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       # taz.de -- Großdemonstration im Tagebau: Ein Fest im Hambacher Forst
       
       > Auf der Demonstration am Samstag feiert man in bester Stimmung. Nachdem
       > ein Gericht das Verbot aufgehoben hatte, kommen wohl 50.000 Menschen.
       
   IMG Bild: Teilnehmer der Demo „Wald retten! Kohle stoppen!“ gegen die Rodungspläne von RWE für den Hambacher Wald
       
       Hambacher Forst taz | „Wir sind hier, weil wir die Natur wieder haben
       wollen, weil wir gegen Kohle sind, weil wir möchten, dass unsere
       Enkelkinder noch eine Zukunft haben“, sagt eine Demobesucherin. Drei Enkel
       im Grundschulalter haben sie und ihr Mann dabei.
       
       Sie wollen auch was sagen. „Ich möchte den Wald unterstützen, damit er
       nicht abgerissen wird“, meint einer der Jungen. Sein Bruder legt ihm den
       Arm um die Schulter. „Ich möchte, dass der Hambacher Forst bleibt“, sagt
       er. „Wir sind für den Erhalt des Hambacher Forstes“, betont der dritte
       Junge. Die Brüder grinsen. Um sie herum: Flaggen, Fahnen, Transparente,
       Musik. Und zehntausende feiernde Menschen.
       
       Eigentlich sollte der Hambacher Forst bald gerodet werden, um etwas mehr
       als die Hälfte seiner Fläche. Eigentlich war diese Demo „Wald retten –
       Kohle stoppen“ verboten worden. Eigentlich: Dann kam alles anders. Zunächst
       gab das Oberverwaltungsgericht (OVG) für Nordrhein-Westfalen in Münster am
       Freitagmorgen bekannt, dass RWE [1][nicht roden dürfe], bis eine Klage des
       Bundes für Natur und Umweltschutz Deutschland (BUND) entschieden sei.
       
       Am Nachmittag hob dann das Verwaltungsgericht Aachen das von der Aachener
       Polizei am Donnerstag [2][ausgesprochene Demoverbot auf]. Und nun, einen
       Tag später, sind laut Veranstalter 50.000 Menschen hier. Die Polizei
       spricht von mehreren Zehntausend.
       
       ## „Ham-bi bleibt! Ham-bi bleibt!“
       
       Die Veranstaltung ist ein einziges Fest. Viele Menschen sagen, sie seien
       auch hier, um die Entscheidungen der Gerichte zu feiern. Einige tragen
       Schilder mit, „Danke Münster“. Aufgerufen zur Demo hatten die
       Organisationen Greenpeace, BUND, Campact, Naturfreunde und Buirer für Buir.
       Angeschlossen haben sich kleinere Inititativen wie Ende Gelände und Aktion
       Unterholz.
       
       Bauern aus der Gegend fahren mit ihren Traktoren vor, auf Schildern steht,
       „Bauern gegen Kohle“. Auch Parteien sind vertreten, aufgezählt nach Menge
       der Fahnen, die man sieht: Die Grünen, die Linke, die Jusos (SPD), die ÖdP,
       Die Partei. Auf der Bühne spielt Revolverheld das Lied „Spinner“.
       OrganisatorInnen halten Reden. Und zwischendurch und immer wieder ruft die
       Menge: „Ham-bi bleibt! Ham-bi bleibt!“
       
       Die Polizei spricht davon, dass es bisher keine Zwischenfälle gegeben habe,
       zeigt zurückhaltende Präsenz, mit Verstärkung in der Nähe. Menschen
       schwenken Fahnen, singen und holen sich kostenloses Essen an einem der
       Stände.
       
       ## Wiederbesetzung der Bäume
       
       Aus Sicht von RWE ist das alles wohl wenig erfreulich. Nicht nur die
       Entscheidung des OVG Münster, auch die Demo: Zwischenzeitlich stehen so
       viele Menschen an der Abbruchkante, um den Tagebau zu sehen, dass man
       sicherheitshalber den Braunkohlebagger abschaltet. „Es ist mit Abstand die
       größte Demo, die das Rheinische Braunkohlerevier je gesehen hat“, sagt Dirk
       Jansen, der Geschäftsführer des BUND NRW, dessen Klage gerade vom OVG
       bestätigt wurde.
       
       Und nicht nur draußen wird gefeiert: Tausende gehen in den Wald. Viele
       hängen Hängematten auf, schaukeln ihre Kinder, legen sich für ein paar
       Minuten rein. Doch von den AktivistInnen wollen einige bleiben: Einzelne
       klettern gesichert Bäume hoch, beginnen mit der Wiederbesetzung – unter
       Jubel der Umstehenden.
       
       Draußen steht die Frau mit ihrem Mann und den drei Enkeln noch auf dem
       offiziellen Demogelände, mit Blick zur Bühne. „Wir möchten zeigen, wie
       wichtig es ist, dass wir hier sind“, sagt sie. „Zeigen, dass wir etwas
       bewirken können, wenn wir zusammenhalten.“ Und dann ist es wieder soweit.
       Sie öffnet ihren Mund, die Enkel auch. Und Zehntausende rufen: „Ham-bi
       bleibt!“
       
       6 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anett Selle
       
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