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       # taz.de -- Angela Merkels Besuch in Polen: Pragmatische Annäherung
       
       > Bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen stehen
       > Gemeinsamkeiten im Zentrum. Streitthemen werden nur kurz gestreift – bis
       > auf eins.
       
   IMG Bild: Keine Kriegsentschädigungen, aber einen Kranz ließ Merkel da
       
       Warschau taz | Pragmatisch beschwor Polens Premier Mateusz Morawiecki auf
       den [1][15. deutsch-polnischen Regierungskonsultationen] die „gemeinsamen
       Herausforderungen“, denen sich Berlin und Warschau in Zukunft stellen
       müssten.
       
       Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zählte am Freitag in Warschau zunächst
       gemeinsame positive Wirtschaftsdaten auf, ein jährliches Handelsvolumen von
       110 Milliarden Euro und die in beiden Ländern niedrige Arbeitslosenquote,
       bevor auch sie sich außen- und sicherheitspolitischen Themen zuwandte. Die
       altbekannten Streitpunkte – Kriegsentschädigungen, die Gaspipeline Nord
       Stream 2, die Flüchtlings- und Migrationspolitik sowie [2][die umstrittenen
       Justizreformen in Polen] – blieben außen vor oder wurden nur kurz
       gestreift.
       
       Die beiden Außenminister Jacek Czaputowicz und Heiko Maas bekräftigten
       sogar in einer gemeinsamen Erklärung ihre „strategische Partnerschaft als
       Nachbarn und [3][Partner in der Europäischen Union und der Nato]“. Es ging
       bei diesen Regierungskonsultationen vor allem darum, das gemeinsame Handeln
       in möglichst vielen Punkten innerhalb der EU und der Nato abzustimmen und
       möglichst auch schon eine ähnliche Perspektive auf Weltprobleme zu finden,
       mit denen beide Staaten ab 2019 als nichtständige Mitglieder im
       UN-Sicherheitsrat zu tun haben werden.
       
       So hofften Merkel und Morawiecki, dass der [4][Austritt Großbritanniens]
       aus der EU doch noch in einem Abkommen zu regeln sein werde. „Beide Seiten
       wollen ein geordnetes Verfahren finden für den Brexit“, sagte Merkel in
       Warschau. Geregelt werden müssten dabei auch die Grundzüge der künftigen
       Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien, denn „Großbritannien
       verlässt zwar die EU, bleibt aber in Europa“, so Merkel. „Polen und
       Deutschland wollen, dass das gute Beziehungen sind“.
       
       Morawiecki sprach das kommende EU-Budget an. Er hoffe auf Zuschüsse in den
       Bereichen Landwirtschaft, Strukturpolitik und Innovation. Merkel bestätigte
       dies nur kurz. Da scheint es keine größeren Differenzen zu geben. Innerhalb
       der Nato planen nun Polen, Deutschland und Frankreich die Produktion eines
       gemeinsamen Panzers. Einzelheiten dazu gaben aber weder Merkel noch
       Morawiecki bekannt.
       
       ## Polens Distanz zum Migrationspakt
       
       Merkel hob die grundsätzlich gleiche Einschätzung des
       [5][Russland-Ukraine-Konflikts] durch die polnische und deutsche Regierung
       hervor. Da sie einen Tag zuvor die Ukraine besucht hatte, konnte sie direkt
       von den Fortschritten und zurzeit eher Rückschlägen im sogenannten
       [6][Minsker Prozess] berichten. Der Waffenstillstand werde immer wieder
       gebrochen, meist von russischer Seite. Sie sei daher dafür die Sanktionen
       gegen Russland aufrechtzuerhalten.
       
       Morawiecki machte an dieser Stelle klar, dass Polen sich [7][dem geplanten
       UN-Migrationspakt] wahrscheinlich nicht anschließen werde. Griechenland und
       Italien hätten Probleme mit Migranten, und auch Polen habe viele Probleme
       mit ukrainischen Migranten. „Für uns sind unsere Souveränität und unsere
       Grenze wichtiger“, erklärte er.
       
       Polen nehme nach wie vor viele Ukrainer auf. Davon seien zwar die meisten
       Arbeitsmigranten, doch viele kämen auch aus dem Kriegsgebiet und fänden in
       Polen ein neues – vorläufiges – Heim. Der offiziellen Statistik des
       polnischen Ausländeramtes zufolge baten in diesem Jahr (bis zum Stichtag
       31. Juli) aber gerade mal 292 Ukrainer in Polen um Schutz und Asyl.
       
       Merkel verwies darauf, dass der Migrationspakt die illegale Migration
       einschränken und die legale Migration erleichtern solle. Der Pakt
       unterminiere nicht die Souveränität der Unterzeichnerstaaten. Deutschland
       werde den Pakt im Dezember in Marokko unterzeichnen.
       
       2 Nov 2018
       
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