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       # taz.de -- Batteriezellen für E-Autos: Die Industrie lässt sich bitten
       
       > Wirtschaftsminister Altmaier will Unternehmen mit einer Milliarde Euro
       > Fördergeld dazu bringen, in Deutschland Stromspeicher für E-Autos zu
       > bauen.
       
   IMG Bild: Stromspeicher für Elektroautos: In Deutschland gibt es noch keine Massenfertigung
       
       Berlin taz | Anfang 2019 soll klar sein, welche Firmen-Gruppen
       Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland und Europa produzieren
       werden. Das sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach einer
       Konferenz mit dem zuständigen EU-Kommissar Maros Sefcovic am Dienstag in
       Berlin. Aus dem Bundeshaushalt stünde dafür eine Milliarde Euro zur
       Verfügung. Namen von Firmen und Orten, an denen die Fabriken entstehen
       könnten, nannte Altmaier entgegen den Erwartungen noch nicht.
       
       Die Stromspeicherung für Elektroautos ist eine der zentralen Technologien
       der Elektromobilität. Ein guter Teil der Gewinne der Autohersteller wird
       künftig damit erwirtschaftet. Augenblicklich gibt es aber weder in
       Deutschland noch in Europa eine Massenfertigung.
       
       Auch bundesdeutsche Fahrzeugproduzenten wie BMW, Daimler und VW kaufen die
       Batteriezellen bei asiatischen Herstellern. Nur die Verpackung der Zellen
       zu Paketen und die Steuerungselektronik beherrschen sie selbst. Hiesige
       Unternehmen betreiben moderne Batteriezellenfertigung bisher lediglich auf
       Experimentierniveau.
       
       Nun könnten drei Industrie-Konsortien ab dem Jahreswechsel 2018/19 an den
       Start gehen. „Wir registrieren wachsendes Interesse“, sagte Altmaier. Er
       habe Gespräche unter anderem in Frankreich, Polen und Österreich geführt.
       Er rechnet mit dem Beginn der Produktion ab 2021. EU-Kommissar Sefcovic
       stellte die Fertigung der Batteriezellen auf eine Ebene mit Airbus, der
       gemeinsamen Fertigung von Flugzeugen durch Konzerne aus mehreren
       EU-Staaten.
       
       Das chinesische Unternehmen CATL hatte Mitte des Jahres angekündigt, eine
       [1][Batteriefabrik in Thüringen] zu errichten. BMW will dort große
       Stückzahlen kaufen. VW verhandelt angeblich mit dem koreanischen
       Batteriezellenhersteller SK Innovation über den Bau einer Fabrik in Europa.
       Der Autozulieferer Bosch hat sich gegen eine eigene Zellfertigung
       entschieden.
       
       Während sich die bundesdeutschen Fahrzeugproduzenten und Zulieferer bisher
       mit eigenen Investitionen zurückhielten, haben Politiker großes Interesse
       an den möglichen Standorten der Batteriefabriken – unter anderem in
       Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Auch Sachsen und
       Brandenburg machen sich Hoffnungen, weil sie auf diese Art Arbeitsplätze
       ersetzen wollen, die in der Lausitz durch den Abschied von der Braunkohle
       verlorengehen.
       
       Altmaier hält mehrere Standorte für Batteriezellenfabriken in Deutschland
       für möglich. Jeder könnte anfangs 1.000 bis 2.000 Arbeitsplätze aufweisen.
       Unter anderem der Batteriehersteller Varta und der Autokonzern Ford sollen
       Interesse haben. Auch VW wird genannt. In Schweden hat die Firma Northvolt,
       mit der Siemens und VW in Verbindung stehen, bereits einen Kredit der
       Europäischen Entwicklungsbank erhalten.
       
       Bis 2030 sollen europäische Unternehmen ein Drittel der steigenden globalen
       Nachfrage nach Autobatterien befriedigen, formulierten Altmaier und
       Sefcovic als Ziel. Dabei gehe es auch um die Produktion der
       Lithium-Ionen-Batterien, die gegenwärtig verwendet werden. Er halte nichts
       davon, erst auf einer späteren Entwicklungsstufe einzusteigen, sagte der
       Wirtschaftsminister. Sonst drohe Europa den Anschluss zu verlieren und
       setze seine Technologieführerschaft in der Automobilindustrie aufs Spiel.
       
       13 Nov 2018
       
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