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       # taz.de -- Außenminister leger gekleidet: #Maasanzug
       
       > Im Freizeitlook trat der Außenminister vor die Presse – und erntete Häme
       > und Spott. Zu Unrecht: Endlich hat mal einer die Uniform abgelegt.
       
   IMG Bild: Die Kleidung von Heiko Maas wurde zum Aufreger im Netz
       
       Dass Männer ihre Frauen betrügen, liegt an ihren Anzügen. Genau genommen
       liegt es an der Französischen Revolution. Denn seitdem ist sie dahin, die
       modische Gleichheit der Geschlechter. Der Mann kleidet sich fortan
       zweckmäßig, vorbei ist das aristokratische Spiel mit Travestie, Schönheit
       und dem erotisch Reizvollen. Leistung statt Lust ist die neue Maxime.
       
       Und nicht nur zweckmäßig soll sie sein, die Kleidung der Männer, sondern
       auch uniform statt individuell. Denn im Sinne der Gleichheit und
       Brüderlichkeit wurden sie in Anzüge gesteckt. Am Ende entpuppte sich die
       „Große französische Revolution“ als „große männliche Entsagung“, als
       Verlustgeschäft für den Mann, das freilich zu allerlei Sublimierung führen
       musste: Während sein Körper der nüchternen Askese anheimfiel, konzentrierte
       sich die Erotik nur noch auf sein Geschlecht, und weil er sich selbst nicht
       mehr schmücken durfte, aber freilich auch begehrt werden möchte,
       präsentiert er fortan den Reiz seiner Begleiterin umso ausgiebiger.
       
       Diese Geschichte erzählt uns der britische Psychoanalytiker John Carl
       Flügel über die Psychologie von Kleidung, man kann sie schreiend komisch,
       schrecklich reduktionistisch und ärgerlich männlich finden, aber
       vielleicht wäre am Ende eine Rückkehr des Pfaus gar eine gute Medizin gegen
       die aggressive Geschlechterpolariät.
       
       Dass Kleidung jedenfalls eine psychologische Symbolkraft hat, bewiesen Häme
       und Spott, die Heiko Maas entgegenschlugen, als er vergangenes Wochenende
       im Freizeitlook vor die Presse trat. Er hatte die Uniform abgelegt, die
       Souveränität symbolisieren soll, jene Uniform, die den Politiker zum
       überindividuellen Diener abstrahiert, zum Repräsentanten des Willens der
       Allgemeinheit.
       
       Die Aufmerksamkeit wurde ihm zuteil, weil hier einer „ich“ gesagt hatte.
       Und nein, Maas’ Sneaker sind nicht die Sneaker eines Joschka Fischer.
       Fischer sagte „ich“, um „ich“ zu bleiben, um seine Identität gegen die
       Konformität im Politikbetrieb zu verteidigen.
       
       Maas sagte „ich“ und symbolisierte damit etwas Anderes: die Krise der
       Repräsentation. Brüderlichkeit, Gleichheit, Männlichkeit, das alles findet
       nicht mehr nur einen Ausdruck in einer einzigen repräsentativen Form. Der
       Aufschrei galt nicht Maas, sondern der Komplexität und der Krise, die er
       zum Ausdruck brachte.
       
       9 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tania Martini
       
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