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       # taz.de -- ElefantInnenrunde vor Hessen-Wahl: Im Land der Möglichkeiten
       
       > Spekulationen über Koalitionen: Vor der Landtagswahl in Hessen traf sich
       > die ElefantInnenrunde der sechs SpitzenkandidatInnen.
       
   IMG Bild: Al-Wazir, Schäfer-Gümbel, Rahn, Wissler, Bouffier, Rock (v.l.): Kandidaten in Hessen
       
       Wiesbaden taz | „Wer von Ihnen will Ministerpräsident werden?“ Mit dieser
       Frage überraschte am Freitag der Sprecher der gastgebenden
       Landespressekonferenz die Runde der Spitzenkandidatinnen zur hessischen
       Landtagswahl am 28. Oktober. Den Finger hoben spontan der amtierende
       Ministerpräsident [1][Volker Bouffier, CDU, und sein SPD-Herausforderer
       Thorsten Schäfer-Gümbel].
       
       Doch die Frage galt eigentlich dem Grünen in der Runde, dem hessischen
       Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Am Vortag hatte das ZDF aktuelle Zahlen
       der Forschungsgruppe Wahlen veröffentlicht. Nach dieser Umfrage liegen in
       Hessen die Grünen mit 22 Prozent vor der SPD (20 Prozent) und hätten sogar
       die Option, in einer „Ampelkoalition“ aus Grünen, SPD und Linken oder in
       einem grün-rot-roten Bündnis den Ministerpräsidenten zu stellen.
       
       „Der traut sich noch nicht“, stichelte SPD-Mann Schäfer-Gümbel. Nach
       einigem Zögern wiegelte Al-Wazir ab: „Ich lasse mich nicht von einer
       Umfrage verrückt machen!“ sagte er. Als die beiden schließlich gefragt
       wurden, ob sich Al-Wazir das Ministerpräsidentenamt zutraue und
       Schäfer-Gümbel bereit sei, sein Stellvertreter zu werden, antworteten der
       Grüne und der SPD-Landeschef synchron: „Was-wäre-wenn-Fragen werden nicht
       beantwortet!“
       
       ## G2R wäre rechnerisch möglich
       
       Die Spitzenkandidatin der Linken, Janine Wissler, freute sich dagegen nicht
       nur über den eigenen Wert (8 Prozent). Dass nach der ZDF-Umfrage sogar ein
       G2R-Bündnis eine rechnerische Mehrheit erreichen könnte, nannte sie „ein
       gutes Zeichen angesichts dessen, dass alle nur von einem Rechtsruck in
       diesem Land sprechen.“ Sie sei nach der Wahl zu Gesprächen bereit, sagte
       sie. Man müsse ausloten, „ob man aus den vielen Überschneidungen in den
       Programmen etwas machen kann,“ sagte die Linke.
       
       Ministerpräsident Volker Bouffier erklärte die schwachen Umfragewerte
       seiner Partei (26 Prozent) mit dem schlechten Erscheinungsbild der Großen
       Koalition. Die von ihm geführte Landesregierung habe eine erfolgreiche
       Politik aus einem Guss gemacht. Dass von der gemeinsamen die Arbeit die
       Grünen mehr profitierten als die Union habe mit dem Streit in Berlin zu
       tun. „Ob Herr Maaßen entlassen wird, oder Gärtner wird oder sonst was, ist
       in Hessen so was von egal,“ sagte der Ministerpräsident.
       
       Sein Stellvertreter mochte sich den polemischen Zwischenruf nicht
       verkneifen: „Herr Maaßen ist noch immer im Amt!“ Bouffier wies darauf hin,
       dass die CDU auch in Hessen in allen Umfragen immer noch stärkste Partei
       sei, „das werden wir auch am Wahlabend sein“, so Bouffier.
       
       ## Präferenz für Jamaika
       
       Wie der Ministerpräsident warnte auch der Spitzenmann der Liberalen, Renè
       Rock, SPD und Grüne vor einer Zusammenarbeit mit den Linken. Eine
       Ampelkoalition schloss der Liberale, der mit einem guten Ergebnis rechnen
       kann (ZDF: 8 Prozent), nicht aus. „Wir reden mit allen“, versicherte Rock,
       ließ aber eine Präferenz für „Jamaika“ erkennen. „Lieber ein bürgerliches
       Bündnis mit grüner Beimischung“, sagte Rock, doch der Grüne Al-Wazir
       konterte: „Wir sind nicht die Kräuter, sondern wir sind das Essen!“, rief
       er in die Runde.
       
       Dazu muss man wissen, dass die FDP seit Wochen dem grünen
       Wirtschaftsminister Versagen vorwirft und sein Amt für den Fall einer
       Regierungsbeteiligung für sich reklamiert.
       
       Neben dem Geplänkel um mögliche Regierungskonstellationen gab es wenig
       Neues in der Debatte. Nur in einer Sache waren sich die Vertreter von CDU,
       SPD, Grünen, FDP und Linken einig, in der Abgrenzung gegen den
       Spitzenkandidaten der AfD, Rainer Rahn.
       
       Rahn hatte bei Fragen nach seinen Visionen für Hessen schlicht auf das
       gedruckte Parteiprogramm verwiesen und Antworten zu Details verweigert.
       Sein Ziel sei es, den Rechtsstaat in Deutschland wieder herzustellen, seit
       drei Jahren seien hierzulande Recht und Grundgesetz außer Kraft gesetzt,
       sagte Rahn und nannte die illegale Migration als Beleg. „Ich weise das in
       aller Form zurück“, sagte Ministerpräsident Bouffier und bekam die
       Unterstützung der vier übrigen SpitzenkandidatInnen.
       
       19 Oct 2018
       
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