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       # taz.de -- Jim Acosta und Pressefreiheit in den USA: Weißes Haus stellt Regeln auf
       
       > Der Streit um Journalist Acostas Zugang zum Weißen Haus ist vorerst
       > beendet. Die Regierung erlässt zugleich Verhaltensregeln für künftige
       > Pressekonferenzen.
       
   IMG Bild: Ist wieder drinne: Journalist Jim Acosta
       
       Washington ap | Die US-Regierung will CNN-Reporter Jim Acosta [1][nicht
       länger den Zugang zum Weißen Haus verwehren]. Doch drohe ihm erneut ein
       Entzug der Akkreditierung, falls er bestimmte Verhaltensregeln für
       Journalisten missachte, warnte das Weiße Haus am Montag. Demnach dürfen
       Reporter künftig nur jeweils eine Frage stellen, wenn sie bei
       Pressekonferenzen aufgerufen würden. Nachhaken sei nur nach Ermessen des
       Präsidenten gestattet. Daran regte sich prompt Kritik von den
       Korrespondenten im Weißen Haus.
       
       Das Weiße Haus hatte Acosta ausgesperrt, nachdem er während einer
       Pressekonferenz am 7. November heftig mit Präsident Donald Trump
       aneinandergeraten war. Den Entzug der Akkreditierung begründete die
       Regierung zunächst mit der Behauptung, der Journalist habe „Hand an die
       Praktikantin gelegt“, die ihm das Mikrofon aus der Hand nehmen wollte. Doch
       fiel das Argument in sich zusammen, als Pressesprecherin Sarah Huckabee
       Sanders ein offensichtlich manipuliertes Video vom Vorfall veröffentlichte,
       das Acosta viel aggressiver wirken ließ als er es war. Tatsächlich zeigen
       Aufnahmen, dass er gestikulierte, die Frau dabei berührte, um
       Entschuldigung bat und die nächste Frage stellte.
       
       Zuletzt führte das Weiße Haus ins Feld, dass der Reporter sich gegenüber
       dem Präsidenten respektlos verhalten habe. [2][Acosta und CNN gelten als
       häufige Zielscheibe Trumps], der Berichterstattung über seine Regierung als
       „Fake News“ bezeichnet – und die Medien als „Feinde des Volkes“.
       
       CNN wies die Vorwürfe zurück und [3][beantragte eine einstweilige
       Verfügung] mit dem Argument, dass die Trump-Regierung mit der Aktion gegen
       das verfassungsgemäße Recht auf Pressefreiheit verstoße. Zudem habe es kein
       ordentliches Verfahren gegeben. Bundesrichter Timothy Keller gab CNN Recht
       und entschied, die Akkreditierung wieder in Kraft zu setzen. Acosta sei
       „irreparabler Schaden“ entstanden, erklärte er. Das Argument der Regierung,
       CNN könne doch einfach einen anderen Reporter schicken, wies der Richter
       zurück.
       
       ## Vom „Geben und Nehmen“
       
       Das Weiße Haus schlug zurück und kündigte zunächst an, die Akkreditierung
       wieder aufzuheben, sobald die einstweilige Verfügung in zwei Wochen
       ausgelaufen sei. Doch als CNN um eine Anhörung bat, folgte die Kehrtwende –
       garniert mit Verhaltensrichtlinien für künftige Pressekonferenzen.
       
       Jeder Reporter müsse das „Parkett räumen“, also das Mikrofon abgeben, wenn
       der Präsident keine Nachfragen erlaube. Wer sich nicht daran halte,
       riskiere den Entzug der Zugangsberechtigung, schrieben Sanders und
       Kommunikationsdirektor Bill Shine in einem Brief an Acosta. Das Weiße Haus
       sei der Meinung, dass der Austausch mit der Presse auf „eine Art Geben und
       Nehmen“ beruhen sollte.
       
       Der Verband der Korrespondenten im Weißen Haus (WHCA) hielt dem Weißen Haus
       zugute, im Fall Acosta das Richtige getan zu haben. Ein Mitspracherecht bei
       den neuen Regeln hätten die Journalisten indes nicht bekommen. „Solange es
       Pressekonferenz im Weißen Haus gibt, haben Reporter Nachfragen gestellt“,
       kritisierte WHCA-Präsident Olivier Knox. „Wir erwarten voll und ganz, dass
       diese Tradition anhält.“
       
       CNN zeigte sich zufrieden mit der Rückgabe der Akkreditierung an Acosta.
       Ein weiterer Gerichtsprozess sei daher nicht nötig, teilte der Sender mit.
       „Wir freuen uns, weiter über das Weiße Haus zu berichten.“
       
       ## Solidarität mit Acosta
       
       Etliche Nachrichtenhäuser hatten sich solidarisch mit Acosta gezeigt.
       Allerdings ist er in der Medienwelt nicht ganz unumstritten. Etliche
       Kritiker monieren etwa, dass der Reporter bisweilen eher darauf erpicht
       sei, einen Standpunkt zu vertreten als eine Frage zu stellen. Bei der
       besagten Pressekonferenz stritt er sich mit Trump kurz über dessen
       Behauptung, wonach Migrantengruppen aus Mittelamerika mit Ziel USA eine
       „Invasion“ darstellten.
       
       Auch in seiner Reaktion wandte sich Acosta direkt an Trump. „Wir sind nicht
       der Feind des Volkes“, twitterte er. „Ich bin nicht Ihr Feind. Sie sind
       nicht mein Feind. Es ist falsch, Ihre Mitbürger Feinde zu nennen. Wir sind
       alle im gleichen Team. Wir sind alle Amerikaner.“ Zudem dankte Acosta
       seinen Unterstützern, und ergänzte: „Wie ich schon letzten Freitag sagte –
       lasst uns wieder an die Arbeit gehen.“
       
       20 Nov 2018
       
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