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       # taz.de -- Böhmermann zu Antisemitismus-Vorwurf: „Sketch war gemeinsam ausgedacht“
       
       > Bisher ließ der Moderator die Vorwürfe von Oliver Polak unkommentiert. In
       > seinem aktuellen Podcast bezeichnet er die Debatte als „völlig
       > unangemessen“.
       
   IMG Bild: Böhmermann sagte in seinem Podcast: „Alle haben ihre Rollen freiwillig und selbstbestimmt gespielt“
       
       Bisher gab es keine wirkliche Stellungnahme von Moderator und Comedian Jan
       Böhmermann zu der [1][Debatte rund um die Antisemitismus-Vorwürfe.] Am
       Sonntag äußerte er sich nun in seinem [2][Podcast „Fest und Flauschig“] mit
       Olli Schulz ausführlich zu den Anschuldigungen.
       
       Der Neo-Magazin-Royale-Moderator bezog sich auf einen harten Vorwurf, dem
       er kürzlich ausgesetzt war: Vor acht Jahren soll er in einer früheren
       TV-Sendung den Comedian und Autor Oliver Polak antisemitisch beleidigt
       haben. Polak beschrieb in seinem biographischen Buch „Gegen Judenhass“
       [3][zwei Situationen], in denen er von einem „Fernsehmoderatoren mittleren
       Alters“ angegangen wurde. Der Namen des Mannes wurde nicht genannt.
       
       Zusammen mit zwei anderen Komikern soll der Moderator Polak von der Bühne
       gejagt haben. Anschließend habe er sich und den beiden anderen Männern die
       Hände desinfiziert, nachdem sie dem Kabarettisten die Hände geschüttelt
       hatten. Denn Juden fasst man nicht an – so die beabsichtigte Pointe des
       Sketchs. In einer weiteren Situation soll derselbe Moderator den Studiogast
       Polak auf seine jüdische Abstammung reduziert haben: „Sorry, aber dein
       Judentum ist dein Unique Selling Point, da musste jetzt durch.“
       
       Der Vorfall sorgte dann dank eines Artikels des Journalisten Stefan
       Niggemeier für Aufregung. Denn dieser identifizierte die drei in dem Buch
       anonymisierten Personen als Jan Böhmermann, Klaas Heufer- Umlauf und Serdar
       Somuncu. Auf den Antisemitismus-Vorwurf reagierte Böhmermann lediglich mit
       einem [4][Tweet], der von mehreren Seiten kritisiert wurde. Denn auf die
       konkreten Situationen, die Polak in seinem Buch nannte, ging der Moderator
       nicht ein.
       
       In seinem Podcast sagte Böhmermann nun dazu: „Vier hauptberufliche Komiker
       haben sich 2010, vor acht Jahren, im Rahmen eines Roasts zu Serdar Somuncus
       25. Bühnenjubiläum im FZW in Dortmund in Reaktion auf das damals frisch
       erschienene Buch von Thilo Sarrazin gemeinsam einen Sketch ausgedacht“.
       Dabei handelt es sich um Serdar Somuncu, Klaas Heufer-Umlauf, Jan
       Böhmermann und Oliver Polak. „Den Sketch haben sich die vier Leute
       gemeinsam ausgedacht, gemeinsam geprobt, gemeinsam aufgeführt“, erklärt
       Böhmermann. „Alle Beteiligten haben ihre Rollen freiwillig, selbstbestimmt
       gespielt, im gegenseitigen Einverständnis.“ Alle hätten auch im Nachhinein
       zugestimmt, dass der Sketch später auf DVD veröffentlicht wird.
       
       ## „Irittierend unsachliche Diskussion“
       
       Zwar würde es jedem Komiker frei stehen, seine Arbeit auch acht Jahre
       später in Frage zu stellen und neu zu bewerten und zu interpretieren, so
       Böhmermann weiter. „Das verändert aber nicht den tatsächlichen inhaltlichen
       und performativen Kontext von Aufführungen im Nachhinein“, so der
       Moderator. Böhmermann kritisierte wie „unseriös“ und „persönlich“ die
       aktuelle Debatte um Antisemitismus geführt werde. „Ich war wahnsinnig
       überrascht von dieser, um es diplomatisch zu sagen, irritierend
       unsachlichen Diskussion.“ Und weiter: „Angesichts der Aktualität und der
       Ernsthaftigkeit des zugrundeliegenden Themas“, sagt Böhmermann, sei das
       „eigentlich völlig unangemessen“.
       
       Die Namen der Beteiligten nannte Böhmermann in seinem Podcast nicht –
       ausgenommen den von Serdar Somuncu. Ebendieser unterstützte den Moderator
       nun mit einem [5][am Sonntag veröffentlichtem Statement] auf seiner
       Website. Darin heißt es, Polak habe sich jahrelang nicht an dem Sketch
       gestört und sogar eifrig mitgemacht. „Dennoch behauptet er nun in seinem
       Buch, nach wahrlich reiflicher Überlegung, dass der antisemitische Ton des
       Sketches für ihn unerträglich gewesen sei.“
       
       Zudem wirft er Polak vor, dass er in der Vergangenheit zunehmend die
       „Minderheitenkarte“ ausgespielt hätte: „Polak konnte nicht oft genug
       betonen, welch elitäre Stellung er selbst seiner scheinbar exponierten
       Herkunft gab. Er benannte Bücher und Programme danach. ,Ich bin Jude, ich
       darf das!'. Polak wurde zum Vorzeigejuden, der er niemals sein wollte.“
       
       Auch gegenüber dem Journalisten, der die Debatte losgetreten hatte, äußert
       sich Somuncu scharf: „Niggemeier, der sich selbst Medienjournalist
       schimpft, hat mehrfach schon gezeigt, dass er den Unterschied zwischen
       Fiktion und Realität nicht zu kennen scheint.“ Laut Somuncu nutze Polak die
       aktuellen Antisemitismus-Vorwürfe rund um Böhmermann, um sein neues Buch zu
       promoten.
       
       6 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antisemitismusvorwurf-an-Boehmermann/!5546031/
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