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       # taz.de -- Neue Vorwürfe gegen Paul Manafort: Dementis und Gemauschel
       
       > Der inhaftierte Ex-Wahlkampfchef wird beschuldigt, das FBI belogen zu
       > haben. Parallel sorgen Enthüllungen des „Guardian“ für Wirbel.
       
   IMG Bild: „Falsch und verleumderisch“ findet Manafort die Anschuldigungen – Assange habe er nie getroffen
       
       Berlin taz | Sowohl Donald Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort
       als auch die Enthüllungsplattform Wikileaks haben einen [1][Bericht des
       britischen Guardian] dementiert. Die Zeitung hatte am Dienstag unter
       Berufung auf ungenannte „gut platzierte“ Quellen berichtet, Manafort und
       Wikileaks-Gründer Julian Assange hätten sich vor Beginn der
       Wikileaks-Veröffentlichungen von gehackten E-Mails aus dem Wahlkampfteam
       Hillary Clintons im Sommer 2016 mehrfach getroffen.
       
       Sowohl Manafort als auch Wikileaks wiesen den Bericht klar zurück.
       „Wikileaks ist bereit, mit dem Guardian um eine Million Dollar und den Kopf
       des Chefredakteurs zu wetten, dass Manafort niemals Assange getroffen hat“,
       [2][schrieb Wikileaks auf Twitter]. Manafort erklärte in einer
       Stellungnahme: „Diese Geschichte ist vollkommen falsch und verleumderisch.
       Ich habe niemals Julian Assange getroffen oder irgendjemanden, der mit ihm
       in Verbindung steht.“
       
       Laut Guardian habe Manafort in den Jahren 2013, 14 und zuletzt etwa im März
       2016 Assange in dessen Zufluchtsort in der ecuadorianischen Botschaft in
       London besucht. Aber auch in den offiziellen Besucherverzeichnissen der
       Botschaft tauche Manafort nicht auf, schreibt der Guardian selbst. Wer die
       Quellen sind, auf die sich die Reporter berufen, wird allerdings nicht
       genannt, auch nicht, in welcher Funktion sie die verschiedenen Besuche
       mitbekommen haben wollen. Dass der Artikel aus Ecuadors Hauptstadt Quito
       geschrieben wurde, legt nahe, dass es sich um früheres Botschaftspersonal
       handeln könnte.
       
       Wenn der Guardian keine weiteren Beweise vorlegen kann, wird die Story
       keine Halbwertzeit haben. Falls doch, könnte sie allerdings der
       Untersuchung des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller über russische
       Einflussnahme im US-Wahlkampf 2016 und eine mögliche Mitwisserschaft des
       Wahlkampfteams von Donald Trump eine neue Wendung geben.
       
       ## Manafort sitzt derzeit im Gefängnis
       
       [3][Wikileaks hatte im Sommer 2016 Tausende von E-Mails aus Clintons
       Wahlkampfteam und dem Demokratischen Parteivorstand veröffentlicht]. Die
       Mails zeigten unter anderem, mit welch unlauteren Mitteln Clinton und der
       eigentlich zur Neutralität verpflichtete Parteivorstand ihren
       innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders ausgebootet hatten.
       
       Paul Manafort, der fünf Monate lang Trumps Wahlkampfmanager war, sitzt
       derzeit in einem Gefängnis in Alexandria, Virginia, ein. Er hatte
       eigentlich einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht, bestimmte
       Vorwürfe gegen ihn fallen zu lassen, wenn er sein Wissen mit
       Sonderermittler Mueller teilt.
       
       Der verkündete nun aber Anfang der Woche, dass Manafort lüge und nicht alle
       Informationen preisgebe – der Deal ist damit geplatzt, Mueller seinen
       Kronzeugen los, und ob die Staatsanwaltschaft nunmehr wieder alle Vorwürfe
       gegen Manafort in das Verfahren einbeziehen wird, wird derzeit geprüft.
       Manaforts Anwälte bestreiten die Aussagen Muellers und sagen, ihr Mandant
       habe wahrheitsgemäß ausgesagt und kooperiert.
       
       ## Trump-Anhänger halten Ermittlungen für Manöver
       
       Für US-Präsident Donald Trump ist die Mueller-Untersuchung von Beginn an
       ein Klotz am Bein. Vielfach kritisierte Trump seinen [4][inzwischen
       geschassten Justizminister] Jeff Sessions: Sessions war selbst zeitweise
       Teil des Trump-Wahlkampfteams gewesen und hatte sich wegen eigener
       Befangenheit für die Aufsicht über die Untersuchungen als nicht zuständig
       erklärt. Für Trump war das ein Zeichen von Schwäche.
       
       Dass Ergebnisse der Mueller-Untersuchung großen Einfluss auf die
       öffentliche Meinung haben, ist kaum zu erwarten. Die meisten Trump-Anhänger
       halten die Ermittlungen ohnehin für ein Manöver der Demokraten, die nicht
       über Clintons Niederlage hinwegkämen.
       
       28 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.theguardian.com/us-news/2018/nov/27/manafort-held-secret-talks-with-assange-in-ecuadorian-embassy
   DIR [2] https://twitter.com/wikileaks/status/1067718469683167232
   DIR [3] /Hillary-Clinton-und-die-US-Amerikaner/!5347745
   DIR [4] /US-Justizminister-tritt-zurueck/!5549239
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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