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       # taz.de -- Strenge Regeln für Spaniens Autofahrer: Fahrverbote in Madrids Zentrum
       
       > Benzin- oder Dieselautos dürfen nur noch in die Stadt, wenn sie zum
       > Beispiel Anwohnern gehören. Ohne Umweltplakette läuft in Madrid gar
       > nichts.
       
   IMG Bild: Madrids Innenstadt soll fast autofrei werden
       
       Madrid taz | Während in Deutschland über Dieselfahrverbote diskutiert wird,
       macht die spanische Hauptstadt Madrid Ernst: Sie verbannt den Autoverkehr
       weitgehend aus der Innenstadt. Ab dem 30. November dürfen ausschließlich
       Anwohner und deren Besucher sowie Fahrzeuge mit Sondergenehmigungen – weil
       ihre Halter etwa im Zentrum arbeiten – in die Innenstadt fahren. Nur die
       Anwohner dürfen künftig auf der Straße parken. Alle anderen Fahrzeuge
       müssen ins Parkhaus. Absolutes Fahrverbot gilt für Fahrzeuge ohne
       Umweltplakette. Das sind Benziner, die vor 2000, und Diesel, die vor 2006
       zugelassen wurden. Für Zulieferer gibt es eine Übergangsfrist, in der sie
       ihren Fuhrpark modernisieren müssen.
       
       Anwohner mit einem alten Auto dürfen weiterhin in ihr Parkhaus, aber
       sollten sie das Fahrzeug wechseln, müssen sie ein neueres kaufen.
       Ausgenommen vom Fahrverbot sind alle elektrisch oder mit Gas betriebenen
       Fahrzeuge sowie die mit Hybridantrieb, mit dem sie mehr als 40 Kilometer
       elektrisch unterwegs sein können. Auch Motorräder brauchen eine
       Umweltplakette und dürfen nur von 7 bis 22 Uhr in der Innenstadt parken.
       Bis 2025 müssen Taxen auf Gas, Elektro oder Hybrid umstellen.
       
       Wer ohne Erlaubnis in das gesperrte Gebiet fährt, muss mit einem Bußgeld
       von 90 Euro rechnen. Parkhäuser und Zufahrten in die Innenstadt werden
       künftig mit Kameras überwacht. Wer etwa auf Einladung eines Anwohners in
       der Innenstadt unterwegs war, aber nicht ins Parkhaus gefahren ist, wird so
       automatisch einen Bußgeldbescheid bekommen.
       
       „Madrid Central“ heißt der Plan der linksalternativen Stadtverwaltung unter
       Bürgermeisterin Manuela Carmena. Er soll die bislang höher als von der EU
       erlaubte Stickoxid-Belastung der 472 Hektar der Innenstadt um 40 Prozent
       senken. Laut Umweltverbänden sterben pro Jahr wegen der Luftverschmutzung
       2.000 Menschen.
       
       Seit 2015 wurde der Verkehr [1][immer wieder eingeschränkt]. Diese
       Fahrverbote wird es bei Bedarf auch künftig geben und sie betreffen dann
       auch die Anwohner. Bevor Bürgermeisterin Carmena ins Rathaus einzog, hatte
       Madrid zwar bereits einen Plan gegen die hohe Luftverschmutzung, er wurde
       allerdings nicht umgesetzt. Madrid wurde deshalb mehrmals von der EU
       abgemahnt.
       
       Die Einschränkung des Autoverkehrs ist nicht die einzige Maßnahme, die ab
       Ende November in Kraft tritt. Auf den einstigen großen Durchgangsstraßen
       wie der Gran Vía werden die Bürgersteige verbreitert. Auf Einbahnstraßen
       und solchen mit nur einer Spur pro Fahrtrichtung darf nur noch 30 Kilometer
       pro Stunde gefahren werden. Das gilt für das gesamte Stadtgebiet und
       betrifft 85 Prozent des innerstädtischen Straßennetzes. In der Altstadt, wo
       sich Anwohnerverkehr und Fußgänger die engen Gassen teilen, muss künftig
       Schritttempo eingehalten werden. Gleichzeitig wird das öffentliche,
       gemeindeeigene Netz für elektrische Mietfahrräder ausgebaut.
       
       Die Stadtverwaltung der 74-jährigen Carmena, die mit dem Bürgerbündnis
       „Ahora Madrid“ („Jetzt Madrid“) rund um die Partei Podemos seit 2015 die
       Geschicke der spanischen Hauptstadt lenkt, traut sich damit an etwas
       heran, was ihre konservative Vorgängerin Ana Botella in den Schubladen
       ganz unten verschwinden ließ. Deren nie umgesetzter Plan sah ebenfalls eine
       Sperrung der Innenstadt vor.
       
       Die Konservative Partido Popular (PP), die Madrid vor 2015 24 Jahre lang
       ohne nennenswerte Verkehrspolitik regierte, verlangt mit Blick auf die
       Stadtratswahlen im kommenden Mai, „Madrid Central“ auszusetzen. Er sei
       „antidemokratisch“ und schaffe ein „elitäres Getto“ für Innenstadtbewohner.
       Die Arbeiter würden gezwungen, sich ein neues Auto zu kaufen, wenn sie
       weiter ins Zentrum fahren wollten, kritisiert die Kommunistische Partei
       Spaniens. Auch Verbände des Einzelhandels und der Gastronomie sowie Eltern
       von Privatschulen beschweren sich. Die einen fürchten um Kunden, die
       anderen wollen weiterhin ihre Sprösslinge im Auto zur Schule chauffieren.
       
       29 Oct 2018
       
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