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       # taz.de -- Die AfD bei der Landtagswahl in Hessen: Der Neue Rechte auf Listenplatz fünf
       
       > AfDler Andreas Lichert leitete ein Institut, das Akteure der Neuen
       > Rechten vernetzte. Nun steht sein Einzug in Hessens Landtag bevor.
       
   IMG Bild: Grinsebacke Andreas Lichert
       
       Berlin taz | Bislang haben sie über Bande gespielt. Seit Langem nimmt das
       Spitzenpersonal der Neuen Rechten Einfluss auf die AfD – eine
       Führungsposition in oder ein Mandat für die Partei aber hatten sie nicht
       besetzt. Das ändert sich wohl [1][am kommenden Sonntag]. Dann dürfte die
       rechtspopulistische Partei in den Hessischen Landtag einziehen, in Umfragen
       liegt sie derzeit zwischen 11 und 14 Prozent. Mit dabei wird Andreas
       Lichert sein, Platz 5 der Landesliste.
       
       Lichert, 43, war bis vor Kurzem Vorsitzender des Instituts für
       Staatspolitik, des neurechten Thinktanks schlechthin, der auf dem Gut des
       Verlegers Götz Kubitschek ansässig ist. Das Institut tritt für [2][eine
       „konservative Revolution“] ein, eine national-autoritäre Wende. Und Lichert
       steht dabei ganz vorne.
       
       Zur AfD gehört der smart auftretende Unternehmensberater nach eigenen
       Angaben bereits seit 2013, kurz nach der Gründung. Als er 2015 in den
       Vorstand seines Kreisverbands gewählt wurde, traten Mitvorstände noch unter
       Protest zurück. Lichert aber stieg weiter auf, bis Ende vergangenen Jahres
       war er Mitglied im Landesvorstand. Dann wollte er Hessen-Chef der AfD
       werden und scheiterte. Auch den Einzug in den Bundestag verpasste er knapp.
       Jetzt aber scheint der Karrieresprung zu klappen.
       
       In der AfD steht Lichert, der auch schon vier Jahre FDP-Mitglied war, für
       markige Töne. Er wettert über den „Migrationstsunami“, gegen die
       „Blockparteien“ oder eine „hysterische Hypermoralisierung“, die das Land
       angeblich befallen habe. Und Lichert polarisiert: Die ihm verhasste
       Political Correctness wittert er teils auch in der eigenen Partei. Er zählt
       zu den Anhängern des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke, gehört zu dessen Strömung
       „Der Flügel“ und wollte vor Jahren einmal Referent in Höckes Fraktion
       werden.
       
       ## AfD ein Instrument von vielen
       
       Was Lichert letztlich vorschwebt, verhehlt er nicht. In seinen Reden tritt
       er für eine „fundamentale Kurskorrektur“ Deutschlands ein. Die AfD ist für
       den Mann aus Bad Nauheim dabei nur ein Instrument von vielen. Eines, das
       für ein „Maximum an Resonanzraum für unsere Ideen“ sorge, wie er es vor
       einigen Jahren nannte. „Unsere Ideen“, das meint: das neurechte
       Gedankengut.
       
       Beim Institut für Staatspolitik (IfS), das inzwischen seit 18 Jahren
       besteht, setzte der studierte Informationstechniker auf Vernetzung: In dem
       Institut sammeln sich Identitäre, Burschenschaftler, Ex-NPDler und
       Nationalkonservative. Für Aufsehen sorgte Lichert, weil er Mitgliedern der
       rechtsextremen Identitären [3][ein eigenes Hausprojekt in Halle]
       vermittelte. Mit der Verwaltung des Hauses habe er nichts mehr zu tun, sagt
       Lichert nun auf Anfrage. Das aber sei keine Distanzierung.
       
       Auch die AfD versuchte Lichert in das Institut einzubinden. Immer wieder
       sind beim IfS AfD-Politiker zu Gast. Besonders beliebt: Höcke. Der sagt, er
       beziehe „geistiges Manna“ aus Schnellroda. Zuletzt sprach Parteichef Jörg
       Meuthen im September auf der „IfS-Sommerakademie“ über Europa.
       
       Vor drei Jahren wäre das offene Zusammengehen noch ein Unding gewesen.
       Damals lehnte der Ex-Parteichef Bernd Lucke eine Zusammenarbeit mit den
       Neurechten ab und verhinderte einen Parteieintritt von Kubitschek. Dass
       Kubitscheks Verbündeter Lichert da längst in der AfD war, fiel nicht auf –
       oder störte weniger.
       
       Lichert sagt, seinen Posten beim IfS habe er im Juli aufgegeben, zur
       Neuwahl des Vorstands sei er nicht mehr angetreten. Mit der Angst, der
       Verfassungsschutz könnte die AfD beobachten, habe weder diese Entscheidung
       noch die Aufgabe der Verwaltung des Hauses in Halle zu tun. „Nennen Sie es
       den Abstieg von der Metapolitik in die Parteipolitik.“
       
       22 Oct 2018
       
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