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       # taz.de -- Nach dem Bericht des Weltklimarats: EU zufrieden mit ihrer Klimapolitik
       
       > Die Ruhe weg hat man in Brüssel. Die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen?
       > Wozu ständig neue Ziele, läuft doch alles, sagen die Verantwortlichen.
       
   IMG Bild: Was soll denn sein mit dem Klima? Wir hatten doch 'nen Supersommer
       
       Brüssel taz | Die EU will ihre Klimaziele vorläufig nicht aufstocken –
       trotz der dramatischen Warnung des Weltklimarats. Beim Treffen der
       Umweltminister am Dienstag in Luxemburg sei keine neue Initiative zu
       erwarten, hieß es am Montag in der EU-Kommission. Erst im November will die
       EU-Behörde eine neue Strategie zum Klimaschutz nach 2030 vorlegen.
       
       Darin sollen dann neue Langfrist-Ziele festgeschrieben werden. In einem
       Entwurf, der taz.de vorliegt, ist von einer Reduzierung der CO2-Emissionen
       um 80 Prozent bis 2050 die Rede. Kurzfristige neue Maßnahmen, wie sie der
       Weltklimarat gefordert hatte, um die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu
       begrenzen, sind jedoch nicht geplant.
       
       „Wir gehen schon jetzt mit gutem Beispiel voran.“ Mit diesen Worten
       begründete der Sprecher von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die
       europäische Haltung. Schließlich habe Europa zu den Vorreitern beim
       Weltklimaabkommen von Paris gehört. Die EU unterstütze auch den neuen
       Bericht des Weltklimarats, plane aber keine kurzfristigen neuen Maßnahmen.
       
       Dabei wollte Brüssel zunächst durchaus mehr tun. Im August hatte
       Klimakommissar Miguel Areas Canete noch angekündigt, das EU-Ziel für die
       CO2-Reduktion von derzeit 40 Prozent bis 2030 auf 45 Prozent aufzustocken
       (jeweils im Vergleich zu 1990). Doch der Spanier wurde zurückgepfiffen. Die
       Industrieverbände liefen Sturm gegen eine Verschärfung.
       
       ## „Permanent neue Ziele? Das irritiert doch nur“
       
       Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schaltete auf stur. „Das
       permanente Setzen neuer Ziele halte ich nicht für sinnvoll“, sagte die
       Kanzlerin. Daraufhin zogen Canete und Juncker, der sich zunächst ebenfalls
       für schärfere Klimaziele ausgesprochen hatte, ihren Vorstoß zurück. Dies
       führt nun zu Unmut bei Umweltverbänden und Grünen.
       
       Die Umweltminister müssten sofort „auf die IPCC-Warnungen reagieren“ und
       das EU-Ziel auf „deutlich über 45 Prozent erhöhen“, fordert das europäische
       Climate Action Network (Can Europe). Dies sei nötig, um die globale
       Temperatur-erwärmung in diesem Jahrhundert auf 1,5 Grad zu begrenzen,
       erklärte CAN-Europe-Direktor Wendel Trio.
       
       Ähnlich äußerte sich der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer: „Mit
       halbgaren Maßnahmen, mit fortgesetzter Zögerlichkeit oder mit schlichtem
       „Weiter so“ tragen wir dazu bei, dass der Klimawandel völlig außer
       Kontrolle gerät und auch bei uns in Europa schwerste Schäden verursachen
       wird“, warnte er.
       
       Bütikofer fordert zwar keine neuen Ziele. Stattdessen spricht er sich aber
       dafür aus, dass die Industriepolitik und die Handelspolitik für den
       Klimaschutz eingesetzt werden sollen. So müssten neue Handelsabkommen eine
       Verpflichtung zu den Pariser Klimazielen enthalten, wie dies Frankreich
       gefordert hat. Präsident Emmanuel Macron konnte sich damit bisher
       allerdings nicht durchsetzen.
       
       8 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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