URI: 
       # taz.de -- Merkel zieht sich aus der Politik zurück: Das Ende einer Ära
       
       > Die Bundeskanzlerin kündigt an, nicht mehr für den Parteivorsitz zu
       > kandidieren. Auch als Kanzlerkandidatin will sie 2021 nicht mehr
       > antreten.
       
   IMG Bild: Merkel sagt Tschüss, zumindest mittelfristig
       
       Es war alles andere als eine gewöhnliche Pressekonferenz im
       Konrad-Adenauer-Haus. Schon während das CDU-Präsidium in seiner regulären
       Montagssitzung zusammen saß, war durchgesickert, dass Angela Merkel ihren
       Platz an der Spitze der CDU aufgeben wird. Eigentlich hatte sie immer
       betont, dass Kanzlerschaft und Parteivorsitz in eine Hand gehören. Von
       diesem Credo weicht sie nun ab und nannte dies ein vertretbares Wagnis.
       Vertretbar, weil sie klar machte, dass ihre Kanzlerschaft nur noch bis 2021
       dauert.
       
       Am Montag Mittag teilte sie in einer teilweise staatstragenden Erklärung
       ihren etappenweisen Rückzug von der Macht mit. Auf dem Wahlparteitag der
       CDU im Dezember wolle sie nicht wieder für das Amt als CDU-Vorsitzende
       kandidieren. „Es ist heute an der Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen“,
       sagte Merkel und zwar an der gleichen Stelle, an der sie 2005 ihre erste
       und vor zwei Jahren ihre vierte Kanzlerkandidatur bekannt gegeben hatte.
       
       „Diese vierte Amtszeit ist meine letzte“, machte Merkel nun am gleichen
       Platze klar. Sie werde sich nach 2021 aus der Bundespolitik zurückziehen
       und strebe auch keine weiteren politischen Ämter auf europäischer Ebene an.
       Bis zum Ende dieser Legislatur will sie aber weiterhin Kanzlerin bleiben.
       
       Ihre Entscheidung ihre Ämter abzugeben, habe sie bereits vor der
       Sommerpause getroffen. Lediglich der Zeitpunkt sei nun eine Woche
       vorgezogen worden. Eigentlich wollte sie ihren Rückzug erst auf der
       CDU-Klausur in einer Woche bekannt geben. Sie sehe die Landtagswahl in
       Hessen als Zäsur, alles auf den Prüfstand zu stellen.
       
       ## Tektonische Verschiebungen in der CDU sind zu groß
       
       Merkel begründete ihre Entscheidung mit dem desolaten Wahlergebnis in
       Hessen, aber auch mit der quälend langen Regierungsbildung und den
       Verwerfungen in der Union. „Es steht außer Zweifel, dass unsere Freunde in
       Hessen bessere Ergebnisse hätten erzielen können, wenn sie nicht unter dem
       negativen bundespolitischen Einfluss gestanden hätte“, sagte Merkel. Das
       Bild, welches die Bundesregierung abgebe, sei inakzeptabel und die durchaus
       positive Sacharbeit habe bisher keine Chance gehabt, wahrgenommen zu
       werden.
       
       Das sei keine Frage der Vermittlung, sondern der Arbeitskultur – ein mehr
       als deutlicher Seitenhieb gegen Horst Seehofer. Zu dessen politischer
       Zukunft wollte sich Merkel auf Nachfrage bewusst nicht äußern.
       
       Seit 2000 führt Merkel die Partei. Nun wird das erste Mal seit 18 Jahren
       wieder offen über eine/n neue Vorsitzende/n diskutiert.
       
       Die CDU in Hessen hat bei der Landtagswahl am Sonntag gut 10 Prozentpunkte
       im Vergleich zu 2013 verloren und ist auf 27 Prozent der Stimmen gekommen.
       Trotz dieser Verluste kann Ministerpräsident Volker Bouffier vermutlich
       weiterregieren. Die CDU ist immer noch stärkste Partei und dank des Erfolgs
       der Grünen, reicht es sogar ganz knapp für eine Fortsetzung der
       schwarz-grünen Koalition. Noch mal Glück gehabt, hätte man meinen können.
       
       Doch die tektonischen Verschiebungen in der CDU sind zu groß. Die Risse
       waren ja bereits im September sichtbar geworden, als Volker Kauder trotz
       der Unterstützung durch Merkel überraschend als Fraktionsvorsitzender
       abgewählt wurde. Seither hat Ralph Brinkhaus das Amt inne.
       
       Wer folgt auf Merkel? Drei aussichtsreiche KandidatInnen haben bereits im
       Laufe des Montagvormittag ihre Hüte in den Ring geworfen: Generalsekretärin
       Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und der
       ehemalige Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz. Kramp-Karrenbauer ist
       Merkels Favoritin, Spahn gilt als Kritiker und Merz ist einst von ihr
       verdrängt worden.
       
       29 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Volker Bouffier
   DIR Annegret Kramp-Karrenbauer
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR CDU-Parteitag
   DIR CDU
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Horst Seehofer
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR CDU/CSU
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Landtagswahl in Hessen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Merkels Vorsitz-Verzicht: Die Kanzlerin, die nichts wollte
       
       Merkel lässt ein erodierendes Europa und ein sozial gespaltenes Deutschland
       zurück. Jetzt müssen die vernachlässigten Konflikte auf den Tisch.
       
   DIR Nach Merkels Verzicht auf Parteivorsitz: Neue Personaldebatte um Seehofer
       
       Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Verzicht auf den CDU-Vorsitz
       angekündigt hat, richten sich nun die Augen auf Horst Seehofer.
       
   DIR Grüne nach Hessen-Wahl: Kurz vorm Platzen
       
       Die Grünen heben auch bei der Wahl in Hessen ab. Doch im nächsten Jahr
       stehen gleich drei Landtagswahlen im Osten an.
       
   DIR Kommentar Angela Merkels Ausstieg: Ganz großes Finale
       
       Unerwartet und mit Haltung hat Kanzlerin Angela Merkel ihren Ausstieg aus
       der Politik angekündigt. Wir werden uns noch nach ihr sehnen.
       
   DIR Merkels geplanter Ausstieg aus der Politik: Ein Abgang mit Würde
       
       1999 hat Angela Merkel die CDU in die Befreiung von Kohl geführt. 2018
       befreit sie ihre Partei von sich.
       
   DIR Merkel nach der Hessenwahl: Letztes Mal Kanzlerin
       
       Nach der Landtagswahl in Hessen will Angela Merkel auf den
       CDU-Parteivorsitz verzichten. Auch als Kanzlerin will sie nicht erneut
       antreten, bis dahin aber weiterregieren.
       
   DIR Kommentar CDU bei der Hessenwahl: Jetzt mit offenem Streit beginnen!
       
       Merkel soll angekündigt haben, auf den CDU-Vorsitz zu verzichten. Das wäre
       nach den Verlusten in Hessen ein guter Schritt, um die Debatte zu starten.