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       # taz.de -- Test der Gesichtserkennung in Berlin: Polizei mit Überwachung zufrieden
       
       > Die Bundespolizei hat in Berlin ein Pilotprojekt zur biometrischen
       > Gesichtserkennung getestet. Datenschützer kritisieren die Verletzung von
       > Persönlichkeitsrechten.
       
   IMG Bild: Das Pilotprojekt zur Gesichtserkennung ergab eine Trefferquote von 80 Prozent
       
       Berlin dpa | [1][Ein Pilotprojekt zur automatischen Gesichtserkennung] am
       Berliner Bahnhof Südkreuz hat gezeigt, dass Computersysteme beim aktuellen
       Stand der Technik eine Trefferquote von mehr als 80 Prozent erreichen. Nach
       der Auswertung der Ergebnisse des einjährigen Versuchs teilte das
       Bundesinnenministerium am Donnerstag mit: „In über 80 Prozent der Fälle
       wurden die Testpersonen durch die Systeme zuverlässig erkannt.“ In weniger
       als 0,1 Prozent der Fälle sei ein Mensch von der Software verwechselt
       worden.
       
       Bundespolizei-Präsident Dieter Romann sagte: „Die Technik erleichtert es,
       Straftäter ohne zusätzliche Polizeikontrollen zu erkennen und
       festzunehmen.“ Dies bedeute einen „erheblichen Sicherheitsgewinn“.
       Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte: „Die Systeme haben sich
       in beeindruckender Weise bewährt, so dass eine breite Einführung möglich
       ist.“
       
       Das Ministerium wies allerdings darauf hin, nicht das
       Gesichtserkennungssystem, sondern Polizisten würden im Einzelfall
       entscheiden, ob der automatisch generierte Treffer ein polizeiliches
       Einschreiten erfordere und welche Maßnahmen ergriffen werden müssten.
       Seehofer erklärte, sollte die Einführung beschlossen werden, müsse zunächst
       eine Rechtsgrundlage im Bundespolizeigesetz geschaffen werden, um die
       Voraussetzungen und Rahmenbedingungen dafür klar zu regeln.
       
       ## Zweite Testphase für 2019 geplant
       
       [2][Datenschützer kritisieren die automatisierte biometrische
       Gesichtserkennung] scharf. Sie sagen, durch die Technik würden
       Persönlichkeitsrechte von Menschen verletzt, der Überwachungsstaat weite
       sich aus.
       
       Der Test an dem Bahnhof hatte am 1. August 2017 begonnen. Dafür meldeten
       sich 312 Pendler freiwillig. Fotos der Teilnehmer des Versuchs wurden im
       Testzeitraum automatisch – bei Tag und Nacht – mit den Aufnahmen von an dem
       Bahnhof installierten Videokameras abgeglichen.
       
       In einem zweiten Versuch soll voraussichtlich ab Januar 2019 getestet
       werden, inwieweit Computerprogramme gefilmte Situationen und Gegenstände
       analysieren können. Damit will die Deutsche Bahn feststellen, wie gut die
       Programme seltene oder gefährliche Abweichungen von der Normalität im
       Bahnhof erkennen können. Dazu zählen beispielsweise hilflose Menschen,
       Gegenstände, die stehengelassen wurden oder Menschengruppen, die ein
       auffälliges Verhalten zeigen – etwa indem sie alle schnell zu einer
       bestimmten Stelle laufen.
       
       Videoüberwachung gibt es zwar jetzt schon an vielen Bahnhöfen. Doch
       schaffen es die Wachleute und Polizisten nicht, die Aufnahmen ständig
       aufmerksam live zu beobachten. Bahn und Bundespolizei sind deshalb an
       Systemen interessiert, die automatisch Alarm schlagen.
       
       12 Oct 2018
       
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