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       # taz.de -- Saudi-Arabien nach Tod Jamal Khashoggis: Diskussion um Waffenexporte
       
       > Die Bundesregierung stellt künftige Exporte infrage, den Grünen geht das
       > nicht weit genug. Das saudische Königshaus telefoniert derweil mit
       > Hinterbliebenen.
       
   IMG Bild: Bin Salman hat Khashoggis Familie kondoliert, seine Rolle in der Affäre aber bleibt weiter unklar
       
       Berlin/Dubai dpa/ap/afp | Das saudische Königshaus hat dem Sohn des
       getöteten Journalisten Jamal Khashoggi in Telefonaten sein Beileid
       ausgedrückt. Sowohl Kronprinz Mohammed bin Salman als auch König Salman
       hätten den Sohn, Salah, angerufen, berichtete die staatliche saudische
       Nachrichtenagentur SPA am Montag. Beide hätten ihr Beileid für den Tod
       seines Vaters bekundet.
       
       Khashoggi war zuletzt lebend gesehen worden, als er am 2. Oktober das
       saudische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Dort hatte er Dokumente für
       seine geplante Hochzeit abholen wollen.
       
       Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat im ZDF-Morgenmagazin einen generellen
       Stopp deutscher Rüstungsexporte in das Land verlangt. „Auch die bereits
       genehmigten Ausfuhren müssen auf Eis gelegt werden. Das würde Saudi-Arabien
       wirklich richtig, richtig treffen.“ Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am
       Sonntag angekündigt, die deutschen Lieferungen nach Saudi-Arabien auf den
       Prüfstand zu stellen.
       
       Dies sei eine „halbherzige Antwort“, sagte Baerbock. Deutschland müsse die
       „strategische Partnerschaft“ mit Saudi-Arabien beenden. Dies betreffe die
       Rüstungsexporte und die wirtschaftlichen Beziehungen. „Das würde dann auch
       Deutschland im Zweifel etwas weh tun. Aber das wäre jetzt der entscheidende
       Punkt.“ Baerbock kritisierte: „Man behandelt Saudi-Arabien so, als wäre es
       ein ganz normaler Player. Das ist es aber nicht.“
       
       ## Oettinger hat auch eine Meinung
       
       In ihrem Koalitionsvertrag hatte die schwarz-rote Bundesregierung sich
       vorgenommen, keine Waffen mehr an Länder zu liefern, die am Jemen-Krieg
       beteiligt sind – dazu gehört auch Saudi-Arabien. Schon genehmigte
       Lieferungen sollten jedoch von diesen Plänen nicht betroffen sein.
       
       EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) gegen einen sofortigen vollständigen
       Stopp von Waffenexporten in das Königreich ausgesprochen. Zwar könnten
       Entscheidungen über „einzelne Rüstungsexporte“ zurückgestellt werden, sagte
       Oettinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). „Eine
       grundsätzliche Entscheidung sollte man aber erst treffen, wenn eine
       umfassende Aufklärung geschehen ist – oder wenn man Vertuschung bei den
       Saudis vermuten muss.“
       
       Saudi-Arabien habe zwar eine „Tötung“ Khashoggis zugegeben, sagte der
       CDU-Politiker. „Aber es ist noch nicht klar, ob es ein gemeiner Mord war.“
       Es bestehe weiter Bedarf, „den Ablauf des möglichen Verbrechens
       aufzuklären“.
       
       ## Wirtschaftskonferenz unter Druck
       
       Vor einer in Riad geplanten Wirtschaftskonferenz wächst angesichts des
       falls Khashoggi auch der Druck auf die deutsche Wirtschaft. „Deutsche und
       europäische Wirtschaftsvertreter sollten von sich aus darauf verzichten,
       nach Saudi-Arabien zu reisen“, sagte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer dem
       Handelsblatt. Die Konferenz beginnt am Dienstag, zuletzt hatte eine Reihe
       von Wirtschaftsvertretern und Finanzministern ihre Teilnahme abgesagt.
       
       Am vergangenen Freitag war aus Finanzkreisen bekannt geworden, dass auch
       Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing nicht nach Riad fährt. Bislang geplant
       ist allerdings eine Teilnahme von Siemens-Chef Joe Kaeser.
       
       22 Oct 2018
       
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