URI: 
       # taz.de -- Deutsche Islamkonferenz: „Muslime gehören zu Deutschland“
       
       > Innenminister Seehofer lädt zur vierten Islamkonferenz und geht diesmal
       > auf die Gläubigen zu. Nötig sei aber ein „deutscherer“ Islam.
       
   IMG Bild: Der Islam ist divers: In der Diskussion melden sich Vertreter*innen verschiedener Glaubensgemeinschaften zu Wort
       
       Berlin taz | Man kann sagen, dass es sich bei der Deutschen Islamkonferenz
       (DIK) auch um ein Spektakel für die Öffentlichkeit handelt. Kameras klicken
       und blitzen, als Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) durch den Saal
       schreitet. Gespannt lauschen die 200 Teilnehmer an diesem
       Mittwochvormittag, als der Mann, der kurz nach seinem Amtsantritt im
       Frühjahr verkündet hatte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, zu seiner
       Grundsatzrede ansetzt.
       
       Seehofer weiß, dass dieser Satz den meisten Zuhörer*innen präsent ist. Beim
       Tag der offenen Tür im Innenministerium sei er mit einer muslimischen
       Familie ins Gespräch gekommen. „Sie sind doch der Meinung, dass wir nicht
       dazugehören“, hätten sie gesagt.
       
       „Ich habe oft erlebt, wie schwer es ist, zu unterscheiden zwischen der
       Historie in Deutschland, unserer kulturellen und geschichtlichen Prägung
       über Jahrhunderte hinweg und unserer gemeinsamen Gegenwart“, sagt nun der
       Minister. „Die Muslime gehören zu Deutschland, sie haben selbstverständlich
       die gleichen Rechte und Pflichten wie alle Bürger dieses Landes.“
       
       Ihm gehe es bei dieser DIK um die Frage, wie man einen Islam fördern könne,
       der die Werte der deutschen Gesellschaft teile und ihre Lebensgrundlagen
       achte, so Seehofer. „Einen Islam der deutschen Muslime.“ Es gebe im Islam
       eine Vielzahl von Denkschulen und Interpretationen, in Deutschland lebten
       Muslim*innen aus fast allen islamisch geprägten Regionen.
       
       ## Seehofer gegen ausländische Finanzierung
       
       Die Mehrheit der hiesigen Muslim*innen sei zudem gar [1][nicht in den
       großen Verbänden organisiert]. Diese hatten die DIK in den vergangenen
       Jahren dominiert. Daher habe man die DIK diesmal geöffnet, „um wieder die
       Vielfalt des muslimischen Lebens und die Pluralität des Islam abzubilden“.
       
       Umso wichtiger sei ein innermuslimischer Austausch, betont Seehofer. Der
       Staat verstehe sich dabei nicht als Vormund, sondern als „Brückenbauer“.
       Ein Dialog sei aber immer nur auf dem Boden des Grundgesetzes möglich. Auch
       müssten Muslim*innen, genau wie alle anderen, Antisemitismus entschieden
       entgegentreten.
       
       Es müsse geklärt werden, wie sich muslimische Religionsgemeinschaften so
       organisieren könnten, dass sie den Anforderungen des
       Religionsverfassungsrechts genügten, sagt Seehofer. Ziel müsse es sein, den
       Einfluss auf Moscheegemeinden aus dem Ausland, etwa durch die Entsendung
       von Imamen, zu beenden. Seehofer erklärt zudem, im Haushalt seien
       zusätzliche Fördermittel für praxisnahe Integrationsarbeit vorgesehen
       worden.
       
       ## Meinungen im Islam sind divers
       
       In der folgenden Podiumsdiskussion betont Bülent Ucar, Direktor des
       Instituts für islamische Theologie der Universität Osnabrück, unter
       lautstarker Zustimmung des Publikums, wie gewichtig die Äußerungen des
       Innenministers als politisches Signal seien.
       
       Dass Seehofer „sich auch als mein Innenminister positioniert, ist mir
       wichtig“, sagt Ucar. Er mahnte die rechtliche Gleichstellung des Islam und
       Fortschritte bei der Imamausbildung an. Dies sei „elementar für ein
       stärkeres Beheimatungsgefühl“ der Muslim*innen.
       
