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       # taz.de -- Kolumne American Pie: Beinfreiheit für Lulatschinnen
       
       > In der Frauen-Basketballliga WNBA steht ein harter Arbeitskampf vor der
       > Tür. Es geht um bessere Bezahlung, aber nicht nur.
       
   IMG Bild: Vorkämpferin: Nneka Ogwumike
       
       Nnemkadi „Nneka“ Ogwumike verdient ihr Geld, indem sie einen großen roten
       Ball in Körbe wirft. Die Basketballerin spielt für die Los Angeles Sparks
       in der Women’s National Basketball Association, kurz: WNBA. Jetzt, da die
       Saison vorbei ist, hat die 1,88 Meter große Spielerin mehr Zeit für ihren
       Zweitjob, und das ist gut so, denn es kommt wohl einiges auf sie zu.
       
       Ogwumike steht an der Spitze der Spielerinnengewerkschaft WNBPA. Die
       Interessenvertretung hat letzte Woche den bis 2021 laufenden Arbeitsvertrag
       aufgekündigt. Der Deal endet nun im Oktober des kommenden Jahres. Neu
       verhandelt werden Löhne und Arbeitsbedingungen in der besten Basketballliga
       der Welt.
       
       Ogwumike hat den Ausstieg nicht nur schnöde in einer Pressemitteilung
       angekündigt, [1][sie hat in The Player’s Tribune eine Art Manifest
       verfasst.] Die Basketballerin, deren Eltern aus Nigeria stammen, macht in
       pathetischen Worten klar, dass sie und ihre Kolleginnen gewillt sind zu
       kämpfen. Aber: „It’s. Not. All. About. The. Money.“
       
       Es soll also nicht nur ums Geld gehen, sondern auch um anderes, um Respekt
       und Wertschätzung. „Es geht um die Welt, in der wir leben“, schreibt die
       28-Jährige am Anfang ihres Essays, „ich möchte, dass junge Spielerinnen
       davon träumen, in einer lebendigen und blühenden WNBA zu spielen. Ich
       möchte, dass sie davon träumen, das ganze Paket zu bekommen.“
       
       ## Viel gewonnen
       
       [2][Seit 1997 gibt es die WNBA nun schon.] Die ersten Jahre liefen nicht
       schlecht. 11.000 Zuschauer kamen in den Premierejahren manchmal im Schnitt
       in die Hallen, doch der Zuspruch ließ nach. Ab Mitte der nuller Jahre
       gingen durchschnittlich nur noch 7.500 Fans zu den Spielen. In der
       abgelaufenen Spielzeit, in der Seattle Storm die Meisterschaft gegen die
       Washington Mystics gewann, sank er noch einmal auf gut 6.700.
       
       Die Liga ist defizitär, und die Liste der Mannschaften, die nicht nur, aber
       auch aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ausgestiegen sind, ist lang:
       Sacramento Monarchs und Houston Comets, Charlotte Sting, Cleveland Rockers,
       Miami Sol und Portland Fire. Aktuell duellieren sich zwölf Teams in der
       Liga. 144 Spielerinnen standen zuletzt unter Vertrag, und diese Kontrakte
       sind im Vergleich zu den Starspielern der NBA richtig schlecht dotiert.
       
       Nein, schreibt Ogwumike, es gehe nicht darum, den Männern etwas
       wegzunehmen, sie gönne Starspieler LeBron James seine Millioneneinnahmen
       von Herzen, aber es wäre doch schön, wenn sich die Bedingungen der
       Basketballerinnen ein wenig verbesserten. Wenn sich zum Beispiel die groß
       gewachsenen Spielerinnen bei nächtlichen Flügen von der West- zur Ostküste
       nicht mehr in einen engen Sitz quetschen müssen, dann sei viel gewonnen.
       
       Und warum können sie den Sicherheits-Check nicht unkomplizierter erledigen?
       Das sind Kleinigkeiten, die das Leben eines viel reisenden Spitzensportlers
       erleichtern würden, klar, aber im Kern geht es doch ums Geld; es gibt nun
       mal kein besseres Maß für den „Wert“ eines Athleten.
       
       ## „Was wir wert sind“
       
       Die WNBA-Spielerinnen müssen nicht wirklich knapsen, aber richtig reich
       werden sie in ihrer Liga auch nicht. In der Saison 2017 hat eine Spielerin
       mit jahrelanger Erfahrung 115.500 Dollar verdienen können. Wenn sie sich in
       der spielfreien Zeit nicht nach Europa oder Asien absetzte, um in Russland
       oder China das Gehalt aufzubessern, dann zahlte die Liga einen Bonus von
       53.000 Dollar. Hinzu kam eine Verpflegungspauschale von knapp 3.000 Dollar.
       
       Topspielerinnen kommen also ganz gut über die Runden, aber wie sieht es bei
       jungen Spielerinnen aus? Die Gehaltsuntergrenze liegt bei 40.439 Dollar. Im
       Schnitt verdienen die Spielerinnen 77.000 Dollar. Das sind Peanuts im
       Vergleich zum Männerbasketball. Hinzu kommt, dass in der Frauenliga nur 25
       Prozent des erwirtschafteten Umsatzes an die Athletinnen weitergereicht
       werden, bei den Männern sind es 50 Prozent.
       
       [3][Das Magazin Forbes hat sich neulich die Mühe gemacht auszurechnen,] auf
       welche Summen die Topspielerinnen der WNBA kämen, legte man die Maßstäbe
       der NBA an der Frauenliga an. Sylvia Fowles von den Minnesota Lynx könnte
       991.669 Dollar einstreichen, Courtney Vandersloot (Chicago Sky) 795.928 und
       Breanna Stewart (Seattle Storm) immerhin 766.885. Dass solche Summen
       künftig gezahlt werden, damit rechnet nicht einmal Nneka Ogwumike. Aber sie
       sagt: „Wie möchten das bekommen, was wir wert sind.“
       
       6 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.theplayerstribune.com/en-us/articles/nneka-ogwumike-wnba-cba-bet-on-women
   DIR [2] /Kolumne-American-Pie/!5243594
   DIR [3] https://www.forbes.com/sites/davidberri/2018/06/24/yes-wnba-stars-should-be-paid-more-than-nba-referees/#21ca83ef6db1
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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