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       # taz.de -- Globales Problemthema Schulklo: Ein dringendes Bedürfnis
       
       > Beim Schulprojekt „Klobalisierte Welt“ entdecken Berliner SchülerInnen,
       > dass es auch auf ihren Schulklos besser aussehen könnte.
       
   IMG Bild: Hier sieht's doch prima aus!
       
       Einem Schülerprojekt diesen Namen zu geben muss man sich erst mal trauen:
       „Klobalisierte Welt“, hat die German Toilet Organization, ein
       gemeinnütziger Verein, ihr „entwicklungspolitisches Bildungsprogramm“
       getauft, mit dem sie seit einigen Jahren durch Schulen tourt. Pubertierende
       Siebt- und AchtklässlerInnen dürften beim Thema Klo erst mal vor Lachen
       unterm Tisch liegen. Oder?
       
       Die SchülerInnen der drei beteiligten Berliner Projektschulen, die am
       Montagmorgen auf dem Podium in der „Alten Feuerwache“ in der
       Axel-Springer-Straße in Mitte sitzen, gucken ernst und referieren Zahlen:
       Weltweit könnten 620 Millionen Kinder in der Schule nicht auf vernünftige
       Klos gehen, insgesamt seien 2,5 Milliarden Menschen, also 40 Prozent der
       Weltbevölkerung, ohne saubere Toilettenanlagen. „Obwohl das ja eigentlich
       ein Menschenrecht ist“, weiß Schülervertreterin Ida von der Spandauer
       Carlo-Schmid-Oberschule.
       
       Eine Schülerin der Alfred-Nobel-Schule in Britz erzählt, sie hätten im
       Unterricht darüber gesprochen, dass „viele Frauen in Indien zu Hause
       überhaupt keine Toilette haben und dann auf öffentlichen Klos häufig
       vergewaltigt werden“. Auch über gefährliche Keime und Kindersterblichkeit
       in Afrika wurde geredet: „Echt krasse Themen eigentlich, über die wir da
       diskutieren“, habe sie irgendwann gedacht. Hier seien Toiletten eben
       selbstverständlich, souffliert Thilo Panzerbieter von der GTO vom Podium.
       „Deshalb ist es ja auch so wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was
       es bedeutet, keine zu haben.“
       
       ## Schick saniert und seither abgeschlossen
       
       Tatsächlich dürfte das an Berliner Schulen eine leichte Übung sein:
       Irgendwann, sagt der Schülervertreter der Solling-Schule in Marienfelde,
       sei ihnen aufgegangen: „So super sind unsere Klos an der Schule ja auch
       nicht.“ Zum Beispiel, weil es weder Seife noch Handtücher gebe.
       Abschließbar seien die Toilettenkabinen auch nicht mehr. An der
       Solling-Schule gebe es immerhin noch Klopapier, das sei bei ihnen nicht
       selbstverständlich, sagt eine Schülerin der Nobel-Schule. An der
       Carlo-Schmid-Schule hingegen sind die Toiletten gerade schick saniert
       worden, weshalb sie jetzt aber auch abgeschlossen seien: Wer aufs Klo muss,
       muss erst eine Lehrkraft finden, die aufschließt.
       
       Berlin saniert gerade für viel Geld seine maroden Schulen, seit zwei Jahren
       ist man bereits am Werk. Klar können nicht alle Schulen zugleich dran sein.
       Aber vielleicht lässt sich das Klopapier-und-Seife-Problem beheben, bevor
       alle Schulen grundsaniert sind?
       
       Später zogen die Schüler mit einem aus Pappe und Sperrholz selbst gebauten
       Toilettenhäuschen in einem kleinen Demozug vor das Bundesministerium für
       wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Schulverwaltung wäre
       auch ein mögliches Ziel gewesen: Da hätten sich alle wenigstens einmal mit
       Seife die Hände waschen können. In ihren Schulen ist das ja offenbar nicht
       selbstverständlich.
       
       19 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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