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       # taz.de -- Mordfall Khashoggi: Saudi-Arabien behält alles für sich
       
       > Die Türkei verlangt die Auslieferung der Tatverdächtigen, Saudi-Arabien
       > verweigert das. US-Verteidigungsminister Mattis warnt vor neuer
       > Instabilität in der Region.
       
   IMG Bild: „Wir werden das überstehen“, sagt der saudische Außenminister Al-Jubeir
       
       Manama afp | Der Streit zwischen Riad und Istanbul im Fall Khashoggi dauert
       an: Saudi-Arabien hat am Samstag die Forderung der Türkei abgelehnt, die im
       Zusammenhang mit der Tötung des Journalisten [1][festgenommenen
       Verdächtigen] an die Türkei auszuliefern. Es handele sich um saudiarabische
       Staatsbürger, die in Saudi-Arabien inhaftiert seien, sagte Riads
       Außenminister Adel al-Dschubeir am Samstag in Manama zur Begründung. Die
       US-Regierung warnte unterdessen davor, dass die Krise die „regionale
       Stabilität“ im Nahen Osten gefährden könnte.
       
       „Sie sind in Saudi-Arabien inhaftiert, die Ermittlung findet in
       Saudi-Arabien statt und sie werden in Saudi-Arabien strafrechtlich
       verfolgt“, sagte al-Dschubeir während einer Konferenz in Bahrains
       Hauptstadt, an der auch US-Verteidigungsminister Jim Mattis und dessen
       deutschen Amtskollegin Ursula von der Leyen (CDU) teilnahmen. „Wir werden
       die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Und wir werden Mechanismen
       entwickeln, die sicherstellen, dass es nicht noch einmal passiert“, sagte
       Riads Außenminister.
       
       Die Türkei hatte am Freitag die Auslieferung der 18 Verdächtigen gefordert,
       die im Zusammenhang mit Jamal Khashoggis Tötung im saudiarabischen Konsulat
       in Istanbul Anfang Oktober festgenommen worden waren. Der saudiarabische
       Journalist lebte seit 2017 im selbstgewählten Exil in den USA und hatte
       sich zuletzt in der Washington Post [2][kritisch mit der Lage in seiner
       Heimat auseinandergesetzt].
       
       Am Donnerstag hatte die saudiarabische Generalstaatsanwaltschaft unter
       Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als
       eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von
       Riad nach anfänglichem Leugnen offiziell verbreitete Version zu dem
       Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des saudiarabischen
       Konsulats in Istanbul bei einem „Faustkampf“ zu Tode gekommen sei. Diese
       Darstellung wird international jedoch stark angezweifelt.
       
       US-Verteidigungsminister Mattis warnte auf der Konferenz in Manama, dass
       „der Mord an Jamal Khashoggi auf einer diplomatischen Anlage uns allen
       große Sorge bereiten muss“. Sollte ein Land die internationalen Normen und
       die Rechtsstaatlichkeit nicht beachten, untergrabe das „die regionale
       Stabilität“, sagte Mattis.
       
       Die Tötung des Journalisten hat weltweit für Empörung gesorgt und stellt
       die Beziehungen Riads zu Washington und anderen westlichen Staaten auf die
       Probe. Al-Dschubeir gelobte jedoch, „wir werden das überstehen“.
       
       ## Diskussion um ein Waffenembargo geht weiter
       
       In Deutschland wird unterdessen die [3][Diskussion um ein Waffenembargo
       gegen Saudi-Arabien] weitergeführt. FDP-Vize Alexander Graf Lambsdorff
       begrüßte am Samstag im Deutschlandfunk die Entscheidung der
       Bundesregierung, vorerst keine Genehmigungen für Rüstungsexporte in das
       Golf-Königreich zu erteilen. Gleichzeitig sprach er sich für europäische
       Standards in der Rüstungskontrolle aus. Die Gespräche über diesen Prozess
       müssten „dringend beginnen“, sagte Lambsdorff.
       
       Am Freitag waren Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Paris
       hinsichtlich der Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien zutage getreten.
       Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die deutsche Position eines
       vorläufigen Waffenembargos bekräftigte, sprach Frankreichs Präsident
       Emmanuel Macron mit kaum verhohlener Kritik an Deutschland in diesem
       Zusammenhang von „reiner Demagogie“ und forderte eine „europäische Lösung“.
       
       Der Chef des saudisch-türkischen Medienverbandes, Turan Kislakci, mahnte
       Deutschland und die EU unterdessen zu „echten Konsequenzen“ im Fall
       Khashoggi. „Merkel sollte dafür sorgen, dass der Waffenhandel aus
       Deutschland und auch aus anderen Ländern in Europa mit Saudi-Arabien
       gestoppt wird“, sagt er der Bild-Zeitung.
       
       27 Oct 2018
       
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