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       # taz.de -- CSU-Chef und Innenminister: Seehofer will offenbar abtreten
       
       > Horst Seehofer beugt sich offenbar dem parteiinternen Druck. Laut
       > Medienberichten will er im kommenden Jahr seine politische Karriere
       > beenden.
       
   IMG Bild: Noch CSU-Chef und Innenminister: Horst Seehofer
       
       München dpa/afp | CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer will im
       kommenden Jahr seine beiden Spitzenämter abgeben. Das kündigte der
       69-Jährige am Sonntagabend bei Beratungen der engsten Parteispitze in
       München an, wie unter anderem die Deutsche Presse-Agentur meldete. Auch
       andere Medien berichteten dies unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Ein
       neuer Parteichef soll auf einem Sonderparteitag Anfang 2019 gewählt werden.
       Einen konkreten Zeitpunkt, an dem er das Ministeramt abgeben will, ließ
       Seehofer noch offen. Er habe aber deutlich gemacht, dass er ohne den
       Parteivorsitz auch nicht Innenminister bleiben wolle. „2019 wird das Jahr
       der Erneuerung für die CSU“, sagte Seehofer laut Teilnehmern.
       
       Seehofer zieht damit die Konsequenz aus der schweren [1][CSU-Pleite bei der
       Landtagswahl] und beugt sich dem massiven Druck der eigenen Parteibasis. Er
       selbst äußerte sich nach Ende der Sitzung am Sonntagabend allerdings nicht.
       Er kündigte aber eine persönliche Erklärung an, die er im Laufe der neuen
       Woche abgeben will.
       
       Als mit Abstand aussichtsreichster Nachfolge-Kandidat für den
       CSU-Chefposten gilt inzwischen der alte und neue bayerische
       Ministerpräsident Markus Söder. Der 51-Jährige würde Seehofer dann schon
       zum zweiten Mal beerben, nachdem er im März schon den Posten des
       bayerischen Regierungschefs von Seehofer übernommen hatte. Eine mögliche
       Nachfolge-Lösung für das Innenministerium ist noch offen.
       
       Mit einem Rücktritt Seehofers jedenfalls als CSU-Chef war in den
       vergangenen Wochen immer stärker gerechnet worden. Als vorrangig galt
       zunächst die Bildung einer Regierung in Bayern, wo die CSU nach dem Verlust
       der absoluten Mehrheit nun auf einen Koalitionspartner angewiesen ist. Der
       Koalitionsvertrag mit den Freien Wählern ist aber nun unterschrieben, Söder
       als Ministerpräsident wiedergewählt und vereidigt, an diesem Montag soll
       noch das Kabinett benannt werden.
       
       ## Parteiinterner Druck stieg
       
       Parallel zur Regierungsbildung war der parteiinterne Druck auf Seehofer
       aber immer stärker geworden: Immer mehr Bezirks- und Kreisverbände, immer
       mehr Abgeordnete und Landräte wandten sich zuletzt von ihm ab und forderten
       – mal mehr, mal weniger direkt – Seehofers Rücktritt und einen
       Sonderparteitag mit Neuwahlen. Befeuert und beschleunigt wurde die Debatte
       durch die Ankündigung von Kanzlerin Angela Merkel, den CDU-Vorsitz im
       Dezember abzugeben.
       
       Die CSU war bei der Landtagswahl am 14. Oktober auf nur noch 37,2 Prozent
       abgestürzt. Weite Teile der Partei machen dafür vor allem Seehofer
       verantwortlich. Angekreidet werden ihm ein übermäßig harter Kurs gegenüber
       der Kanzlerin, die Hauptverantwortung für zwei Regierungskrisen, sein
       „Rücktritt vom Rücktritt“ im Streit über die Flüchtlingspolitik im
       vergangenen Sommer und der Fall des inzwischen abgelösten
       Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.
       
       Schon nach der CSU-Pleite bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr hatte
       sich Seehofer nur deshalb als CSU-Chef halten können, weil er nach langen
       Querelen bereit war, das Ministerpräsidenten-Amt an Söder abzugeben. Auch
       damals handelte Seehofer aber letztlich nur unter massivem internen Druck,
       insbesondere der CSU-Landtagsfraktion.
       
       ## Grüne fordern sofortigen Rücktritt als Innenminister
       
       Nach Seehofers Rücktrittsankündigung fordern die Grünen im Bundestag seinen
       sofortigen Verzicht auf das Amt des Bundesinnenministers. „Jeder Tag, den
       Horst Seehofer weiter Innenminister bleibt, ist ein Tag zu viel“, sagte
       Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem „Tagesspiegel“ (Montag).
       
       „Wenn es um die Innere Sicherheit in unserem Land geht, darf es keine
       weitere Hängepartie geben“, betonte sie. Seehofers Politik der Ausgrenzung
       und Spaltung sei „ein Sicherheitsrisiko“ für die Gesellschaft. „Er sollte
       umgehend auch als Innenminister zurücktreten und nicht noch weitere Monate
       im Amt bleiben.“
       
       11 Nov 2018
       
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