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       # taz.de -- Kooperation trotz Mord an Khashoggi: Bundeswehr bildet Saudis aus
       
       > Die Bundesregierung hat Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien wegen der
       > Khashoggi-Affäre gestoppt. Doch die Bundeswehr bildet weiter saudische
       > Offiziere aus.
       
   IMG Bild: Derzeit bildet die Bundeswehr sieben saudische Offiziere pro Jahr aus – gegen Bezahlung
       
       Berlin dpa | Trotz der Affäre um den gewaltsamen Tod des saudischen
       Journalisten [1][Jamal Khashoggi] bildet die Bundeswehr zunächst weiter
       Soldaten aus Saudi-Arabien aus. An der Führungsakademie in Hamburg werden
       derzeit sieben Offiziersanwärter der saudischen Streitkräfte geschult, wie
       die Deutsche Presse-Agentur aus dem Verteidigungsministerium erfuhr. Sie
       belegen einen Sprachkurs, der Voraussetzung für die für 2019 geplante
       Offiziersausbildung ist.
       
       Bisher hat das Ministerium nicht vor, den Lehrgang wegen der angespannten
       Beziehungen zu Saudi-Arabien abzubrechen. Die Ausbildung werde
       „vorbehaltlich anderweitiger politischer Entscheidung“ wie geplant
       fortgesetzt, teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit. Im nächsten
       Jahr sollen zudem sieben weitere saudische Offiziersanwärter an der
       Führungsakademie aufgenommen werden. Die endgültige Entscheidung darüber
       fällt aber erst Anfang 2019.
       
       Die Ausbildung saudischer Soldaten geht auf einen Besuch von
       Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der saudischen Hauptstadt
       Riad im Dezember 2016 zurück. Dort traf die CDU-Politikerin unter anderen
       den heutigen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der damals noch
       stellvertretender Thronfolger und Verteidigungsminister war.
       
       Dabei wurde vereinbart, dass [2][einzelne saudische Soldaten an der
       Führungsakademie in Hamburg ausgebildet werden sollen]. Ein entsprechendes
       Abkommen wurde am 30. April 2017 in der saudischen Hafenstadt Dschidda von
       dem damaligen deutschen Botschafter Dieter Haller und einem Vertreter des
       saudischen Verteidigungsministeriums unterzeichnet.
       
       ## Sieben saudische Offiziersanwärter pro Jahr
       
       Es regelt in 16 Artikeln zahlreiche Einzelheiten der Ausbildung von
       Unterkunft, Verpflegung und Bekleidung bis zur „Beilegung von
       Meinungsverschiedenheiten“. Nach den Sprachkursen erfolgt die Ausbildung an
       Offiziersschulen des Heeres oder der Luftwaffe und dann ein drei- bis
       vierjähriges Studium an einer Universität der Bundeswehr.
       
       Die Kosten der Lehrgänge übernimmt Saudi-Arabien komplett. Eine konkrete
       Zahl der jährlich auszubildenden Soldaten ist in dem dreiseitigen Abkommen
       nicht genannt. Zunächst war von drei bis vier Offiziersanwärtern pro Jahr
       die Rede. Jetzt sind es sieben. Zudem nahm im vergangenen Jahr bereits ein
       Offizier an dem internationalen Generalstabslehrgang an der
       Führungsakademie teil.
       
       Die militärische Kooperation mit Saudi-Arabien ist umstritten. Das
       Königreich führt seit 2015 eine Allianz von neun Staaten an, die im Jemen
       die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen bekämpft. Der [3][Krieg hat zu
       einer humanitären Katastrophe geführt], die von den Vereinten Nationen als
       derzeit schlimmste weltweit eingestuft wird. 22 Millionen Menschen – drei
       Viertel der Bevölkerung – sind auf Hilfe angewiesen, sieben Millionen
       Menschen haben nicht genug zu essen.
       
       ## Saudi-Arabien immer noch Empfänger
       
       Die SPD hat vor diesem Hintergrund in den Koalitionsverhandlungen mit der
       Union einen Rüstungsexportstopp für die „unmittelbar“ am Jemen-Krieg
       beteiligten Staaten durchgesetzt, aber [4][Ausnahmen für bereits erteilte
       Genehmigungen zugelassen]. Das hat dazu geführt, dass Saudi-Arabien
       trotzdem mit Ausfuhrgenehmigungen im Wert von mehr als 400 Millionen Euro
       in diesem Jahr bisher auf Platz zwei der wichtigsten Empfängerländer liegt.
       
       Erst nach dem [5][gewaltsamen Tod Khashoggis im saudischen Generalkonsulat
       in Istanbul] hat die Bundesregierung erklärt, für die Zeit der Ermittlungen
       zunächst gar keine Ausfuhrgenehmigungen mehr zu erteilen. Auf die
       Ausbildung saudischer Offiziere in Deutschland hat der Fall dagegen
       zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen.
       
       Eine andere Vereinbarung zur militärischen Kooperation beider Länder, die
       ebenfalls auf von der Leyens Besuch in Riad vor knapp zwei Jahren
       zurückgeht, kam übrigens nicht zustande. Eigentlich sollte ein deutscher
       Verbindungsoffizier in das Hauptquartier einer von Saudi-Arabien geführten
       regionalen Anti-Terror-Allianz geschickt werden. Im Gespräch war, dass der
       Militärattaché der deutschen Botschaft in Riad diese Aufgabe in
       Personalunion übernimmt. Dazu kam es aber nie. „Es hat keine Entsendung
       gegeben und es ist auch keine geplant“, sagte der Sprecher des
       Verteidigungsministeriums mit.
       
       4 Nov 2018
       
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