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       # taz.de -- Kommunalwahlen in Israel: Jerusalem und Haifa überraschen
       
       > Israel hat gewählt. Ins Rathaus von Haifa kommt erstmals eine Frau, in
       > Jerusalem muss Regierungschef Netanjahu muss einige Niederlagen
       > verzeichnen.
       
   IMG Bild: Eher leer im Wahllokal: Die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen lag bei rund 55 Prozent
       
       Für Überraschungen sorgten Israels Kommunalwahlen in zwei Städten: in
       Jerusalem und in Haifa. In Jerusalem unterlag der von Regierungschef
       Benjamin Netanjahu bevorzugte Kandidat Seew Elkin, der frühere Minister für
       Jerusalem-Angelegenheiten.
       
       Eine Entscheidung steht aus, denn weder Mosche Leon, dem von der orthodoxen
       Wählerschaft präferierten Mann, noch dem liberalen Ofer Berkowitsch gelang
       eine klare Mehrheit. Die Stichwahl wird in zwei Wochen stattfinden. In der
       Küstenstadt Haifa wird zum ersten Mal eine Frau Chefin im Rathaus. Einat
       Kalisch-Rotem stach den langjährigen Bürgermeister Jona Jahav aus.
       
       Für Netanjahu ist nicht nur das Ergebnis in Jerusalem ernüchternd. In Tel
       Aviv bleibt der Sozialdemokrat Ron Huldai weiter Bürgermeister. Haifa ist
       traditionell rot und bleibt es, und auch in anderen Städten konnte sich
       Netanjahus konservativer Likud nicht gerade mit Erfolg rühmen. Dennoch
       können aus der Stimmung auf kommunaler Ebene nicht unbedingt Rückschlüsse
       gezogen werden auf einen möglichen Wandel mit Blick auf die nationale
       Politik.
       
       Eine Umfrage der Jerusalem Post gibt dem Chef der Arbeitspartei aktuell
       weniger als die Hälfte der Stimmen, die der Likud bei Parlamentswahlen
       gewinnen könnte. Auf nationaler Ebene spielen sicherheitspolitische
       Programme eine wichtigere Rolle. Dazu kommt, dass die Wahlbeteiligung bei
       den Kommunalwahlen bei rund 55 Prozent liegt, fast 15 Prozent unter der
       Teilnahme an Wahlen für die Knesset.
       
       ## Proteste auf Golanhöhen
       
       In Ostjerusalem, wo mit Ramadan Dabasch [1][erstmals ein Palästinenser] auf
       den Einzug ins Rathaus hoffte, werden die endgültigen Ergebnisse erst im
       Laufe des Tages erwartet. Ein Sprecher Dabaschs zeigte sich ernüchtert über
       die geringe Wahlbeteiligung, dennoch wolle man die Auszählung der Stimmen
       abwarten.
       
       Offenbar gelang es dem Mufti von Jerusalem, Scheich Mohammed Hussein, viele
       Palästinenser für den Boykott zu gewinnen. Hussein hatte eine Fatwa
       verkündet, eine religiöse Order, an den Wahlen nicht teilzunehmen.
       
       Von heftigen Protesten begleitet war die Wahl auf den Golanhöhen, wo die
       Bevölkerung von gut 20.000 Drusen erstmals berechtigt ist, an
       Kommunalwahlen teilzunehmen. Hunderte Männer in der Stadt Madschdal Schams
       protestierten jedoch gegen die Wahlteilnahme.
       
       ## Viele Drusen fühlen sich nicht repräsentiert
       
       Die Mehrheit der Drusen auf den [2][von Israel annektierten Golanhöhen]
       empfindet sich bis heute als syrische Bürger und die Golanhöhen als
       syrisches Gebiet, auf dem keine israelischen Wahlen stattzufinden haben.
       
       Wer den Weg zu einem der 24 Wahllokale doch wagte, musste einen
       regelrechten Spießrutenlauf über sich ergehen lassen. Ein Sonderaufgebot
       der Polizei war eigens abkommandiert worden, um die wahlwilligen Drusen zu
       schützen.
       
       Problematisch für die Wahl auf dem Golan ist zudem, dass nur Staatsbürger
       kandidieren dürfen. Nur gut zehn Prozent der Drusen ist im Besitz der
       Staatsbürgerschaft. Die Mehrheit der Drusen fühlt sich durch die
       Kandidaten, die häufig nicht vom Golan stammen sondern aus Galiläa, nicht
       repräsentiert.
       
       31 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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