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       # taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Der Plastikstuhl
       
       > Die Verseuchung durch Plastikmüll geht uns alle an, aber bislang bleibt
       > echter Bewusstseinswandel aus. Das könnte sich nun ändern – auf die
       > dreckige Tour.
       
   IMG Bild: Plastikstühle für den Arsch. Bevor wegen des Plastiks alles andere im Arsch ist
       
       Googelt man nach „Plastikstuhl“, landet man zunächst beim [1][Klappstuhl
       GUNDE von Ikea]. Der kostet keine 6 Euro, und damit fängt das Problem auch
       schon an. Es gibt nämlich viel zu viel Plastik. Mittlerweile finden sich
       winzige Teilchen des Kunststoffs überall: in den Gewässern, [2][in
       Duschgels], in unserer Kleidung, in der Luft. Und [3][neuerdings auch im
       menschlichen Stuhl]. Das ist scheiße.
       
       Wer jetzt behauptet, „scheiß drauf, das sind eh nur mikroskopisch kleine
       Spuren, die merkt man gar nicht“, der vergisst, dass das Plastik immer mehr
       wird. Wir kennen die Bilder der Meeresoberfläche, auf der ein geschlossener
       Teppich aus Plastikabfällen schwimmt. In nicht allzu ferner Zukunft sind
       die [4][Ozeane derart am Arsch], dass im Wasser mehr Plastik als Fisch zu
       finden ist.
       
       Daher wird irgendwann auch so viel Plastik im Stuhl sein, dass man es eben
       doch spürt: vorbei mit Mikroplastik – fortan ist Makroplastik angesagt.
       Diese Vorstellung aber bringt endlich auch eine Klientel zum Nachdenken,
       die zu erreichen man bislang nicht einmal zu hoffen wagte und deren Mind
       Set sich nunmehr wie folgt entwickelt: Ficken, Fressen, Kacken. Popo aua.
       
       Das verstehen sie, das macht ihnen Angst. Scharfkantige Joghurtbecher,
       spitze Ärmchen von Plastikdinosauriern, halbe Klappstühle reißen ihnen erst
       den Enddarm auf und beschädigen dann noch die Keramik. Auf diese Weise
       könnte selbst bei Donald Trump ein Umdenken über zumindest Einzelaspekte
       der Umweltzerstörung stattfinden, denn wie bereits Voltaire feststellte:
       Zum Scheißen geht auch der König allein. Dem Plastikstuhl verdanken wir
       somit eine klare pädagogische Wirkung, wenngleich „Pädagogik“ hier ein
       euphemistischeres Siegel ist als für die Stromstöße, mit denen man
       Regenwürmer auf zwei verschiedene Löcher konditioniert.
       
       Was wir unseren neu gewonnenen Umweltfreunden lieber nicht verraten:
       [5][Die Studien], auf welchem Weg wie viel Plastik in wie viele Körper und
       damit Stuhlproben gelangt, sind noch völlig unausgegoren geschweige denn
       repräsentativ. Und vielleicht ist der Materialzuwachs ja auch super und
       macht in Zukunft künstliche Hüften überflüssig, da wir alle immer stabiler
       werden und nicht mehr so leicht zusammenklappen. GUNDE lässt grüßen.
       
       26 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ikea.com/de/de/catalog/products/00217797/
   DIR [2] /Mikroplastik-in-Kosmetik/!5486250
   DIR [3] /Mikroplastik/!t5010506
   DIR [4] /Studie-zu-Mikroplastik-im-arktischen-Eis/!5501226
   DIR [5] /Studie-weist-Kunststoff-im-Koerper-nach/!5545344
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uli Hannemann
       
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