       Bislang habe es nur der Salafismus geschafft, muslimische Jugendliche auf
       Deutsch und in ihrer deutschen Lebensrealität abzuholen, sagt Serap Güler,
       Staatssekretärin für Integration in Nordrhein-Westfalen. „Das muss im
       Umkehrschluss auch den Imamen gelingen.“
       
       Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, einigt sich mit
       Seehofer darauf, dass im Laufe des Jahres 2019 „zwei Dutzend“ Imame
       ausgebildet werden sollen – mit Blick auf die bisher minimalen Strukturen
       ein ambitioniertes Vorhaben.
       
       Wie divers die Meinungen im Islam sind, dafür ist die Auftaktveranstaltung
       der DIK selbst der lebende Beweis. In der Diskussion melden sich
       Vertreter*innen verschiedener Glaubensgemeinschaften zu Wort, [2][auch
       die Moscheegründerin Seyran Ateş] und der Politologe Hamed Abdel-Samad, die
       erst vor wenigen Tagen mit dem Grünen Cem Özdemir die „Initiative säkularer
       Islam“ ins Leben gerufen hatten.
       
       Für eine Weile gleitet die Diskussion ab in einen Streit darüber, wer wen
       wann und wie diffamiert habe. „Das erinnert mich an den Kirchentag“, sagt
       Seehofer.
       
       28 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kommentar-Deutsche-Islamkonferenz/!5554559
   DIR [2] /Tag-der-Offenen-Moschee-in-Berlin/!5541394
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
       ## TAGS
       
   DIR Horst Seehofer
   DIR Islam
   DIR Muslime in Deutschland
   DIR Islamkonferenz
   DIR Deutsche Islamkonferenz
   DIR Islam
   DIR Schwerpunkt Seyran Ateş
   DIR Integration
   DIR Islam
   DIR Schwerpunkt Seyran Ateş
   DIR Islamkonferenz
   DIR Islamkonferenz
   DIR Islamverband Ditib
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ausbildung von islamischen Geistlichen: Imam made in Germany
       
       Ein neues Imamkolleg will die Ausbildung in Deutschland vorantreiben.
       Moscheen sollen damit unabhängiger vom Ausland werden.
       
   DIR Organisatorin zur „Jungen Islamkonferenz“: „Vertrauen ist ganz wesentlich“
       
       Am Wochenende tagt in Berlin die Bundeskonferenz der „Junge
       Islamkonferenz“. Was das soll und worum es geht, erklärt Organisatorin Nina
       Prasch.
       
   DIR Steuern für Gläubige: Seyran Ateş für Moschee-Steuer
       
       Mit ihrem Vorschlag, auch muslimische Gläubige zu besteuern, stößt die
       liberale Muslimin Seyran Ateş bei Union, SPD und Grünen auf offene Ohren.
       
   DIR Gastkommentar Integration: Her mit dem deutschen Muslimtag!
       
       Die Deutsche Islamkonferenz hat gezeigt, dass auch Gegner aufeinander
       zugehen können. Deshalb braucht es etwas Neues.
       
   DIR Sineb El Masrar über muslimische Männer: „Gewalttätige Väter braucht niemand“
       
       Sineb El Masrar beschäftigt sich in ihrem Buch „Muslim Men“ mit Klischees
       über muslimische Männer. Die Berlinerin bekämpft gleichermaßen Tabus und
       Klischees.
       
   DIR Marion-Dönhoff-Preis für Seyran Ateş: Aneckend und robust
       
       Die Anwältin und Frauenrechtlerin steht für einen liberalen Islam. Jetzt
       wird sie für ihr bürgerrechtliches Engagement ausgezeichnet.
       
   DIR Kommentar Deutsche Islamkonferenz: Ein schwieriger Gastgeber
       
       Die Deutsche Islamkonferenz verfolgt ein wichtiges Ziel. Nur sind die
       Erfolgsaussichten unter einem Innenminister Seehofer leider zweifelhaft.
       
   DIR Islamkonferenz in Berlin: Der Imam gehört zu Deutschland
       
       Wie ist es um den Islam in Deutschland bestellt? Darum dreht sich ab
       Mittwoch die Islamkonferenz – unter dem Vorsitz von Innenminister Seehofer.
       
   DIR Vorstand des Moscheeverbands Ditib: Abgang wegen Ankaras Einmischung
       
       In Niedersachsen tritt der Ditib-Vorstand zurück, weil die Türkei zu viel
       Einfluss nehme. Ministerpräsident Weil will die Kooperation prüfen.