösischen Marseille an und sucht weiter nach einem neuen
       Flaggenstaat. „Wir rufen die europäischen Regierungen auf, es uns zu
       ermöglichen, unsere lebensrettende Arbeit fortzusetzen, indem sie der
       Aquarius eine Flagge geben“, teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée
       mit. „Wir sind entschlossen, so schnell wie möglich zurück in den
       internationalen Gewässern des zentralen Mittelmeers zu sein.“
       
       Der bisherige Flaggenstaat Panama hatte angekündigt, das Schiff aus seinem
       Schifffahrtsregister zu streichen und ihm somit die Flagge zu entziehen.
       Wenn das geschieht, wäre das Schiff, das seit der Registrierung in Panama
       offiziell „Aquarius 2“ heißt, bis auf Weiteres stillgelegt.
       
       5 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/seawatchcrew/status/1047816920895041536
   DIR [2] https://missingmigrants.iom.int/
   DIR [3] https://twitter.com/MSF_Sea/status/1047742580451098624
       
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