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       # taz.de -- Fußball-Club Paris St. Germain: Dauerstreit unter den neuen Chefs
       
       > Für den franzöischen Verein Paris St. Germain steht gegen Liverpool viel
       > auf dem Spiel. Dem Neymar-Team droht das Auseinanderbrechen.
       
   IMG Bild: Steht im Zentrum des Teams: Paris St Germains Stürmer Neymar
       
       PARIS taz | Edinson Cavani nahm den Ball mit links an, jonglierte ihn auf
       den rechten Fuß und verwandelte volley. Traumtor und Sieg gegen den FC
       Toulouse. Auf der Tribüne applaudierten die beiden anderen aus dem
       Sturmdreieck von Paris St. Germain: [1][Neymar] und Kylian Mbappé waren
       angeschlagen. Doch nun zählt kein Schmerz mehr, am Mittwoch steht das Trio
       vor seiner größten Probe. Alles andere als ein Sieg gegen Liverpool
       bedeutet wohl das Ende in der Champions League.
       
       Im Novemberregen der französischen Hauptstadt entscheidet sich, wie der
       Frühling wird. Unternimmt der Scheichklub dann den oft angekündigten und
       genauso oft verschobenen Angriff auf die europäische Krone? Oder muss er
       Europa League spielen, was angesichts der Pariser Ambitionen kaum weniger
       demütigend wäre als ein komplettes Ausscheiden, das in der spannenden
       Gruppe mit dem SSC Neapel und Roter Stern Belgrad auch noch möglich ist.
       Verhandelt wird im Aufeinandertreffen der [2][Trainer Thomas Tuchel] und
       Jürgen Klopp aber auch schon der Sommer. Bei einem Abgang aus der Champions
       League wird es kaum so weitergehen können wie bisher.
       
       Der aktuelle PSG ist gebaut um Neymar, der vorigen Sommer für 222 Millionen
       Euro aus Barcelona verpflichtet wurde. Hinter Lionel Messi und Cristiano
       Ronaldo die dritte Lokomotive des Weltfußballs, ist er eigentlich zu groß
       für Frankreichs Liga. Das soll er laut ständiger Medienberichte aus Spanien
       längst selbst so sehen. Angeblich bereut er den Wechsel und will zurück.
       Man scheint ihm diese Zweifel anzumerken, und sie färben ab auf das ganze
       Projekt. Nur europäischer Erfolg könnte diese Liaison doch noch
       legitimieren – für beide Seiten.
       
       Denn der PSG wird sich ihn ohne Zusatzeinnahmen aus der K.-o.-Runde kaum
       mehr leisten können. Ein neues Verfahren der Uefa im Rahmen des Financial
       Fairplay läuft. Der Druck wächst, die Pariser mit ihren wohl künstlich
       aufgeblähten Sponsorenverträgen aus Katar nicht mehr so glimpflich
       davonkommen zu lassen wie bisher. Dazu steht der Verein in der Kritik wegen
       des Skandals um Profiling nach Rassenkriterien in der Scoutingabteilung. Es
       ist ein schwieriger Herbst beim PSG, daran ändert auch ein historischer
       Startrekord in der französischen Meisterschaft nichts. 14 Siege aus 14
       Spielen haben die alte Bestmarke der großen europäischen Ligen von
       Tottenham Hotspur aus dem Jahr 1960 pulverisiert.
       
       ## Strukturkonflikt in Neymars PSG
       
       In Europa hingegen gab es eine Niederlage in Liverpool, zwei Remis gegen
       Neapel und nur gegen Belgrad einen Sieg. Von einer „der letzten Chancen, zu
       zeigen, wozu wir wirklich in der Lage sind“, spricht Tuchel nun. „Zusammen
       können wir etwas erreichen“, betont derweil Mbappé. „Ensemble“ – zusammen:
       Dieses Wort fällt in Paris permanent, dabei ist es eigentlich eine
       Tautologie: Wie sollte man in einem Mannschaftssport anders reüssieren als
       zusammen? In der französischen Liga geht das wirklich: So überlegen ist der
       PSG, da muss nicht jeder immer beim Pressing mitmachen, seinen Gegenspieler
       verfolgen, die Lücken stopfen. Gegen die Neapels und Liverpools reicht es
       indes schon nicht mehr. Das ist der Strukturkonflikt in Neymars PSG.
       
       Der Brasilianer wurde mit dem Versprechen nach Paris gelockt, dort sein zu
       können, was in Barcelona über ihm Messi war: der, für den alle spielen.
       Doch er hat sich nie sonderlich viel Mühe gegeben, die anderen mitzunehmen.
       Aus Sicht der alten PSG-Garde wurden einer gewachsenen Hierarchie mit
       Neymar und Mbappé zwei neue Chefs vorgesetzt. Daraus resultieren
       Eifersüchteleien, die insbesondere zwischen Neymar und Cavani längst
       chronisch sind. Es gibt Dauerstreit um die Ausführung der Elfmeter,
       Statistiken demonstrieren, dass man kaum Pässe austauscht, zuletzt fuhr der
       Uruguayer dem Brasilianer bei einem Freundschaftsspiel böse in die Parade.
       Die anschließenden Blicke beider Spieler sagten mehr als die wortreichen
       Friedensbekundungen danach.
       
       Selbst bei bester Absicht ist es nicht einfach für eine Mannschaft, im
       Dienste von Stars zu spielen und trotzdem die nötige Eigeninitiative
       einzubringen. Für einen Trainer wird die Arbeit nicht leichter, wenn just
       die wichtigsten Teamplayer wie Blaise Matuidi (2017 zu Juventus Turin) oder
       Thiago Motta (2018 Karriereende) zur Gegenfinanzierung der Superstars nicht
       ersetzt werden. Thomas Tuchel bastelt schon die ganze Saison an der
       Quadratur des Kreises. Gegen Liverpool muss er gelingen.
       
       27 Nov 2018
       
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