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       # taz.de -- Anna Burns gewinnt Man Booker Prize: Erstmals Nordirin geehrt
       
       > Burns Roman „Milkman“ preist die Jury als Werk, das nachhallen wird: Die
       > Themen in dem Werk seien auch in der #MeToo-Ära aktuell.
       
   IMG Bild: Die Schriftstellerin Anna Burns war selbst überrascht
       
       London ap | Anna Burns hat als erste Autorin aus Nordirland den
       diesjährigen Man Booker Prize für englischsprachige Literatur gewonnen. Die
       Ehrung erhielt sie am Dienstagabend für „Milkman“, ein Roman über eine
       junge Frau und deren Erfahrungen mit sexueller Nötigung, Familienbanden
       sowie sozialem und politischem Druck in der Zeit konfessioneller Konflikte
       in Nordirland. Die Themen in dem Werk seien in der #MeToo-Ära aktuell,
       erklärte der Vorsitzende der Jury, Kwame Anthony Appiah.
       
       Den Preis nahm Burns aus den Händen von Camilla, der Herzogin von Cornwall,
       in der Londoner Guildhall entgegen. Die Autorin hatte sich gegen zwei
       andere britische Autoren sowie gegen Konkurrenz aus den USA und Kanada
       durchgesetzt. Der Man Booker Prize gilt als der wichtigste britische
       Literaturpreis. Er ist mit umgerechnet rund 57.000 Euro dotiert und für
       alle englischsprachigen Autoren aus aller Welt offen.
       
       Die 56 Jahre alte Burns zeigte sich über ihre Ehrung verblüfft. Die
       gebürtige Belfasterin erklärte, für die Fertigstellung ihrer Bücher brauche
       sie viel Zeit. „Ich warte darauf, dass meine Charaktere zu mir kommen und
       mir ihre Geschichten erzählen. Ich kann nicht schreiben, bis sie das tun“,
       sagte Burns.
       
       Nach der Veröffentlichung ihres ersten Romans „No Bones“ 2001 habe sie oft
       finanzielle Probleme gehabt, was ihre Kreativität genauso wie bei anderen
       Künstlern gelähmt habe. Mit dem Preisgeld wolle nun erst einmal ihre
       Schulden abbezahlen und mit dem Rest ihren Lebensunterhalt bestreiten.
       
       ## Sexuelle Nötigung und Belästigung
       
       „Milkman“ spielt in den 1970er Jahren. Die Erzählerin ist eine
       bücherverliebte junge Frau, die mit einem älteren Mann zurechtkommen muss,
       der wiederum seine Familienbeziehungen, sozialen Druck und politische
       Bindungen als Waffen sexueller Nötigung und Belästigung einsetzt.
       
       „Ich denke, dieser Roman wird Menschen helfen, über #MeToo nachzudenken“,
       sagte der Juryvorsitzende und Philosoph Appiah. Es handele sich um einen
       sehr mächtigen Roman, der vom Schaden und der Gefahr durch Gerüchte
       erzähle.
       
       Der Man Booker hat den Ruf, Karrieren von Autoren einen Schub zu verleihen.
       Auch Burns dürfte die Auszeichnung beflügeln. Sie veröffentlichte zuvor
       zwei Romane, ihr Name war in der englischsprachigen Literaturszene aber
       eher unbekannt. Mit dem [1][Man Booker Prize] wurden bereits Größen wie
       Salman Rushdie, Arundhati Roy und Ian McEwan geehrt.
       
       17 Oct 2018
       
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