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       # taz.de -- Weiterbau der A20: Die gebremste Autobahn
       
       > Wird die Küstenautobahn A20 jemals fertig? Momentan gibt es kein Baurecht
       > für das Projekt und statt dessen erfolg- und aussichtsreiche Klagen gegen
       > den Weiterbau.
       
   IMG Bild: Fliegt bis zu 400.000 Mal pro Nacht über die geplante A20-Trasse: die Bechsteinfledermaus
       
       Hamburg taz | Es wird noch lange dauern bis die Autos in einem Rutsch von
       Polen bis ins Emsland durchrauschen können. Denn seit fünf Jahren ruht jede
       Bautätigkeit an der Küstenautobahn A20.
       
       Im November 2013 verhängte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einen
       Baustopp, östlich von Bad Segeberg endet seitdem die Trasse – und ob sie
       weitergebaut werden darf, entscheidet jetzt erneut das höchste deutsche
       Verwaltungsgericht. Am 6. und 7. November verhandelt es über die Klage des
       Naturschutzbundes (Nabu) Schleswig-Holstein gegen das Verkehrsministerium
       des Landes. Der Ausgang ist völlig offen.
       
       Die Planfeststellung habe den Schutz von mehr als 20.000 Fledermäusen von
       15 verschiedenen Arten in den nahe gelegenen Segeberger Kalkberghöhlen, dem
       größten deutschen Fledermaus-Quartier, nicht ausreichend berücksichtigt,
       hatten die Leipziger Bundesrichter 2013 erklärt. Die Begründung war eine
       unverblümte Rüge für planerischen Pfusch: Die angewandte „Methode der
       Bestandserfassung der Fledermäuse“ habe das Gericht nicht „davon überzeugen
       können, dass diese Methode den besten wissenschaftlichen Erkenntnissen
       entspricht“.
       
       Die Autobahntrasse soll die Kreisstadt Bad Segeberg südlich umgehen bis zur
       Kreuzung mit der Autobahn A21. Im Abstand von nur etwa 1,5 Kilometern würde
       sie am Kalkberg vorbeiführen, der vor allem durch die Karl-May-Festspiele
       bekannt wurde. Tatsächlich handelt es sich bei dem 91 Meter hohen grauen
       Gipsberg um ein nach EU-Recht geschütztes Habitat. Für Fledermäuse ist es
       eines der wichtigsten Überwinterungsquartiere in Deutschland. Bis zu
       400.000 Ausflüge pro Nacht wurden dort von Biologen gezählt.
       
       Recht bekamen die Umweltverbände auch mit einem zweiten Kritikpunkt: Die
       Autobahn soll das Tal des zweitgrößten schleswig-holsteinischen Flusses
       Trave an einer Stelle queren, die nach der Richtlinie Flora-Fauna-Habitat
       (FFH) der EU geschützt ist. Hier waren nach Ansicht der Leipziger Richter
       „nicht in ausreichendem Maße“ alternative Trassenführungen geprüft worden.
       
       Bislang ist den Autobahn-Planern nicht gelungen, eine juristisch
       wasserdichte Neuplanung zu erarbeiten. Damit klafft in der Trasse eine etwa
       elf Kilometer lange Lücke, auch das geplante Kreuz mit der Autobahn A21
       existiert nicht einmal auf dem Papier. Dennoch würden sie gern schon weiter
       bauen und westlich der A21 in Richtung Elbe vordringen. Eben das will nun
       der Nabu verhindern.
       
       Dass dessen Klage durchaus Aussicht auf Erfolg habe, räumte kürzlich
       Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ein. Frühestens
       2020 könnten die Bauarbeiten an der A20 weitergehen. Deshalb legten die
       Landesregierung und die für den Bau zuständige Projektgesellschaft Deges
       einen neuen Zeitplan vor. „Wir werden vor 2020 bei keinem einzigen
       Bauabschnitt die Bagger rollen sehen“, sagte Günther.
       
       Bis zur geplanten westlichen Elbquerung bei Glückstadt fehlen noch 80
       Kilometer. Auf der Strecke sind 90 Brücken und ein Elbtunnel geplant. Aber
       für keinen der sechs Bauabschnitte gibt es bislang Baurecht. Drei
       Abschnitte wurden erfolgreich beklagt, drei hängen in den
       Planfeststellungsverfahren fest. Und für den Elbtunnel nach Niedersachsen
       gibt es bislang auch kaum mehr als vage Vorstellungen. Aber „bis zum Ende
       der 20er Jahre“, hofft Günther, könne er fertig sein.
       
       6 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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