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       # taz.de -- Endlager für Atommüll: Scheitert die Suche am Datenschutz?
       
       > Die Suche nach einem Atommüllendlager stockt, weil private Firmen auf der
       > Geheimhaltung von Geodaten bestehen. Abhilfe soll ein Gesetz schaffen.
       
   IMG Bild: Wohin mit dem Zeug? Die Endlagersuche gestaltet sich schwierig
       
       Die gerade erst begonnene Suche nach einem Atommüllendlager stockt wieder.
       Einige Bundesländer zicken, und es gibt Streit um die Rechte an Daten. In
       einem ersten Schritt hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bei
       den Ländern Daten abgefragt, um bestimmte Gebiete als Standorte
       ausschließen zu können – etwa wenn sie erdbebenanfällig sind oder der
       Untergrund durch frühere Bergbautätigkeiten schon „verritzt“ ist.
       
       Knapp 1,5 Millionen Datensätze seien inzwischen eingegangen, sagt
       BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz. Viele stammen von privaten
       Bergbauunternehmen, die zustimmen müssen, ob die Daten veröffentlicht
       werden dürfen. Zugleich schreibt das Standortauswahlgesetz vor, die
       Bevölkerung transparent zu informieren. Ein Desaster wie in Gorleben, wo
       der Standort von oben durchgedrückt wurde und auch deshalb am Widerstand
       von Bürgern und Anti-Atomkraft-Bewegung scheiterte, soll vermieden werden.
       
       Abhilfe soll ein Geologiedaten-Gesetz schaffen. Das
       Bundeswirtschaftsministerium hat jetzt einen Referentenentwurf vorgelegt.
       Danach soll die BGE jeden Widerspruch im Einzelfall prüfen. Das aber kann
       die Gesellschaft bei der Vielzahl von Datensätzen gar nicht leisten.
       
       Das Geodatengesetz müsse die Grundlage legen, um die festgeschriebene
       Transparenz zu gewährleisten, betont BGE-Juristin Nina Grube. Das
       Ministerium räumte Klärungsbedarf ein. Mit dem Gesetz ist frühestens 2019
       zu rechnen.
       
       ## Bayern und Sachsen blockieren
       
       Störfeuer kommt auch aus dem Süden: „Wir sind überzeugt, dass Bayern kein
       geeigneter Standort für ein Atomendlager ist“, haben CSU und Freie Wähler
       in den bayerischen Koalitionsvertrag geschrieben. Bayern und Sachsen hatten
       die Endlagersuche schon früher blockiert, indem sie die Gleichbehandlung
       von Granit, das bei ihnen vorkommt, mit Ton und Salzstöcken kritisierten.
       
       Nach dem Standortauswahlgesetz kommen alle drei Formationen für ein
       unterirdisches Endlager infrage. Nach Kritik lenkte der Freistaat scheinbar
       ein. Zum Abschlussbericht der Kommission hieß es: „Damit hat sich auch
       Bayern zu einer unvoreingenommenen Suche (…) auf der Basis
       wissenschaftsbasierter Kriterien bekannt.“
       
       Wenn CSU und Freie Wähler nun doch eine Extrawurst wollen, konterkarieren
       sie nicht nur den früheren Beschluss und die mühsam erreichte Einigung von
       Bund und Ländern. Vor dem Hintergrund, dass kein Bundesland so viel
       Atomstrom – und Atommüll – produziert hat, mutet der Passus auch anmaßend
       an.
       
       20 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reimar Paul
       
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