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       # taz.de -- „Guptagate“ fordert weiteres Opfer
       
       > Südafrikas Finanzminister Nhlanhla Nene verliert sein Amt nach einem
       > peinlichen Geständnis
       
       Von Martina Schwikowski
       
       Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa ließ sich einen Tag Bedenkzeit, aber
       am Dienstag bereitete er allen Spekulationen ein Ende und entließ
       Finanzminister Nhlanhla Nene auf eigenen Wunsch aus dem Amt. Aber nicht
       ohne zu betonen, dass Nene in keine falschen Machenschaften verwickelt sei.
       Nenes unermüdliche Anstrengungen, eine saubere Regierungsführung zu
       unterstützen, hätten dem Land gut getan, sagte Ramaphosa auf einer
       Pressekonferenz.
       
       Nenes Nachfolger stand schon an Ort und Stelle bereit: Tito Mboweni, der
       frühere Gouverneur der südafrikanischen Zentralbank. Bereits am 24. Oktober
       wird er die halbjährliche Finanzrede im Parlament halten. Mboweni arbeitete
       bereits als Arbeitsminister im Kabinett Nelson Mandelas vor zwanzig Jahren,
       er gilt als erfahren. Seine Ernennung ließ die südafrikanische Währung auf
       den internationalen Märkten steigen.Nenes Abgang sei „ein wichtiges
       Signal“, sagt der politische Kommentator Daniel Silke. „Das zeigt, das der
       von Ramaphosa angekündigte Aufschwung im Land beginnt und Politiker nun
       Verantwortung für ihre Fehler übernehmen müssen.“ Der freiwillige Rücktritt
       eines Ministers sei selten in Südafrika: „Es ist wie ein Hauch frischer
       Luft.“
       
       Was hatte sich Nene zuschulden kommen lassen? Der Finanzminister hatte vor
       Kurzem vor der Untersuchungskommission über staatliche Korruption in
       Südafrika in der Ära des Ende 2017 abgetretenen Präsidenten Jacob Zuma
       zugegeben, die mächtigen indisch-stämmigen Gupta-Brüder zwischen 2009 und
       2014 sechsmal in ihrem Haus in Johannesburg getroffen zu haben. Diese
       Aussage stand im Gegensatz zu seinen vorherigen Behauptungen, er habe die
       Guptas nur bei öffentlichen Anlässen gesehen. Nene erklärte, er habe mit
       der Annahme privater Einladungen einen „Fehler in der Beurteilung der Lage“
       gemacht. Deshalb bat er Präsident Ramaphosa um seine Entlassung. Die
       Geschäftsfamilie Gupta ist durch Beeinflussung des Staats unter Präsident
       Jacob Zuma und staatliche Vergünstigungen in Verruf geraten, sie gilt als
       Symbol für die Korruption, der Ramaphosa ein Ende setzen will.
       
       Nene hatte sich zwar als Finanzminister unter Zuma als standfest erwiesen,
       indem er ein vom Präsidenten befürwortetes Atomabkommen, an dem die Guptas
       verdient hätten, ablehnte. Aber für den politischen Analysten Aubrey
       Matshiqi ist es trotzdem richtig, dass er jetzt den Stuhl räumt: Sein
       spätes Geständnis habe einen Imageschaden für Ramaphosa verursacht – mit
       der Entlassung sende Ramaphosa die Botschaft, dass gegen jede Art von
       Fehlverhalten vorgegangen werde.
       
       Laut Matshiqi ist die Nene-Saga aber nur die Spitze des Eisbergs. Es gehe
       um den regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress) insgesamt. „Der ANC
       stirbt“, bilanziert er. „Das Ganze ist eine Konsequenz aus dem Niedergang
       der Partei. Sie produziert schlechte Führer und keine charismatischen
       Persönlichkeiten – sie verstärkt nur den Abstieg.“ Südafrika befinde sich
       in einer Ära der Enthüllungen. „Ich gehe davon aus, dass noch mehr
       Dominosteine auf beiden Seiten in der Partei fallen werden.“ Auch Ramaphosa
       könne das nicht aufhalten.
       
       Der ANC brauche eine ernsthafte Neuausrichtung, fügte Matshiqi hinzu. Trotz
       der Botschaft von Ramaphosa, Südafrika voranzubringen, sei er nicht der
       richtige Mann dafür: „Er hat nicht, was man braucht, um das Land aus seiner
       politischen und sozialen Krise zu steuern.“ Zwar gelte er als fähiger
       Vermittler, aber nach Meinung Matshiqis ist Ramaphosa jemand, der
       fortlaufend Kompromisse macht. Der ANC feierte Ramaphosa nach dem Wechsel
       im Finanzministerium für eine „mutige und rechtzeitige Entscheidung.“
       
       11 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martina Schwikowski
       
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