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       # taz.de -- Krieg in Jemen: Kampf um Hodeida
       
       > Dutzende Tote und mangelnde Versorgung von Zivilisten: Der Krieg im Jemen
       > geht weiter. Immerhin: Die USA betanken keine Kampfflugzeuge mehr.
       
   IMG Bild: Der Hafen von Hodeida im September 2018 (Archivbild)
       
       Hodeida afp | Erbitterte Kämpfe um die jemenitische Hafenstadt Hodeida:
       Binnen 24 Stunden wurden in der strategisch wichtigen Stadt am Roten Meer
       nach Angaben von Ärzten mehr als 130 Kämpfer getötet, darunter 110
       Huthi-Rebellen. Diese leisteten am Freitag weiter erheblichen Widerstand
       gegen die Offensive der Regierungstruppen. Unterdessen sorgten sich
       Hilfsorganisationen weiter [1][um die Lage der Zivilisten in dem
       Bürgerkriegsland]. Das Welternährungsprogramm kündigte an, seine
       Lebensmittelhilfen verdoppeln zu wollen.
       
       Den Ärzten in Hodeida zufolge wurden 110 Rebellen und 22 regierungstreue
       Kämpfer getötet. Damit stieg die Zahl der Toten auf beiden Seiten seit der
       Intensivierung der Kämpfe um Hodeida am 1. November auf mindestens 382.
       
       WFP-Sprecher Herve Verhoosel sagte am Donnerstag in Genf, derzeit würden
       täglich Nahrungsmittel für sieben bis acht Millionen Menschen ausgeliefert.
       Das neue Ziel sei es, 14 Millionen Menschen mit Essen zu versorgen. Das
       bedeute eine „riesige Menge“ logistischer Arbeit, finanzieller Mittel und
       Vorbereitung. Vor allem aber müsse die Gewalt in dem Land sofort enden,
       mahnte der Sprecher. „Sonst wird der Jemen ein Land der Gespenster, mit
       Menschen, die nur noch Knochengerüste sind.“
       
       Die Vereinten Nationen hatten im Oktober gewarnt, dass im Jemen 14
       Millionen Menschen vom Hunger bedroht seien, fast die Hälfte der
       Bevölkerung. Die UNO spricht von der schwersten humanitären Krise weltweit.
       
       ## Krieg seit 2014
       
       In Hodeida beschrieb ein Vertreter der Hilfsorganisation Islamic Relief,
       Salem Dschaffer Baobaid, die „Erschöpfung und Angst“ in den Gesichtern
       seiner Nachbarn, die wegen der nächtlichen Luftangriffe nicht mehr
       schliefen. „Die Menschen fragen nach mehr Lebensmitteln, aber was wir auch
       tun, die Hilfsorganisationen können nicht ein ganzes Land ernähren“, sagte
       er laut der Nachrichtenagentur Irin.
       
       Im Jemen herrscht seit 2014 ein Krieg zwischen schiitischen Huthi-Rebellen
       und den vom sunnitischen Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten
       unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Nach UN-Angaben
       wurden bereits rund 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende
       Zivilisten.
       
       Am Donnerstag waren die von Luftangriffen einer arabischen Militärkoalition
       unterstützten Regierungstruppen erstmals ins Stadtgebiet von Hodeida
       vorgedrungen; sie bewegten sich nun in Richtung des Hafens vor. Die
       Rebellen verstärkten seither ihre Gegenwehr. Es gebe „intensive Angriffe“
       mit Granaten auf die von den Regierungstruppen zurückeroberten Stellungen,
       hieß es aus der jemenitischen Armee. Die Rebellen erklärten, sie hätten die
       Versorgungswege ihrer Gegner in vier Sektoren der Provinz Hodeida
       abgeschnitten.
       
       Die Offensive zur Rückeroberung des Hafens ist nach Einschätzung von
       Beobachtern in den kommenden Tagen zu erwarten. In einem Text des
       Beratungsinstituts IHS Markit heißt es, es bestehe die Gefahr von
       „Sabotage“ der Infrastruktur.
       
       ## Konferenz zum Jemen-Konflikt
       
       Die Anführer der mit der jemenitischen Regierung verbündeten
       Militärkoalition – Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate –
       wollen demnach zunächst Hodeida zurückerobern, bevor sie Friedensgespräche
       mit den Huthi-Rebellen beginnen. Dies gebe der Regierung eine bessere
       Verhandlungsposition. Im Hafen von Hodeida werden die meisten Importe und
       internationalen Hilfslieferungen für den Jemen umgeschlagen.
       
       Die Militärkoalition hatte die Offensive auf die Hafenstadt zunächst im
       Juni gestartet, im Juli aber zugunsten der Friedensbemühungen der UNO
       unterbrochen. Nachdem der Vermittlungsversuch im September gescheitert war,
       kündigte die Koalition die Fortsetzung der Offensive an.
       
       In Istanbul forderten am Freitag arabische und türkische Politiker bei
       einer Konferenz zum Jemen-Konflikt die Einrichtung eines internationalen
       Sondertribunals, „um die Verbrechen zu ahnden, die von den lokalen und
       internationalen Konfliktparteien verübt worden sind“. Die Konferenz wurde
       von der jemenitischen Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman
       organisiert. In dem Appell drängten die Teilnehmer zudem die internationale
       Gemeinschaft und die UNO, „sich ernsthaft und verantwortungsvoll für ein
       Ende des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens“ im Jemen
       einzusetzen.
       
       ## Keine US-Unterstüzung mehr
       
       Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition will bei der Luftbetankung
       ihrer Kampfflugzeuge nicht länger die Unterstützung der USA in Anspruch
       nehmen. Wie die amtliche saudiarabische Nachrichtenagentur SPA am Samstag
       berichtete, forderte die Koalition die USA auf, ihre Hilfe einstellen. Zur
       Begründung hieß es, die Koalition habe zuletzt ihre Fähigkeiten in diesem
       Bereich erweitert und sei nicht mehr auf die Unterstützung angewiesen. Die
       Entscheidung sei in Konsultationen mit den USA getroffen worden.
       
       Die US-Regierung bestätigte die Angaben. Verteidigungsminister Jim Mattis
       erklärte, die USA unterstützten die „Entscheidung“ Riads, die Kooperation
       bei der Luftbetankung ihrer Kampfflugzeuge zu beenden. Die Koalition habe
       entschieden, „ihre eigenen militärischen Kapazitäten zu nutzen“. Die USA
       waren bislang für die Betankung von rund einem Fünftel der
       Koalitionsflugzeuge, die im Jemen im Einsatz waren, zuständig.
       
       10 Nov 2018
       
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