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       # taz.de -- Kommentar Keine Ampel in Hessen: Die Grünen sind gewarnt
       
       > Ein mögliches Bündnis mit SPD und Grünen hat die hessische FDP platzen
       > lassen. Die Ökopartei scheint erstaunlich gelassen. Zu Recht?
       
   IMG Bild: Christian Lindner, Parteivorsitzender der FDP, und René Rock, Spitzenkandidat der FDP Hessen
       
       Zweimal schon haben SPD, Grüne und Linke nach einer Wahl in Hessen die
       Mehrheit links von der CDU nicht genutzt. [1][Diesmal ist es die FDP], die
       ein Mitte-Links-Bündnis und damit ebenfalls die Ablösung der CDU
       verhindert. Im Wahlkampf hatte FDP-Spitzenkandidat René Rock ein
       „Reformbündnis“ versprochen; ein ‚Weiter so‘ werde es mit ihm nicht geben,
       selbst wenn CDU und Grüne ihn an den Kabinettstisch einladen sollten.
       
       Jetzt will Rock über die rechnerisch mögliche Ampelkoalition nicht einmal
       reden, weil ein Grüner Ministerpräsident werden könnte. Mit einem Sozen an
       der Spitze hätte er verhandelt, so der Liberale. Dabei billigt die
       Verfassung dem hessischen Regierungschef nicht einmal eine
       Richtlinienkompetenz zu. Es ist der Koalitionsvertrag, der die Richtung
       vorgibt. Um auszuloten, was geht und was nicht, hätte man wenigstens
       miteinander verhandeln müssen. Wie die Bundespartei macht sich die
       hessische FDP lieber einen schlanken Fuß.
       
       Die Grünen nehmen das erstaunlich gelassen, fast dankbar hin. Sie wollen
       die Koalition fortsetzen, die sich nach ihrer Überzeugung bewährt hat. Die
       historische Chance, zum ersten Mal in Hessen den Ministerpräsidenten zu
       stellen, lassen sie klaglos liegen. Zudem nehmen FDP und Grüne in Hessen
       erkennbar Rücksicht auf ihre Vorleute in Berlin. Würden sie in Wiesbaden
       den CDU-Bundesvize Bouffier stürzen, wären deren Träume von einem neuen
       Aufbruch nach Jamaika ausgeträumt.
       
       Der CDU-Landeschef und Ministerpräsident Bouffier verspricht, in der neuen
       Regierung das Profil seiner Partei schärfen zu wollen. Sein
       Vize-Ministerpräsident Tarek Al-Wazir stellt klar, mit den erstarkten
       Grünen werde es kein ‚Weiter so‘ geben. Auf das Ergbnis der
       Koalitionsverhandlungen darf man gespannt sein.
       
       ## Der Machtverlust war die Quittung
       
       Die Grünen jedenfalls sind gewarnt. In Hessen hat im Jahr 1995 schon einmal
       ein Regierungschef nach einer Wahlschlappe überlebt, weil die Grünen
       gleichzeitig ein Rekordergebnis eingefahren hatten. Ministerpräsident war
       und blieb damals der Sozialdemokrat Hans Eichel. Die Grünen trotzten dem
       geschröpften Koalitionspartner das Justzministerium und ein
       Superministerium für Soziales und Umwelt ab.
       
       Fortan schafften es CDU und FDP, noch jeden entlaufenen Straftäter als
       Ergebnis grüner Libertinage zu skandalisieren. Im Doppelministerium
       scheiterten in nur einer Wahlperiode gleich zwei Ministerinnen
       hintereinander. Der Machtverlust war am Ende der Legislaturperiode die
       Quittung. Seitdem regiert in Hessen ununterbochen die CDU.
       
       2 Nov 2018
       
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