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       # taz.de -- Hamburg probt den Terror-Angriff: GSG9 und SEK in der HafenCity
       
       > Die Polizei übte den Terror-Ernstfall. Mit dabei waren
       > Sondereinsatzkommandos und das GSG 9. Zeitweise war eine U-Bahn-Station
       > gesperrt.
       
   IMG Bild: Anti-Terror-Übung in Hamburg: Polizisten evakuieren Verletzte
       
       Hamburg taz | Drei Polizisten kommen die Treppe der U-Bahn-Haltestelle
       HafenCity Universität am Lohsepark hoch. Sie tragen schusssichere Westen
       und Helme, sind schwer bewaffnet. In einem Tuch tragen sie einen Mann,
       legen ihn wenige Meter neben den Eingang zur U-Bahn ab. SanitäterInnen
       übernehmen den Mann, die Polizisten gehen zurück in die U-Bahn.
       
       Der Mann in dem Tuch ist nicht wirklich verletzt. Das Blut in seinem
       Gesicht ist Kunstblut. Die Hamburger Polizei hat am Dienstag in der Hafen
       City eine groß angelegte Anti-Terror-Übung durchgeführt. Etwa 850
       Einsatzkräfte der Polizei waren an der Übung beteiligt. Aus ganz
       Deutschland waren Sondereinheiten der Polizei angereist. Auch das GSG 9 war
       da, die Spezialeinheit der Bundespolizei.
       
       Das Szenario: Vier Terroristen attackieren die Fahrgäste von zwei U-Bahnen
       in einer Haltestelle. Wie genau und mit welchen Waffen die imaginierten
       Terroristen agieren, bleibt für Außenstehende geheim. Die
       Spezialeinsatzkommandos sollen die Angreifer ausschalten, heute mit
       Übungsmunition. Auch ihre Methode wird nicht preisgegeben, um die
       Polizei-Taktik nicht zu verraten. Die Hamburger Morgenpost berichtet aber,
       dass Explosionen und Schüsse zu hören waren.
       
       Ausgebildete SEK-Beamte sind auch die ersten, die die Opfer noch am Tatort
       versorgen sollen, bevor sie sie in den so genannten sicheren Bereich
       bringen. „Medic und Evakuierung“ lautet der Tenor der Übung.
       
       ## 140 StatistInnen spielen die Opfer
       
       MedienvertreterInnen dürfen die U-Bahn-Szenerie zwar vor Beginn
       besichtigen. Bei dem Manöver in der Haltestelle dürfen sie aus
       „einsatztaktischen Gründen“ nicht dabei sein. Sie können beobachten, wie
       die Polizisten aus der Haltestelle herauskommen und die SanitäterInnen die
       Versorgung der Verletzten organisieren. Die Pressesprecher von Polizei und
       Feuerwehr geben Interviews.
       
       Nach und nach bringen die Polizisten immer mehr Verletzte an die
       Oberfläche. „Nicht rennen“, sagt ein Beamter zu seinen Kollegen, als sie zu
       viert einen Mann zu den Rettungskräften tragen. Die Menschen werden in
       Reihe auf die Straße gelegt, bekommen Wärmedecken. Rund 120 Rettungskräfte
       der Feuerwehr sind vor Ort. Sie hängen den Verletzten erst einmal
       Pappschilder um. Was darauf steht ist nicht zu erkennen, aber mit Hilfe der
       Schilder wird die Schwere der Verletzungen der Opfer eingeordnet. Die
       Schwerverletzten sollen zuerst versorgt und ins Krankenhaus gebracht
       werden. Zwischenzeitlich liegen etwa 20 Personen auf der Straße.
       
       Es ist kalt und feucht an diesem Morgen. Etwa 10 Grad Außentemperatur und
       dichter Nebel, der sich nur langsam verzieht, machen den
       Verletzten-DarstellerInnen zu schaffen. Eine Frau zittert trotz Wärmedecke
       am ganzen Körper. Ein Statist soll durch den Angriff seinen Unterschenkel
       verloren haben, der blutige Stumpf seines Beins ist sichtbar. Einem
       anderen, der gestützt von zwei Beamten aus der U-Bahn humpelt, ragt ein
       Splitter aus dem Bein.
       
       ## Ablauf der Übung wird analysiert
       
       Die 140 StatistInnen, die die Opfer spielen, sind PolizeischülerInnen. Aber
       auch professionelle SchauspielerInnen, die tatsächlich versehrt sind,
       nehmen an der Übung teil. Möglichst realistisch soll alles sein. Deshalb
       erfuhren die Hamburger BürgerInnen auch erst am Morgen von den
       Verkehrsbeeinträchtigungen durch die Übung. Die U-Bahn-Haltestelle
       Hafen-City Universität war zeitweise gesperrt, es gab viel Verkehr durch
       Einsatzfahrzeuge; das alles im morgendlichen Berufsverkehr.
       
       Um etwa halb elf ist der Spuk in der Hafen City vorbei. Die Opfer werden in
       Rettungswagen gebracht und ins Krankenhaus gefahren. Denn auch einige
       Krankenhäuser beteiligten sich an der Übung und proben mit den StatistInnen
       den Ernstfall – viele schwerverletzte PatientInnen, die zur gleichen Zeit
       eintreffen.
       
       Auch für die Spezialeinsatzkommandos ist der Tag noch nicht vorbei. Die
       Übung in der Hafen City war nur eins von insgesamt vier Übungsszenarien.
       Doch die anderen drei fanden ohne ZuschauerInnen statt. Die Übungen sollen
       nach Abschluss analysiert. Insbesondere die Kommunikation der
       Sondereinsatzkommandos untereinander und die medizinische Versorgung der
       Opfer am Anschlagsort stehe dabei im Fokus, sagte Polizei-Pressesprecher
       Timo Zill.
       
       6 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marthe Ruddat
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
   DIR Terrorismus
   DIR Hamburg
   DIR SEK
   DIR Gerichtsprozess
   DIR Terrorismus
       
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