URI: 
       # taz.de -- Kommentar Grünen-Pläne für die Bahn: Ein klares Jein
       
       > Die Grünen wollen die Deutsche Bahn als Konzern entflechten. Klingt gut.
       > Aber ohne eine Untersuchung der Folgen und Kosten wird es nicht gehen.
       
   IMG Bild: Politik der 1. Klasse: Bislang hat die Bahn allen Versuchen der Zerschlagung trotzen können
       
       Die Forderung der Grünen [1][nach einer Entflechtung des Bahnkonzerns] ist
       nicht neu. Sie erscheint auf den ersten Blick plausibel. Wenn der Staat die
       Infrastruktur übernimmt, hat er die Kontrolle über die Milliardensummen,
       die er dafür ausgibt, und er kann das Geld dort einsetzen, wo es im Sinne
       des gesellschaftlichen Nutzens am besten ist.
       
       Auf dem Papier ist dies zwar auch heute schon gesichert, weil es die
       Zuschüsse für Schienenwege und Brückensanierungen nur [2][gegen garantierte
       Qualitätsstandards] gibt. Doch in der Praxis weiß wohl niemand genau, ob
       die Bahn nicht Lücken im Vertragswerk zur Querfinanzierung anderer
       Unternehmensbereiche nutzt.
       
       Das zweite gewichtige Argument ist die Aussicht auf mehr Wettbewerb im
       Fernverkehr, den sich die Befürworter durch die Trennung von Netz und
       Betrieb erhoffen. Eine staatliche Netzverwaltung würde allen
       Bahnunternehmen gleiche Chancen bei der Trassenvergabe sichern.
       
       Bislang hat die Bahn allen Versuchen zur Zerschlagung trotzen können. Sie
       argumentiert mit dem komplexen Zusammenspiel beider Teile, etwa wenn es um
       Fahrpläne und Baustellen geht. Aber auch das Geld spielt eine Rolle. Fällt
       das Netz dem Staat zu, werden auch die damit verbundenen Schulden in
       zweistelligen Milliardenhöhe in die Bücher des Finanzministers wandern.
       
       ## Ein Allheilmittel ist der Vorschlag nicht
       
       Auch deshalb hielt sich die Begeisterung der Politik für eine Entflechtung
       bisher in engen Grenzen. Zweifel sind auch bei der Hoffnung auf mehr
       Wettbewerb angebracht. Die Einstiegskosten für neue Bahnunternehmen sind
       extrem hoch. Wo es versucht wurde und wird, konzentrieren sich die neuen
       Wettbewerber auf lukrative Strecken, nicht auf einen flächendeckenden
       Verkehr. Dies dürfte sich auch unter einer staatlichen Netzverwaltung nicht
       ändern.
       
       Sinnvoll wäre sicherlich eine transparente Untersuchung der Folgen und
       Kosten einer Trennung von Netz und Betrieb. Erst wenn die Fakten
       nachvollziehbar auf dem Tisch liegen, lassen sich Vor- und Nachteile
       debattieren. Bis dahin lautet die Antwort auf den Vorschlag der Grünen: ein
       klares Jein.
       
       Ein Allheilmittel ist er nicht, schon gar kein Beschleuniger. Der Erfolg
       des Schienenverkehrs hängt vor allem von hohen Investitionen ab, in Züge,
       Trassen, Bahnhöfe und Menschen. Diese Milliarden müssen aufgebracht werden.
       Diese Entscheidung muss die Politik zunächst einmal treffen. Sonst kann sie
       sich alle Blütenträume einer modernen Bahn abschminken.
       
       23 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kritik-an-der-Deutschen-Bahn/!5552535
   DIR [2] /Deutsche-Bahn-will-besser-werden/!5552210
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Mulke
       
       ## TAGS
       
   DIR Deutsche Bahn
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Fernverkehr
   DIR Deutsche Bahn
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Bahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Aufsichtsratsitzung der Deutschen Bahn: Alles soll besser werden – nur wie?
       
       Die Grünen wollen den Bahn-Konzern zerschlagen. Der Aufsichtsrat billigt
       hingegen die Vorstandspläne, fordert aber Verbesserungen.
       
   DIR Kritik an der Deutschen Bahn: Grüne wollen Konzern umkrempeln
       
       Die Deutsche Bahn hat Probleme. Grünen-Chef Anton Hofreiter glaubt, die
       Ursache dafür sind zersplitterte Zuständigkeiten im Konzern. Er fordert
       neue Strukturen.
       
   DIR Deutsche Bahn will besser werden: Immerhin der Presse-Zug ist pünktlich
       
       Es soll mehr Züge, mehr Personal und mehr Investitionen geben. Aber den
       Preiskampf mit den Billigfliegern will Vorstandschef Lutz nicht aufnehmen.